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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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abzuliefern, was zu ihren Pflichten gehörte, und Jacop hatte ihr die Ohren vollgeheult, bis er mitdurfte. Einer aus dem Gefolge des Schultheiß fuhr zufällig am gleichen Tag nach Köln und erbot sich, die beiden auf seinem Karren hinund zurückzubringen, was immerhin besser war als wandern. So kam Jacop nach Köln.
    Und so verliebte er sich das erste Mal.
    Es war ein kühler Tag im Mai, aber die ganze Stadt war auf den Beinen und drängte sich in den Straßen, während zugleich Tausende festlich gekleidete Bürger mit Blumen und Zweigen aus den Toren zogen. Es hieß, die Leute seien zusammengelaufen, um Isabella von England zu sehen, die engelsgleiche Prinzessin, die auf dem Weg zu ihrer Vermählung mit Kaiser Friedrich II. war. Der Kölner Erzbischof Heinrich von Müllenark hatte im Namen des Kaisers ihr Jawort entgegengenommen. Jetzt geleitete er sie nach Worms, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Zum Ruhme der Stadt hatte Heinrich einen sechswöchigen Zwischenaufenthalt in Köln arrangiert, denn immerhin war Isabella die künftige Kaiserin. Zwar wußte jeder, daß Heinrich unter dem Ruhm Kölns vornehmlich seinen eigenen verstand, aber diesmal ging man mit dem Erzbischof in allen Punkten einig. Isabella in Köln! Die herrliche Braut, von der es hieß, sie sei schöner als die Sonne und lieblicher als der Morgentau. Ein überwältigter Propst Arnold von St. Gereon war auserkoren, Isabella für die Dauer ihres Aufenthalts in seinem Hause wohnen zu lassen und mit jedem erdenklichen Luxus zu verwöhnen, natürlich wiederum im Interesse der Stadt Köln. Arnold, dessen Stolz nur noch von seiner Geschwätzigkeit übertroffen wurde, lag jedermann damit in den Ohren und prahlte im folgenden so unverschämt, daß Heinrich kurzerhand erwog, ihn der Gnade wieder zu entheben. Danach fügte sich Arnold in ein eher stilles Glück und harrte nun, wie zigtausende andere Kölner, erzitternd Isabellas Ankunft.
    Jacops Mutter beschloß kurzerhand, die Rückkehr zum Worringer Hof ein wenig aufzuschieben und dabeizusein, wenn Isabella Einzug halten würde. Sie lachte und scherzte, und plötzlich war wieder Leben in ihren sonst so traurigen Augen. Plappernd schoben sie sich im Gedränge auf der Ehrenstraße Stück für Stück vor, bis sie ganz vorne standen und Jacop atemlos dem Wunder entgegenfieberte, von dem alle Welt so trunken war – der unvergleichlichen Isabella.
    Und sie kam.
    Es war ein gewaltiges Spektakel! Irgendeine findige Seele war auf die Idee gekommen, Schiffe zu konstruieren, die scheinbar auf dem Trockenen ruderten und von versteckten, durch seidene Decken verhüllten Pferden
    gezogen wurden. Im Innern saßen Geistliche mit Fidel, Harfe, Lira, Zinnpfeife und Garkleinflötlein und spielten liebliche Weisen, während Geharnischte auf vielfältig geschmückten Pferden den Troß begleiteten und Scharen weißgekleideter Kinder mit Lilien im Haar der Braut Girlanden schwenkend vorausliefen.
    Die Welt stand Kopf.
    Dann endlich kam Isabella selbst, thronend auf einem sandbraunen Falben mit prächtiger weißer Mähne und ebensolchem Schweif, gefolgt von Heinrich und dem kaiserlichen Großhofrichter Petrus de Viena. Vier blumenbekränzte Jünglinge in goldenen Blusen und purpurfarbenen Hosen, den schwarzen Adler auf die Brust gestickt, schirmten ihr erhabenes Wesen gegen die Sonne ab, krönten sie mit einem Baldachin voller Schleifen und Troddeln, einem herrlichen zweiten Himmel, unter dem sie – rätselhaft verschleiert, der Welt entrückt, im Bunde mit den Mächten der Legende – dem Ideal der heiligen Jungfrau näher zu sein schien als je ein weibliches Geschöpf zuvor, ja, die Gottesmutter fast verblassen ließ, so daß die Menge in blasphemischer Extase in die Knie sank und einige zu beten anfingen und vergaßen, wo die Wahrheit endet und die satanische Verblendung ihren Anfang nimmt, das Gift des Antichristen, und die so schönen und doch selbst unverschleiert nicht annähernd so schönen vornehmen Frauen auf ihren Söllern, gepeinigt von den rasenden Schmerzen ihrer Eitelkeit, das köstliche und verwerfliche Leiden der Rivalität in Lauten falscher Ehrerbietung hervorstöhnend, aufgezehrt von den Flammen der Ungewißheit und des Neids, verlangten, endlich ihr Antlitz zu sehen, das Gesicht der englischen Heiligen, Prinzessin, Edlen, Hure, Schlampe, Erzfeindin, Vernichterin, das Gesicht, das Gesicht, das Gesicht!!!
    Und wie nun alle danach schrien und die Masse rasend wurde, führte Isabella ihre kleinen weißen Hände

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