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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sache entsprach auch nicht mehr ganz dem göttlichen Plan. Geht es Euch jetzt besser?«
    Jacop nickte. Seine jämmerliche Stimmung war wie weggeblasen. Mit der Beweglichkeit seines Arms war auch sein Geist wieder beweglich geworden.
    »Danke«, sagte er.
    »Nicht der Rede wert«, trompetete Goddert leutselig.
    »Was willst denn du?« rief Jaspar aufgebracht. »Hättest du geholfen, müßten wir ihn jetzt beerdigen.«
    Richmodis schlug wieder auf den Tisch. »Könntet ihr mal mit dem Gezänk aufhören? Jacop hat uns etwas zu erzählen.«
    »Eine Frage hätte ich zuvor«, rief Goddert und hob den Finger.
    »Und?«
    »Wer ist denn dieser Jacop eigentlich?«
    »Ja, richtig«, fiel Jaspar ein. »Das ist eine verdammt gute Frage. Wen habe ich da überhaupt kuriert?« »Er ist ein –«, begann Richmodis. Jacop hob die Hand und brachte sie damit erstaunlicherweise alle zum Schweigen.
    Dann begann er zu erzählen.
    Aus dem Leben eines Fuchses
    Es war ein ruhiges Jahr.
    Der Kaiser erließ eine allgemeine und ungeliebte Verordnung gegen die Autonomie der bischöflichen Städte, insbesondere für das Erzstift Köln. Der damalige Kölner Erzbischof bestätigte die Weihe der Machabäerkirche. In der Stolkgasse siedelte sich der Predigerorden an, und ein Pfarrer wurde des Mordes überführt und hingerichtet. Sonst geschah nicht viel.
    Und Jacop wurde geboren.
    Er verlor relativ früh die Übersicht über die Anzahl seiner Lebensjahre. Das war nichts Besonderes. Nur wenige wußten genau, wie alt sie waren. Seine Eltern waren schweigsame Bauern, die auf dem Hofverband des Kölners Domkapitels zu Worringen eine Hufe bewirtschafteten. Jährlich zahlten sie zwei Pfennige Pachtzins an den Schultheißen, der den Hof verwaltete. Verheiratet waren sie nicht, denn dafür wären weitere sechs Pfennige fällig gewesen, und die hatte man nicht übrig oder wollte sie zumindest nicht missen.
    Jacops früheste Erinnerung war eine Lehmmulde im Haus. Darin mußte er sitzen, wenn Eltern und Geschwister draußen auf dem Feld waren oder Frondienst auf dem Herrenhof zu leisten hatten. Über den Rand konnte er die Feuerstelle in der Mitte des einzigen Raumes sehen und den großen, irdenen Kessel darüber, aus dem es unablässig dampfte. Im ersten Jahr war er zu klein, um aus eigener Kraft aus der Mulde zu kriechen, dann riß er immer häufiger aus. Fanden sie ihn irgendwo zwischen den Ackerfurchen oder Schweinen, setzten sie ihn wieder zurück in die Mulde, bis das keinen Sinn mehr machte und die Mulde dem Nachwuchs überlassen wurde.
    Wieviele Geschwister er überhaupt hatte, wußte Jacop nicht. Seine Mutter sprach von einem gottverfluchten Haufen, aber dabei lächelte sie. Sie hatte Schwierigkeiten mit dem Zählen, zumal einige der Kinder kurz nach der Geburt starben und sie ständig schwanger war. Der Bauer schlug sie dafür, aber er schlug sie auch, wenn sie ihm nicht zu Willen sein wollte.
    Jacop konnte sich nicht erinnern, daß sie je dagegen aufbegehrt hätte. Immer versuchte sie zu lächeln, während ihre Augen immer trauriger wurden.
    Es war halt einfach so.
    Als er laufen und damit nach Meinung seines Vaters auch arbeiten konnte, starben auf einen Schlag mehrere seiner Geschwister an einem Fieber. Er hatte nicht den Eindruck, daß es seinem Vater sonderlich leid tat. Seine Mutter weinte, aber sie tat es wohl mehr der eigenen Schmerzen wegen, die sie hatte erdulden müssen. Dann entschuldigte sie sich bei Gott, daß sie ihrer Trauer so zügellos nachgegeben hatte, und starrte vor sich hin. Es kam ein Geistlicher, und die Kinder wurden fortgeschafft.
    Die Portionen beim gemeinsamen Essen wurden darum nicht größer. Sie aßen Hirsebrei und Hirsebrei und Hirsebrei. Inzwischen hatte Jacop herausgefunden, daß es in dem Hofverband, der einige Dutzend dienstbare Hufen zählte, weitaus wohlhabendere Bauern gab, die in gutem Einvernehmen mit dem Schultheiß standen und zum Teil sogar über einen Sonntagsstaat verfügten. Sein Vater, der tagein, tagaus nichts anderes trug als Bruch, Beinlinge und seinen dunkelgrauen Leibrock, schimpfte bei jeder Gelegenheit auf diese Bauern und nannte sie Pfefferlecker und Spitzhüte, ohne jedoch selber auf einen grünen Zweig zu kommen. Jacop wußte nicht, warum sein Vater arm war. Er wußte eigentlich gar nichts, außer daß er weg wollte und die Welt sehen.
    Als er vielleicht drei oder vier Jahre alt war, nahm ihn seine Mutter mit nach Köln. Sie hatte dort im Auftrag des Domkapitels selbstgenähte Hosen

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