Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
räumen, und zwar schnell, was der aber nicht tat. Es entstand eine peinliche Situation, als deren Konsequenz Konrad seine Beziehungen spielen und den alten Propst bannen ließ.
Der Skandal war perfekt, der Ärger unbeschreiblich.
Es kam, wie es kommen mußte: Prozeß vor der Kurie! Konrad hatte in Rom zu erscheinen. Aber die Römer kannten ihren Konrad nicht. Wenn der Hochstadener nicht wollte, erschien er nirgendwo. Prompt kam die Quittung, indem die päpstlichen Bevollmächtigten in Köln auftauchten, um den alten Propst offiziell in seinem Amt zu bestätigen. Der saß allerdings in seinem Haus und traute sich nicht in den Dom, wo Konrad mit ein paar ungemütlich aussehenden Burschen Hof hielt und großspurig erklärte, er werde jeden hinausbefördern, der seine Autorität nicht anerkenne. Also schickte der Propst einen Vertreter, den die päpstlichen Legaten einstweilen installieren sollten, er selber würde die Sache dann schon wieder in die Hand nehmen, wenn Konrad in seinen verdammten Marienpfuhl zurückgekrochen wäre und klein beigegeben hätte.
Konrad tat den Teufel. Schäumend vor Wut schleifte er den Vertreter an den Haaren aus dem Chor. Anschließend zog er mit seiner Horde zum Haus des Propstes, schlug dort alles kurz und klein, plünderte, was nicht nietund nagelfest war und machte den bibbernden Alten zu seinem Gefangenen.
Jetzt wurde es dem Papst zu bunt. Ein Lamm in seiner Herde, das die Macht der heiligen römischen Kirche und einige ihrer verdientesten Ministerialen mit Füßen trat? Kurz darauf sah sich Konrad exkommuniziert. Der heilige Vater verkündete das Interdikt über sämtliche Orte, an denen sich Konrad und seine Bande aufhielten, und das Ganze hätte wohl ein böses Ende gefunden, wenn nicht etwas vollkommen Absurdes geschehen wäre.
Konrad wurde zum Erzbischof gewählt.
Hätte Konrad Zeit gehabt, hätte er sich wahrscheinlich totgelacht. Leutselig entließ er den alten Propst aus seiner Gefangenschaft, entschuldigte sich bei ihm und strich ihm die Kleider glatt. Was kümmerten ihn die Niederungen seiner Streitigkeiten? Dompropst? Sollte der Alte doch Dompropst bleiben.
Jetzt hatten die Kölner also einen Raufbold zum Erzbischof. Aber Konrad war alles andere als dumm. Er wußte, daß die Kölner mehr als einmal klargestellt hatten, was sie von ihren erzbischöflichen Landesherren hielten, nämlich gar nichts. Irgendwie hatten die Erzbischöfe mit den Kölnern nichts als Ärger. Vor knapp zweihundert Jahren hatten aufgebrachte Bürger Erzbischof Anno aus der Stadt geworfen, weil er für seinen Gast, den Bischof von Münster, ein Kaufmannsschiff beschlagnahmt hatte – Herrgott! Was war schon so ein Schiff und die paar Waren, die man kurzerhand in den Rhein geworfen hatte, damit der Münsteraner nicht zwischen Flachs und Käse sitzen mußte? Aber Anno hatte fliehen müssen, durch einen Gang wie eine Ratte, wahrscheinlich hätten die Kölner ihn sonst totgeschlagen.
Und dann Philipp von Heinsberg, dem sie die Mauer vor die Nase gesetzt hatten, kaum daß er seiner Stadt den Rücken kehrte. Schön zwar, daß die Mauer da war. Aber hätten sie nicht wenigstens fragen können, die Hurensöhne?!
Schließlich Engelbert von Berg. Den hatte sein eigener Neffe hinterrücks ermordet. Der Neffe war zwar kein Kölner, aber was tat das zur Sache?
Engelbert war der Kölner Landesherr gewesen, und als solcher hatte er dran glauben müssen. Blut klebte an den Händen der Kölner, heiliges Blut!
Und Heinrich von Müllenark? Schulden hatte der gemacht, naja. Was waren Schulden im Dienste des universellen Seelenheils? Was war Geld im Kampf gegen den Teufel? Was ums Verrecken trieb die Kölner Kaufleute – gleich den römischen – auf der Rückzahlung ihrer Darlehen zu beharren, als sei ein Erzbischof ein gemeiner Schuldner, um ihn dann zu allem Überfluß bei Papst Gregor anzuschwärzen, er führe einen unsittlichen Lebenswandel, treibe Unzucht mit den Frauen deutscher Ritter und werfe das Geld für Orgien und Geprasse zum Fenster raus?
Sie waren undankbar und unverschämt, die Kölner!
Aber sie waren auch die erste Handelsmacht im Reich. Genossen landesherrliche Rechte, waren praktisch jetzt schon freie Reichsstadt. Zoll-und Münzwesen lagen in ihrer Hand. Sich mit den Kölnern anzulegen, brachte nur Probleme. Besser also, ihre Rechte anzuerkennen.
Zumindest fürs erste.
Der Landfahrer hatte aber auch gehört, daß man Konrad nicht so recht trauen wollte in Köln. Jeder wußte, daß die
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