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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Intelligenz des neuen Erzbischofs nur noch von seiner Skrupellosigkeit übertroffen wurde. Augenscheinlich gab er sich lammfromm. Nach Meinung der Kölner war er allerdings weder fromm noch einem harmlosen Grasfresser vergleichbar. Sie würden schon noch ihren Spaß mit Konrad bekommen, soviel stand fest.
    Er war einfach zu gerissen.
    Vorerst jedoch konnte ihm niemand etwas vorwerfen, im Gegenteil. Eben erst hatte er, der sich in typischer Hochmut auch noch Erzkanzler für Italien titulierte, zwei Gruithäuser errichtet, das »Medehuys« am Alter Markt und das »Middes« an der Follerstraße. Damit war zwar auch eine Bierakzise fällig geworden, aber solange die Kölner Bier trinken durften, war ihnen jede Steuer ziemlich wurscht. Niemand hatte die schreckliche Zeit vergessen, anno 1225, als Erzbischof Engelbert kurzzeitig das Bierbrauen verboten hatte. Mit dem Bier nahm man den Kölnern ihren Lebenswillen, das sagten zumindest die Kölner, und die mußten es besser als jeder andere wissen.
    Im »Medehuys« war der Landfahrer gewesen, und es hatte ihm geschmeckt. Er schwärmte vom Bier, pries jedes Bläschen im Schaum und schilderte das Trinken dieser für Jacop unbekannten Flüssigkeit auf eine Weise, daß Jacop sich fühlte wie ein staubiger Krug.
    Er lauschte fasziniert.
    Und mit jedem Wort, das der abgerissene Wandergeselle von sich gab, während er Brocken von Brot in sich hineinstopfte und sich in seiner Gier auf die Finger biß, entfernte Jacop sich ein wenig mehr von seinem Vater und dem Hof und träumte sich in die Stadt hinein, wenn er auch nicht wußte, was ein Propst war und ein päpstlicher Legat und ein Erzbischof. Er sah nur immer wieder Isabellas reines, weißes Gesicht vor sich, erlebte jenen Tag in Köln aufs Neue, und die Stadt erschien ihm mehr denn je das wirkliche Leben zu sein, von dem seine Mutter ihm immer erzählt hatte, als er sich noch an ihrem Lächeln hatte wärmen können.
    Sein Vater verfluchte Köln. Sonst sagte er nichts.
    Der Landfahrer zog weiter, und Jacop schuftete wieder auf den Feldern. Ein weiteres seiner Geschwister starb, nur er und ein Älterer waren noch übrig. Sein Vater trieb sie an wie Ochsen. Die Wochen quälten sich dahin, ein Tag wie der andere, es wurde Sommer, und immer erschien ihm Isabella und rief ihn ins heilige Köln. Er war vergiftet von der Liebe und der Sehnsucht nach der anderen Welt.
    In einer sehr heißen, sehr unruhigen Nacht stand er leise von seinem Strohlager auf, nahm einen Kanten Brot und ging nach draußen, fort von der Hütte, entlang der Hufe, bis er das kleine, klumpige Haus nicht mehr sehen konnte.
    Dann begann er zu laufen.
    Nach einer Weile mußte er ausruhen. Der Hofverband lag inzwischen weit hinter ihm, am Horizont dämmerte der Tag. Hungrig biß er von dem Brot ab, beschloß, einen Augenblick Atem zu schöpfen und schlief mitten auf einer Wiese ein.
    Das Summen der Bienen weckte ihn.
    Mit verklebten Augen taumelte er hoch und wußte zuerst nicht, wo er sich befand und wie er hierhergelangt war. Die Sonne stand senkrecht am Himmel. Ringsum sah er nichts als Natur, sanft geschwungene Wiesen, durchbrochen von Buschwerk und hohen Sträuchern. Etliche Schritte weiter verlief der Rand eines Waldes.
    Dann erinnerte er sich. Er war fortgelaufen.
    Und plötzlich kam er sich klein und schäbig vor, und er wagte kaum den Blick zum Himmel zu heben. Gottes Blick lastete auf ihm wie ein Todesurteil. Du hast deinen Vater und deinen Bruder im Stich gelassen, den Hof, alles, sagte Gott. Du bist ein Feigling und Verräter, Jacop. Du verdienst nicht, daß du lebst. Bereue!
    Kehr um!
    Einen Moment lang zögerte Jacop. Isabella! Die Stadt. Das andere, glühende Leben, das Pochen in seiner Brust. Dann nahm er den Rest vom Brot, machte trübsinnig kehrt und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, aus welcher Richtung er gekommen war. Nach einigem Herumraten fand er den Pfad wieder, der zu den Hufen führte. Er war tatsächlich ein ordentliches Stück gelaufen, stellte er fest, und schritt aus, was die Beine hergaben.
    Es war später Nachmittag, als er, einen Stein im Herzen und zugleich bereit, seine verdiente Strafe mannhaft zu ertragen, um die letzte Hecke bog, hinter der das Pachtland seines Vaters begann und man von ferne die Hütte sehen konnte, und trotz seiner Angst freute er sich beinahe, zurückzukehren. Er würde irgendeine Erklärung finden, vielleicht würde er auch einfach die Wahrheit sagen. Totschlagen konnte ihn sein Vater nicht. Er brauchte

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