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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ihn schließlich auf dem Feld. Möglicherweise gab es einen Tag lang nichts zu essen, na gut. Oder er mußte die Schweine hüten, wenn eigentlich sein Bruder dran gewesen wäre. Alles Konsequenzen, mit denen es sich leben ließ. Oder aber, er mußte –
    Seine Gedankenspiele kamen zu einem jähen Ende. Weit vor ihm, dort, wo er zuhause war, stieg eine Säule schmutzigbraunen Qualms in den blauen Himmel.
    Zuerst dachte er, sein Vater hätte irgend etwas verbrannt. Es mußte ein großes Feuer sein, das er angezündet hatte. Zu groß. Es gab keinen Grund für ein solches Feuer, nichts, was ihm eingeleuchtet hätte, und er sah genauer hin.
    Die Hütte war verschwunden.
    Jacop fühlte seine Gliedmaßen ertauben, während vor seinem Geist ein Riegel zuschnappte. Er hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Seine Vernunft meldete sich und reklamierte, es habe dort bitteschön eine Hütte zu stehen, bezichtigte die Wirklichkeit, ungültig zu sein und forderte sie auf, augenblicklich zum gewohnten Bild zurückzukehren.
    Die Säule blieb.
    Jacop ließ das Brot fallen. Mit einem Aufschrei lief er los, stolperte durch die krümeligen Ackerfurchen, wild mit den Händen fuchtelnd, bis er dem dunklen Qualm so nahe gekommen war, daß er deutlich die zusammengestürzten Reste der Hütte erkennen konnte.
    Seine Augen brannten. Er weigerte sich, zu verstehen.
    Ganz allmählich kroch die furchtbare Wahrheit in ihn hinein wie eine Spinne. Er ging näher heran. Noch ein Stück – Noch einen Schritt – und sah –
    – sah–
    »Was?« fragte Richmodis leise. Jacop blickte ins Leere. Ihm war, als sei er durch die Zeit zurückgefallen. Mühsam zwang er sich wieder in die Gegenwart. »Ja, was!« Jaspar Rodenkirchen beugte sich vor. »Was habt Ihr da gesehen?«
    Jacop schwieg.
    »Nichts«, sagte er schließlich.
    »Nichts! Was heißt hier, nichts?« entfuhr es Goddert von Weiden. Of fensichtlich war er höchst unzufrieden mit der Antwort.
    Jacop zuckte die Achseln.
    »Nichts. Da war nichts. Nur schwarzverbrannte Balken und rauchende Torfreste.«
    »Und dann? Was tatet Ihr dann?«
    »Ich tat, was ich ohnehin vorgehabt hatte. Ich ging nach Köln.«
    »Und Euer Vater? Euer Bruder? Was war mit –?«
    »Augenblick«, fiel ihm Jaspar ins Wort. »Unser junger Freund hat sich bestimmt nicht bei uns eingefunden, um sein ganzes Leben vor uns auszubreiten. Wenngleich es mir ans Herz geht, das muß ich bei allen Heiligen gestehen.«
    Jacop war tatsächlich ratlos. Er hatte nicht vorgehabt, das alles zu erzählen. Er kannte diese Leute kaum, aber sie hingen an seinen Lippen, als predige er vom jüngsten Gericht. Dabei war es doch nur die Geschichte irgendeines kleinen Jungen.
    Eines Jungen, den ich mal gekannt habe, fuhr es Jacop durch den Kopf. Bin ich das wirklich gewesen? Ihm kam es plötzlich vor, als habe er die Geschichte eines anderen erzählt, ohne recht zu wissen, warum.
    »Ich ging nach Köln«, wiederholte er versonnen.
    Richmodis legte eine Hand auf seinen Unterarm.
    »Ihr müßt nicht weiter darüber reden.«
    »Warum denn nicht?« trompetete Goddert. »Es ist eine wahrhaft schöne und interessante Geschichte. Man hört nicht viele solcher Geschichten heutzutage, und ich empfinde die Bezahlung eines Physikus durch eine Geschichte als höchst originell.«
    »Das ist nicht abzustreiten, lieber Goddert«, nickte Jaspar. »Wenngleich du mal wieder nicht weiterdenkst als bis zu deiner roten Nasenspitze, oder glaubst du, ich könnte mit Geschichten Wein kaufen?«
    »Natürlich kann er das«, sagte Jacop. »So?« Kinn und Nase des Physikus griffen vereint an. »Da wißt Ihr mehr als ich. Wie soll das gehen?«
    »Es geht. Ich hatte einen Freund in Köln, Bram, einen alten Flöter. Er lebte in der Spielmannsgasse, gleich gegenüber dem Anwesen, das jetzt dem Henricus Videlere gehört.« Der Ioculator Henricus war einer der wenigen Spielleute, der es zu einem eigenen Haus und Grundbesitz gebracht hatte. Mechthild, seine Frau, war eine Citharista. Es hieß, sie hätten gemeinsam schon beim Erzbischof aufgespielt, jedenfalls erfreuten sie sich eines bescheidenen Wohlstands. Ansonsten war die platea mimorum, wie die Spielmannsgasse offiziell hieß, eher eine Art Lager für das fahrende Volk, durchreisende Spaßmacher, Schausteller und Schauspieler, Musikanten und Sänger, alles in allem wenig angesehene Leute. Dazwischen gab es einige öffentliche Häuser zur Unterbringung seßhafter Künstler, die eben so viel Geld aufbringen konnten, um ihren

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