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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Mördern sprichst, benutze die richtigen Pronomina. Du bist ebenso sein Mörder wie wir alle.«
    »Ihr habt das beschlossen, nicht ich!«
    »Nein, wir haben gewisse Maßnahmen ergriffen zur Erreichung gewisser Ziele, die wir alle und viele unseres Standes anstreben. Auch du, Kuno! Deine Brüder von ihrem Los zu befreien und ihnen eine ehrenvolle Rückkehr zu ermöglichen, hast du mit glühenden Wangen bejaht, ohne dabei von der Sache Abstand zu nehmen, die uns allen unvermeidlich schien. Glaubst du im Ernst, daß du dir die Verantwortung häppchenweise herauspicken kannst, dich bekennen zu dem, was dir sinnig und vertretbar erscheint, während alles andere bei uns liegen soll, nur weil es dir nicht zusagt? Initiator des Todes zu sein hast du ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert, du warst einer der ersten. Aber Tod scheint dir nicht gleichbedeutend mit Tod zu sein, das Verderben des einen billigst du, das des anderen nicht, wiewohl beides Frevel und schwere Sünde ist. Bist du also weniger ein Frevler als wir, weil du den Tod des Menschen, den du liebtest, nicht mit einkalkuliert und darum nicht gewollt hast? Es geht nicht darum, welche Tat im einzelnen du verantworten willst und welche nicht, wenn alle diese Taten Konsequenzen ein und derselben Entscheidung sind, die du gefällt hast. Du magst Gerhards Tod nicht gewollt haben, aber du hast ihn zu verantworten, ob es dir gefällt oder nicht. Leugnest du diese Verantwortung, leugnest du uns und stellst dich außerhalb der Gruppe. Wir müssen dich dann als jemanden betrachten, dem wir nicht trauen können.«
    Kuno war blaß geworden. Er setzte zum Sprechen an, schüttelte heftig den Kopf und setzte sich.
    »Daniel, zu dir«, fuhr Johann tonlos fort. »Du wußtest um Kunos Schmerz. Kuno Kone ist ohne Eltern, und Gerhard Morart war für ihn Vater und Freund. Was hast du auf dem Leichenzug zu ihm gesagt?«
    Daniel fletschte die Zähne. »Er sei eine Memme, habe ich zu ihm gesagt. Ist das ein Grund, auf mich loszugehen?« »Das ist nicht wahr«, schrie ihn Kuno an. »Du hast Gerhard und mir eine – eine widernatürliche Sache unterstellt –«
    »Du bist verrückt!«
    »Verrückt? Wie würdest du es denn nennen, wenn dich jemand fragte, ob –« Er brach ab. Sein Kinn begann zu zittern. »Was hast du zu Kuno gesagt?« wiederholte Johann seine Frage. Daniels Lippen bebten vor Verachtung. Er sah Kuno unter halbgeschlossenen Lidern an und lehnte sich zurück. »Ich habe ihn gefragt, wo er denn sein starkes Parfüm gelassen habe, da er doch die nächsten drei Nächte bei einem Toten zu liegen komme.«
    Betroffenes Schweigen legte sich über die Runde. Alle Blicke wandten sich von Daniel ab. Er zog die Brauen zusammen und verschränkte trotzig die Arme.
    »Daniel«, sagte Mathias leise, »wenn ich die Freiheit hätte, würde ich dich prügeln, bis dir das Fleisch von den Knochen springt.«
    Daniel sah an die Decke.
    »Na schön.« Johann legte die Fingerspitzen aufeinander. »Unsere Sache hat sich nicht zum besten entwickelt. Wir haben die äußerste Grenze des Aufsehens riskiert, indem wir einige unserer Knechte in Urquharts Dienst stellten. Noch ist der Rothaarige nicht gefunden. Urquharts Idee, seine gekauften Zeugen vor Gerhards Haus predigen zu lassen, war taktisch ebenso klug wie brisant, aber ruhig schlafen können wir darum noch lange nicht, da dieser Jacop in jeder Sekunde, die Gott vergehen läßt, sein Wissen weitertragen kann. Auch wir werden also die Augen offenhalten. Die Situation hat leider den Tod weiterer Menschen erforderlich gemacht –«
    »Eine Hure und ein Bettler«, murmelte Daniel abfällig.
    »Du solltest nicht so leichtfertig über Huren reden«, bemerkte Theoderich. »Wenn ich mich nicht irre, nimmst du sie allzuoft in Anspruch.«
    » – und wird auch den Tod des Rothaarigen zur Folge haben«, fuhr Johann mühsam beherrscht fort. »Wir müssen damit leben, und wir werden dafür büßen. Ich bete zum Herrn, daß Urquhart es dabei beläßt, bevor er zu seinem eigentlichen Auftrag schreitet, ohne daß uns weiterer Schaden erwachsen mag. So weit der Stand der Dinge.«
    »Ja«, seufzte Heinrich von Mainz. »Schlimm genug.«
    Blithildis Kopf fuhr hoch.
    »Schlimm? Oh nein.«
    Die wenigen Worte reichten aus, daß augenblicklich Totenstille einkehrte. Die Männer starrten die Tischplatte an und regten sich nicht.
    »Als die Unsrigen vor Konrad auf den Knien rutschen mußten«, flüsterte die alte Frau, »um Verzeihung zu erflehen für ihre gerechten und

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