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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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du die Worte des Papstes hören? Diese Knaben beschämen Uns. Denn während sie eilen, das Heilige Land zurückzugewinnen, liegen Wir im Schlafe. Das hat er gesagt. Aber ein Jahr später, als die Katastrophe offenbar geworden war, haben sie den Vater des Nikolaus in Köln gehängt, der war plötzlich an allem schuld, er hätte seinem Sohn aus purer Ruhmessucht zu dieser Wahnsinnstat geraten. Sieh mal, plötzlich waren alle der Meinung, es sei Wahnsinn gewesen. Ist das nicht komisch? Und heute? Konrad von Hochstaden hat für übermorgen eine Predigt gegen die Ungläubigen angekündigt, im Kapellenkranz des neuen Doms wird er predigen, und in Rom wurde jüngst ein neuer Kreuzzug gegen die Tataren ausgerufen. Fällt dir was auf?«
    Jacop dachte unter unsäglicher Mühsal nach. Fiel ihm was auf?
    »Nein«, beschloß er.
    Jaspar langte herüber und packte ihn am Wams.
    »Doch! Sie sind schon wieder so weit. Ich rede von Nächstenliebe und christlichem Lebenswandel, und sie reden vom Kreuzzug. Ich bin weiß Gott alles andere als einer mit zuviel Moral, ich saufe, fluche, ja, ich buhle, wie Goddert ganz richtig bemerkt hat, und ich bin der Meinung, man sollte die Waldenser strafen und noch einige ungewaschene Hunde dazu – aber der Kreuzzug kann nicht im Sinne Gottes sein, dafür ist er zu grausam. Er verhöhnt das Kreuz, an dem Christus gestorben ist, und der ist verdammt noch mal nicht gestorben, damit wir in Jerusalem oder sonstwo auf der Welt ein Blutbad anrichten!«
    Jacop sah ihn an. Langsam wanderte Jaspars Kinn in Stirnhöhe, während sich die Nase verdoppelte. Er rülpste.
    Dann verschwand Jaspars Gesicht nach unten, während dafür die schattendurchwirkte Decke des Gewölbes mehr und mehr in sein Blickfeld geriet. Außerstande, an etwas anderes zu denken als Schlaf, sank Jacop sanft zu Boden.
    Jaspars Hand zupfte ihn an der Hose. »He, warte, Füchschen. Mir fällt ein, daß ich dich noch was fragen wollte. Du hast heute morgen vergessen, es zu erwähnen.« »Ich verstehe nichts von Politik«, murmelte Jacop mit geschlossenen Augen.
    »Vergiß die Politik. Jacop? He, Füchschen?«
    »Mhm?«
    »Was hat er gesagt?«
    »W – was hat wer gesagt?«
    »Gerhard, verdammt. Was hat er zu dir gesagt? Seine letzten Worte?«
    »Letzte –?«
    Was hatte Gerhard denn gesagt? Wer war überhaupt Gerhard?
    Dann fiel es ihm wieder ein.
    »Er – hat – gesagt –«
    »Ja?«
    Eine Weile war es still.
    Dann begann Jacop leise zu schnarchen.
    Filzengraben
    Die Stimmung war so düster wie der Abend.
    Um den breiten, schwarzen Tisch versammelt saß fast die ganze Gruppe. Von den Overstolzen Johann, Mathias, Daniel und Theoderich, außerdem Heinrich von Mainz. Von den Kones war nur Kuno anwesend, denn Bruno und Hermann, seine Brüder, konnten nicht teilnehmen. Sie lebten im Exil. Es wäre lebensgefährlich für sie gewesen, sich in Köln blicken zu lassen.
    Blithildis Overstolz saß ein wenig abseits. Sie wirkte, als ob sie schlafe. Nur ein leichtes Zittern ihrer Finger verriet, daß sie hellwach und angespannt war.
    Nichts war aufgetischt. Kein Wein, keine Früchte.
    Johann sah in die Runde.
    »Also gut«, sagte er. »Wir sind vollzählig. Sieben, die einen geheimen Plan teilen. Dazu zwei Verbannte, deren Schicksal in unseren Händen liegt.« Er machte eine Pause. »Das sind nicht viele, bedenkt man, was wir uns vorgenommen haben und in wessen Interesse wir handeln. Jeder von uns hat einen Eid geleistet, in dem er sich auf absolutes, bedingungsloses Stillschweigen und nicht verhandelbaren Gehorsam gegenüber unserer Sache verpflichtet hat. Man sollte meinen, eine solche Handvoll Getreuer sei wie ein Kettenhemd, dessen verschlungene Glieder niemand auseinanderzureißen vermag. Ein Bund wie Einer.« Sein Blick wanderte über den Tisch und blieb an dem jungen Kone hängen, der mit gesenktem Kopf dasaß. »Ich habe mich offenbar geirrt. Kannst du mir erklären, Kuno, warum?«
    Kuno wandte ihm das Gesicht zu, sah Johann aber nicht an.
    »Fragt Daniel«, entgegnete er leise.
    »Daniel werde ich früh genug fragen. Einstweilen geht es darum, daß du ihn niedergeschlagen hast, während Gerhard zu Grabe getragen wurde, was ungeachtet der Gefahr für unser aller Leib und Leben einen beispiellosen Frevel darstellt.«
    »Frevel?« rief Kuno und sprang auf. »Ihr sprecht von Frevel, der Ihr Gerhard habt ermorden lassen?«
    Daniels Augen waren voller Blitze, aber er schwieg.
    »Setz dich wieder hin«, sagte Johann ruhig. »Wenn du von Gerhards

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