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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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seinem Blick sprach kalte Intelligenz. Ein Blick, an dem man sich schneiden konnte! Seine Stirn war hoch und schön, seine Stimme leise und kultiviert, beinahe sanft und gehoben von feinem Spott.
    Warum tötete er?
    Johann schüttelte den Kopf. Unsinnige Gedanken. Einmal, ein einziges Mal an diesem Morgen hatte er Urquhart gesehen und kurz mit ihm gesprochen, als Mathias ihn ins Haus gebracht hatte. Was trieb ihn dazu, sich derart mit dem Mörder auseinanderzusetzen?
    Es ist die Angst, dachte er. Die Angst vor der Frage, wie weit ich entfernt bin von dem, was Urquhart ist. Ob wir uns im Wesen unterscheiden oder nur im Stadium.
    Die Angst, zu erfahren, wie man so wird.
    Johann hob die Rechte, um sich zu bekreuzigen.
    Es gelang ihm nicht.
    Die beiden Nachtwächter lenkten ihre Pferde aus der Saxengasse auf das Forum. Sie hatten soeben Mitternacht ausgerufen. In einer Stunde würden die Klosterbrüder der Minoriten, Benediktiner und Karmeliter aufstehen und sich zur Matutin begeben, um den neuen Tag mit Psalmen zu begrüßen und den Lesungen der Kirchenväter zu lauschen – die meisten mit geschlossenen Augen und schnarchend.
    »Kalt geworden«, gähnte der eine. Sein Partner winkte ab. »Sei froh. Wenn's kalt wird, bleiben die Strolche, wo sie sind, die Habenichtse erfrieren, und in den Gassen ist Frieden.« Die Eingänge der Häuser zogen an ihnen vorbei, ausgegossen mit Dunkelheit.
    »Hast du gehört, daß sie heute morgen zwei Tote gefunden haben? Auf dem Berlich eine Hure, die hatte einen Bolzen im Auge, und einen auf dem Entenpfuhl, dem war er durchs Genick gefahren. Komische kleine Dinger. Wie von einer Armbrust, aber irgendwie zu klein.«
    »Na und? Geschmeiß.«
    »Trotzdem.« Er fröstelte. »Schon seltsam.«
    »Mir soll's recht sein, wenn sie sich gegenseitig an die Kehle gehen. Haben wir unsere Ruhe.«
    »Ja, aber wer schießt denn mit komischen kleinen Bolzen um sich, wie man sie noch nicht gesehen hat? Der Kanonikus von St. Margareten hat den Teufel ins Gespräch gebracht. Schon denkbar, meinst du nicht? Meine Eltern jedenfalls haben den Tisch vor die Tür geschoben aus lauter Angst.«
    »Wozu denn?« Der Mann lachte derb. »Soll der Teufel doch kommen. Wir halten die Augen offen.«
    Der andere knurrte etwas Zustimmendes. Schweigend ritten sie weiter, über das Forum an der alten Kornwaage vorbei zum Malzbüchel. Das Pferd des Vorderen begann zu schnauben. Er kraulte ihm die Mähne, beruhigte es mit leisen Worten und nahm dann wieder seine schläfrige, leicht nach vorn gebeugte Haltung ein.
    Urquhart sah ihnen nach.
    Sie waren so dicht an ihm vorbeigeritten, daß er nur die Hand hätte ausstrecken brauchen, um dem Gaul die Flanke zu tätscheln. Seine Finger
    strichen beinahe zärtlich über das blankpolierte Holz der kleinen Armbrust.
    Dann machte er sich zu den Kirchen auf, vor denen die Armen schliefen.

13. September

Pläne
    »Ich weiß jetzt, was wir machen«, sagte Jaspar, die Backen voller Rosinengrieß.
    Jacop hielt sich den Kopf.
    »Was habt Ihr denn?« wunderte sich Jaspar. »Schon wieder krank?«
    »Betrunken.«
    »Papperlapapp. Getrunken habt Ihr gestern. Schaut nach draußen, die Sonne scheint, der Herr hat einen neuen Tag werden lassen und neue, phänomenale Gedanken in meinen Schädel gegeben, da schon nichts drauf wachsen will.« Er fuchtelte ungeduldig mit dem Finger über Jacops Schüssel herum. »Was ist denn los, Allerhöchster? Wozu lasse ich die Magd einen süßen Brei kochen, nach dem der Kaiser sich die Finger lecken würde, und Ihr sitzt davor, als hätten die Rosinen Beine?«
    »Mir scheint, mein Magen hat Beine«, jammerte Jacop. Über ihm wummerte etwas. Rolof arbeitete auf dem Speicher, und er tat es geräuschvoll. Zu geräuschvoll für Jacops Verfassung.
    »Jugend.« Jaspar schüttelte den Kopf. »Geht meinethalben raus und haltet Eure Birne in den Brunnen.«
    »Ich hab keinen gesehen.«
    »Wo wart Ihr denn, im Hof? Da ist auch keiner. Ich verfüge nicht über den Luxus eines Goddert von Weiden. An St. Severin vorbei, da ist – ach, Unsinn, Rodenkirchen, altes Transchaf! Ihr könnt Euch ja gar nicht blicken lassen mit Eurem brennenden Dornbusch. Muß mal sehen, ob ich eine Kutte für Euch finde.«
    Er kratzte die Reste seines Breis zusammen, leckte liebevoll die Finger ab und schmatzte genießerisch.
    »Vorzüglich! Eßt endlich auf.«
    »Ich kann nicht.«
    »Ihr müßt, sonst werfe ich Euch wieder auf die Straße.« Er grinste verschmitzt. »Und das wäre doch schade, wo

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