Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
ich so einen schönen Plan ersonnen habe.« Jacop griff ergeben nach der Schüssel und machte sich an die Arbeit.
Jaspar hatte recht. Das Zeug war nicht nur gut, es tat auch gut.
»Was für einen Plan?« sagte er zwischen zwei Händen voller Brei.
»Ganz einfach. Da waren zwei Zeugen, sagt Ihr, die von einem Unfall sprachen. Wenn nun Eure Geschichte stimmt – den Gehalt einmal weniger am Tatsächlichen als am Subjektiven gemessen – müssen die beiden ergo gelogen haben. Aber was hätten sie davon? Eine schöne, dramatische Mordgeschichte läßt sich doch viel besser ausschlachten, also warum bemühen sie so einen stinklangweiligen kleinen Fehltritt herbei? Was meint Ihr wohl?«
»Ich meine gar nichts. Mein Kopf wird erst wieder funktionieren, wenn ich mir diese Köstlichkeit hier reingequält habe.«
»Aber das liegt doch auf der Hand! Selbst Goddert würde das allzu Offensichtliche erkennen.«
»Na schön.« Jacop schob die Schüssel von sich und versuchte, nachzudenken. »Sie haben gelogen, offenbar ohne erkennbaren Vorteil. Es sei denn, sie haben ihn selber umgebracht.«
»Nah dran. Wenn ich aber richtig informiert bin, war es nur einer, den Ihr auf dem Hochgerüst gesehen habt, und von dem wir mal annehmen wollen, daß er nicht der Teufel war. Wo war der zweite Zeuge?«
»Es war überhaupt niemand da.«
»Eben. Und unsere eifrigen Zeugen haben auch niemanden umgebracht. Trotzdem stecken sie mit dem Mörder unter einer Decke. Warum? Weil er sie nämlich bestochen hat! Sie hielten sich bereit, um möglichst rasch am Orte des Geschehens zu sein und dann brühwarm ihr Märchen aufzutischen. Und was heißt das, Füchschen, in Hinblick auf den Täter?«
Jacop zögerte.
»Er hat sein Verbrechen vorbereitet«, mutmaßte er.
Jaspar stieß einen beifälligen Pfiff aus. »Nicht schlecht für einen dicken Kopf. Ich würde aber noch weiter gehen und behaupten, daß er sich Gerhards Tod auch leisten konnte, denn Bestechung ist nun mal an Geld gekoppelt. Sicher, sie könnten einfach in seiner Schuld gestanden haben. Spielt keine Rolle. So oder so, die Zeugen waren gekauft. Nun denke ich in meinem frommen und naiven Kopf, daß, wer ein Lump ist, auch zu weiteren Lumpereien bereit sein sollte. Jemand, der sein Wort für Geld vehökert, hat damit auch seine Ehre feilgeboten. Künftig ist er käuflich. Käuflichkeit ist Prostitution der Seele, gekoppelt an das lukrativste Angebot.« Er grinste. »Was wäre also, wenn wir diesen sogenannten Zeugen ein ebensolches machen?«
»Geld? Dafür müßte ich erst eine Kirche plündern.« »Das wäre mir nicht ganz so recht«, versetzte Jaspar trocken. »Ich dachte eher an ein Angebot zum Schein.«
Jacop nickte. »Sicher. Ich ziehe also los und frage laut und vernehmlich nach den Zeugen von Gerhard Morarts Unfall. Wie lange, glaubt Ihr, kann ich das überleben?«
Jaspar verdrehte die Augen und murmelte ein lautloses Stoßgebet.
»Stellt Euch nicht dämlicher an, als Ihr seid«, sagte er. »Glaubt Ihr, das habe ich vergessen? Die Angelegenheit von Gerhards Tod ist dem Schöffenkollegium zur Kenntnis gegeben worden, und die Zeugen, nach denen wir suchen, wurden mit Sicherheit zu Protokoll genommen. Nun will es aber der Zufall, daß ich mit einem dieser Schöffen befreundet bin, nachdem unser guter Konrad von Hochstaden die alte Riege abgesägt und durch eine neue ersetzt hat. Der Mann heißt Bodo, ist Zunftmeister der Brauer, Ihr seht, es vereint uns ein elementares Interesse. Ich werde ihn fragen, wo man die beiden findet.«
»Die Schöffen«, sinnierte Jacop. Das war gut. Die Schöffen hatten die Gerichtsgewalt. »Wie bald könnt Ihr diesen Bodo sehen?«
Jaspar breitete die Hände aus.
»Sobald ich will. Jetzt meinethalben. Er wohnt nicht weit.«
»Gut. Gebt mir eine Kutte oder einen Hut, irgendwas, womit ich meinen Kopf bedecken kann, und laßt uns gehen!« »Langsam, Füchschen. Ihr geht überhaupt nicht, sondern habt die Freundlichkeit, das Holz in meinem Hof zu hacken.«
»Aber –«
»Kein aber. Ich tue was für Euch, Ihr tut was für mich.«
»Ich werde alles für Euch tun, nur nehmt mich mit, hört Ihr? Verkleidet und in Eurer Begleitung droht mir keine Gefahr, wir reden immerhin mit einem Schöffen.«
»Ich höre«, seufzte Jaspar. »Und ich sehe Euch schon dumme Dinge tun und hinter mir herschleichen, also werde ich Rolof nach Richmodis schikken, damit Ihr einen triftigen Grund findet, es nicht zu tun.«
»Ich –«
Hatte Jaspar Richmodis gesagt?
»In
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