Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
Ordnung.«
»Seht Ihr?« Jaspar rieb die Hände. »Ist das nicht fein? Der alte Onkel Rodenkirchen bestellt das Feld für Euch und wirft den Samen der Vernunft aus. Ihr dürft Euch bedanken. Sollte was draus erwachsen, könnt Ihr immer noch mitkommen.« Er legte den Finger an die Nasenspitze. »Wartet mal, irgendwas wollte ich noch von Euch. Wollte was wissen. Zum Teufel, man wird nicht jünger – na, egal! Ich bin ein Stündchen weg oder zwei, macht einstweilen keinen Mist, sonst mache ich welchen mit Euch.«
Jacop dachte an Richmodis. »Bestimmt nicht.« Dann fiel ihm etwas ein. »Wenn Richmodis herkommt, soll sie ihre Flöte mitbringen!« Jaspar drehte sich an der Stiege zu ihm um und setzte eine strafende Miene auf.
»Sagte ich nicht was von Holz hacken?«
»Kein Problem. Sie soll ja spielen.«
»Aber das kann sie doch noch gar nicht, Menschenskind!«
»Darum soll sie es ja lernen.«
»Und warum überhaupt?«
»Damit ich Holz hacken kann.«
»Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas«, murmelte Jaspar und ging los, um Rolof aufzutreiben.
Jaspar
Bodo Schuif, der Braumeister, sah an diesem Morgen nicht aus wie einer, der den Tag zwischen Gruit und Kessel verbringen will. Als Jaspar Rodenkirchen sein Anwesen in der Keygasse betrat, samt Brauerei und Lager
schuppen das größte gegenüber der schönen Hofanlage des Henricus Keige, trug er seinen besten Rock und war offenbar im Begriff, auszugehen.
»Trotzdem«, beeilte er sich zu versichern, während er Jaspar jovial um die Schulter faßte und in die hintere Stube geleitete, »bleibt immer noch Zeit für einen kräftigen Schluck, was meinst du, Physikus?«
»Du müßtest mir versichern, daß Bier auf größere Mengen Rotwein einen reinigenden Effekt hat, die Verdauung fördert und dem harmonischen Miteinander meiner Organe und Körpersäfte keinen Schaden tut«, gab Jaspar zu bedenken.
»Das kann ich dir in die Hand versprechen.«
»Dann her damit.«
Der Braumeister gab der Magd einen Wink. Es dauerte nicht lange, und zwei schaumgekrönte Krüge standen auf Bodos Tafel. Wieder einen Augenblick später und beiden Männern waren weiße Schnauzbärte gewachsen.
»Wo ist denn deine liebe Hausfrau?« fragte Jaspar beiläufig.
Bodo stieß ein langgezogenes, rumpelndes Rülpsen aus. »Sie ist zum Markt gegangen. Ich habe mir für heute mittag einen Kuchen von Krebsen gewünscht, darin ist sie nicht zu übertreffen. Was meinst du, hast du Lust, die krabbelnde Freude mit uns zu teilen?«
Jaspar lief das Wasser im Munde zusammen. »Eher nicht«, sagte er widerstrebend. »Im Augenblick sieht es leider so aus, als kämen mir einige dringliche Geschäfte dazwischen.«
»Mir auch«, seufzte Bodo. »Ständig und immerfort kommt irgendwas dazwischen! Seit sie mich zum Schöffen gewählt haben, bin ich mehr im Rathaus als sonstwo. Gleich ist wieder so eine Sitzung, von der ich nicht weiß, was sie überhaupt soll, da es etwas von Bedeutung weder zu verhandeln noch zu besprechen gibt. Mein Geschäft liegt dieser Tage in den Händen meiner Frau, ich muß allerdings sagen, da liegt es fast besser als in meinen eigenen, gepriesen sei der Herr!«
Er lachte und nahm einen ordentlichen Zug.
»Ja, aber weißt du«, fuhr er fort, nachdem er sich den Schaum vom Mund gewischt hatte, »den eigentlichen Ärger hat man mit den Lümmeln, die sich edle Geschlechter nennen, es ist zum Totlachen. Anstatt daß nun unser Schöffenkollegium sich selber zur Ehre gereicht und Recht spricht, wie es sich gehört, zanken wir uns mit den paar verbliebenen Patriziern herum, die doch bitteschön in ihrer Richerzeche glücklich werden sollen. Und selbst jetzt, nachdem Konrad die Kloake entleert hat, die sich vordem Schöffenkollegium nannte und nun gottlob ersetzt ist durch anständige Handwerker und Kaufleute, wird das Gremium ja immer noch durchsetzt vom Patriziat. Da frage ich dich nun, was wollen sie denn, die edlen Geschlechter? Tun, als hätten sie jeden Einfluß verloren, dabei ist es ihnen lediglich ein Dorn im Auge, daß überhaupt ein Bürgerlicher ihre vermeintlichen Privilegien ankratzt und ein öffentliches Amt bekleidet.«
»Ja, das können sie nicht vertragen.«
»Du weißt, wie ich darüber denke! Ich bin nicht kleinlich, jedem, was ihm zusteht! Aber die Schöffen dienen der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit und damit Köln. Das heißt, den Kölnern! Wo kämen wir denn hin, wenn jene, die allen, also auch den Armen und Niederen verpflichtet sind, ausschließlich den
Weitere Kostenlose Bücher