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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ich, um etwas Positives zu sagen.
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Träum weiter, Ole.«
    Und richtig: Auf das Gespräch über die Salatfrage folgte eins mit
einer anderen Freundin über die Nachteile des winterlichen Wetters, das
geeignete Feinwaschmittel für Dessous und den geplanten Skiurlaub in drei
Wochen.
    »Vielleicht solltest du einfach umziehen«, schlug ich vor.
    Gorbitschs Blick erstickte meine bemühte Heiterkeit wie eine
schwarze Wolldecke, die über ein zierliches kleines Feuerchen geworfen wurde.
»Du hast gut reden, Ole. Residierst in deiner tollen Altbauwohnung am Bremer
Platz. Innenstadtlage. Keine Minigärten, keine Grillpartys, die den Geruch von
verbranntem Fleisch in jeden Winkel deines Hauses tragen. Keine endlos
schwallenden Nachbarinnen, die du nur deswegen nicht abknallen darfst, weil es
diese bescheuerten Gesetze gibt. Natürlich könntest du umziehen, wenn dir mal
danach ist. Aber warum solltest du? Alles ist doch perfekt. Aber hier ist
nichts perfekt. Mein gesamtes Geld steckt in dieser beschissenen Hütte. Also
erzähl mir bitte nicht, ich könne ja einfach umziehen. Einen Scheiß kann ich.«
    »Also gut«, ruderte ich zurück. »Dann versuch es mit Schalldämmung.«
    »Blödsinn!«, blaffte Gorbitsch. »Danke für den guten Rat, aber lass
stecken. Mir bleibt nichts anderes, als die Zähne zusammenzubeißen. Wenigstens
so lange, bis es nicht mehr geht.«
    »Bis es nicht mehr geht? Was meinst du damit, Jan?«
    »Was ist denn daran so schwer zu kapieren? Jeder Mensch hat seine
Grenze. Einen Punkt, an dem die Sache kippt.«
    »Sie kippt?«
    In diesem Moment lachte Frau Klamm laut auf, es klang wie der
Todesschrei eines Huhns. Ich zuckte zusammen, Gorbitsch nicht mal mit einer
Wimper. »Hasta la vista, Baby«, murmelte er.
    Ich hielt es für besser, das Thema zu wechseln, also ging ich in die
Küche und machte uns einen Kaffee. »Ich hab dir dein Fahrrad zurückgebracht!«,
rief ich ins Wohnzimmer. »Das war gar nicht so leicht.«
    »Es war nicht leicht, das Fahrrad zurückzubringen?«
    »Ja weißt du, als ich anrief, war alles bestens. Das Ding war richtig
gut in Schuss. Blöderweise hatte ich einen kleinen Unfall, sodass ich das Rad
hierher tragen musste.«
    »Scheiße, Ole, auch das noch.«
    »Keine Sorge, da ist kaum ein Kratzer. Es ist nur ein bisschen
verbogen. Das kriegst du schon wieder hin.«
    Ich brachte die Tassen ins Wohnzimmer und pflanzte mich in einen
Sessel.
    »Was wolltest du denn über Hermine wissen?«, fragte er.
    »Nun ja«, sagte ich. »Sie ist meine Auftraggeberin in dieser
Noteboom-Sache. Vielleicht hast du davon gehört. Der Mann ist ermordet worden.
Und sie war seine Frau.«
    »Klar weiß ich das.«
    »Gestern war ich bei ihr, um den Vorschuss zurückzuzahlen. Weil es
ja kaum Sinn macht, den Drohbriefschreiber zu suchen, wenn Noteboom eh tot ist.
Aber sie wollte das Geld nicht nehmen.«
    »Sei doch froh.«
    »Ich habe inzwischen Grund zu der Annahme, dass Noteboom, der für
seine Partei die alten Werte wie Familie, Treue und Anständigkeit hochgehalten
hat, privat etwas anders gestrickt war. Aufgeschlossener in gewisser Weise,
promiskuitiv. Liberal eben.«
    »Na und?«, meinte Gorbitsch. »Die sind doch alle so.«
    »Hermine weist das aber weit von sich. Sie weiß nichts oder spielt
die Ahnungslose. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mich
nur dafür bezahlt, damit ich herausfinde, dass an all den unschönen Gerüchten
nichts dran ist.«
    Nebenan starb wieder ein Huhn. Gorbitsch zuckte mit den Schultern.
»Na und? Was erwartest du jetzt von mir?«
    »Ich dachte, weil du sie schließlich von früher her kennst …«
    »Das ist so was von lange her.« Gorbitsch schien irgendwie nicht
gewillt zu sein, sich mit Dingen zu beschäftigen, die lange her waren und
nichts mit seiner Nachbarin zu tun hatten. »Sagt dir der Name Strumpf etwas?«
    »Klar, der ist doch Notebooms Spezi gewesen. Hab ihn eben noch im
Fernsehen gesehen.«
    »Die Klamm da drüben ist Strumpf-Fan.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ist diese Frage ernst gemeint? Es gibt nichts, was ich von der Frau
nicht weiß. Sie gibt ständig damit an, dass sie ihn schon mal getroffen hat. Würde
mich nicht wundern, wenn sie irgendwie in den Mordfall verwickelt ist.«
    »Aber Strumpf ist ja nicht ermordet worden, sondern Noteboom.«
    Dieser feine Unterschied schien für ihn keinerlei Bedeutung zu
haben. »Vielleicht ist sie ja eine lästige Zeugin, die bald aus dem Weg geräumt
wird«, meinte

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