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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Träum weiter«, sagte die
Stimme, jetzt kalt statt seidenweich und gar nicht mehr schüchtern.
    »Träum weiter? Was soll das heißen? Was willst du damit sagen?«
    Die männliche Stimme kannte ich auch – nur woher?
    »Falls du dir ausgerechnet hast, dass wir, bloß weil wir zusammen im
Bett waren, jetzt auch zusammen im Boot sind, dann hast du dich getäuscht.«
    Ich machte noch ein paar lässige Schritte, dann drehte ich mich
unauffällig um. Die beiden Streitenden standen in der Nähe des Torhauses, durch
das man die Anlage verließ. Vorsichtig trat ich den Rückzug an und drückte mich
in den Schatten einer Hauswand. Von hier aus konnte ich alles verstehen.
    »Am besten, du nimmst deinen Anspruch zurück«, sagte die Bolzenius.
»Holst deinen Hut aus dem Ring.«
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Dir wird schon was einfallen: Dass du dich vorerst auf deine eigene
Partei konzentrierst und dir klar geworden ist, dass sie für eine Fusion noch
nicht reif ist. Irgend so was.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du dir damit nur Peinlichkeiten ersparst.«
    »Was soll das? Was sind das für Fotos?«
    »Na was glaubst du denn?«
    »Du meinst, du hast das alles – aufgenommen?«
    »Ich musste mich doch absichern. Und wie es aussieht, hatte ich
recht mit meiner Vorsicht.«
    »Vorsicht – dass ich nicht lache! Das ist Erpressung.«
    »Mir egal, wie du das nennst.«
    »Damit kommst du nicht durch, Susann. Damit nicht.«
    »So, und wieso nicht?«
    »In der Politik brauchst du Verbündete. Du denkst vielleicht, dass
die anderen dich mal kreuzweise können, aber das täuscht. Am Ende stehst du
ganz allein da.«
    »Hättest du wohl gern.«
    »Allerdings. Und ich werde dafür sorgen, verlass dich drauf.« Damit
ließ der Kerl sie stehen und begab sich zum Ausgang. Im Mondlicht erkannte ich
ihn an seiner Tolle: Strumpf, der ADAP -Chef.
    Ein Geräusch im nahe gelegenen Gebüsch verleitete mich zu einer
raschen Bewegung. Es war nur einer der Lesungsbesucher, der seine Blase
entleerte. Aber meine Tarnung war dahin.
    »Ich kenne Sie doch«, meinte Frau Bolzenius und kam auf mich zu.
»Sie waren auf unserer Weihnachtsfeier.«
    »Nur ein Gelegenheitsjob«, sagte ich. »Politik ist nicht meine
Musik.«
    »Und Sie haben nicht zufällig unseren kleinen Disput belauscht?«
    »Welchen Disput? Ich wollte mir lediglich die Windmühle ansehen.«
    »Aber es ist Nacht und das Museum geschlossen.«
    »Gerade deswegen. Den Trubel während der Öffnungszeiten kann ich
nicht ausstehen, wissen Sie?«
    Susann Bolzenius kam mir so nahe, dass ich ihr Teenager-Parfum
riechen konnte. »Was wollen Sie von mir?«
    »Denken Sie bloß nicht, Ihre Machtspielchen würden mich
interessieren. Ich wüsste nur gern, wer Noteboom auf dem Gewissen hat. Und da
Sie seine Assistentin waren, dachte ich …«
    »Diethardt war kein schlechter Mensch. Nicht mal ein schlechter
Politiker. Aber er hat eben sehr viel Zeit in Nachwuchsförderung investiert.«
    »Nachwuchsförderung?«
    »Es handelte sich besonders um den weiblichen Nachwuchs. Gut
aussehenden weiblichen Nachwuchs. Frauen sind in der Politik nach wie vor
unterrepräsentiert.«
    »Und daran wollte er etwas ändern?«
    »Nicht unbedingt. Ich aber schon.«
    »Erpressen Sie deswegen Ihren Konkurrenten Strumpf?«
    Wir bekamen Gesellschaft. Es war der blonde Schönling. Er funkelte mich
böse an. »Belästigt dich der Mann, Darling?«
    »Ich weiß nicht.« Bolzenius musterte mich abschätzend. »Belästigen
Sie mich?«
    »Das kommt darauf an, was Sie darunter verstehen«, sagte ich.
»Darling.«
    »Hauen Sie ab, Mann, bevor ich unangenehm werde«, verlangte der
Schönling.
    »Das sind Sie doch längst«, sagte ich und wandte mich wieder an die
Autorin. »Haben Sie von ihm hier auch Fotos gemacht, nur um sich abzusichern?«

14
    Montagmorgen, so gegen halb zehn. Es war wieder kälter
geworden, dafür schneite es nicht mehr. Ich war den alten Toast zum Frühstück
satt und stapfte zur Wolbecker Straße, um mir in der Bäckerei ein paar Brötchen
zu besorgen. An der Theke traf ich Hauptkommissar Düsseldorf. Kein Wunder,
schließlich wohnte er um die Ecke. Aber heute war er nicht besonders gut auf
mich zu sprechen.
    »Ich habe Ihnen doch klar und deutlich gesagt, Frings, dass dieser MSP -Fall zu delikat ist für die groben, unsensiblen
Hände eines Privatschnüfflers«, beschwerte er sich und nahm seine Brötchentüte
in Empfang. »Und jetzt muss ich von Angehörigen wie Herrn Hillgruber hören,
dass Sie sich doch

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