Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
sie nicht getötet haben … haben sie gefangengesetzt …«
    |299| »Wer bist du, wer sind sie?« drängte ihn Fidelma behutsam. »Ich bin … Martan … ein Glaubensbruder von der Seanach-Insel.« Er stöhnte auf vor Schmerz.
    »Seanach-Insel. Also hatten wir recht«, murmelte Conrí.
    Als er ihn so sprechen hörte, riß der Alte die Augen weit auf. »Geht dort nicht hin!« Seine Stimme klang erstaunlich laut. »Geht dort nicht hin, wenn euch euer Leben lieb ist.«
    »Was ist mit den Brüdern dort geschehen? Und was mit den Frauen aus Ard Fhearta?« fragte Fidelma.
    »Tot oder sind des Todes … Ich bin geflohen … Doch nun sterbe ich auch.« Lange blieb dem Mann nicht mehr, soviel war Fidelma klar. Sie war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie ihn in Frieden sterben lassen, andererseits gab es so viele offene Fragen.
    »Wer war es, der über eure Gemeinde hergefallen ist?« drang sie erneut in ihn.
    Er wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.
    »Wer?« Sie gab nicht auf.
    »Krieger … ihr Anführer, sie nannten ihn ›Herrscher‹. ›Be herrscher der Seelen.‹ Ich kannte ihn … kannte ihn von früher … Er …«
    Ein letztes tiefes Aufatmen, und er sank zurück.
    Eadulf blickte zu Conrí auf und schüttelte den Kopf.
    »Vermutlich hattest du recht. Alles, was geschehen ist, hat miteinander zu tun. Trotzdem fällt es mir schwer zu glauben, daß Uaman noch lebt und sich alle gefügig macht.«
    »Laßt uns die arme Seele bestatten«, sagte Fidelma ruhig. »Danach können wir erörtern, wie wir weiter vorgehen. Soviel steht fest, Slébéne hat kein Schiff geschickt, um zu sehen, was auf den Inseln geschieht.« Sie schaute auf das zerschmetterte
naomhóg.
»Schade«, stellte sie betrübt fest. »Das Boot ist hin.«
    |300| Entgeistert starrte Eadulf sie an, denn er erriet, was ihr durch den Kopf ging.
    »Du wolltest doch nicht etwa raus und zur Insel?«
    »Im Grunde genommen gibt es keinen anderen Weg, um sich über die Situation Klarheit zu verschaffen. Aber, wie gesagt, laßt uns zuerst die arme Seele hier beerdigen.«
    Die beiden Krieger gruben, so gut sie es mit ihren Schwertklingen vermochten, ein Grab. Es war nur flach, aber genügte dem Zweck. Fidelma sprach ein Gebet und kennzeichnete die Stelle mit einem aus Stöcken zusammengebundenen Kreuz.
    »Bruder Martan soll einen Gedenkstein haben, wie es sich gehört. Wir werden hierher zurückkehren, das Grab mit einer Platte abdecken und einen tüchtigen Künstler gewinnen, der ein Kreuz darauf einmeißelt«, erklärte sie feierlich. Dann wandte sie sich an Conrí. »Du hast gesagt, du warst hier schon mal. Sind dir irgendwelche Ansiedlungen in Erinnerung? Orte, wo wir ein Boot bekommen könnten?«
    »Rüber zu den Inseln zu wollen, das ist die reinste Torheit«, protestierte Eadulf.
    »Wir brauchen einen Mann, der sich mit der Küste auskennt«, sagte Conrí, als hätte er Eadulfs Bemerkung nicht gehört. »Einen Mann, der uns im Schutz der Dunkelheit zur Insel bringt. Die See an dieser Küste kann sehr tückisch sein, Lady. Aber ich wüßte nichts hier, wo man uns helfen könnte.«
    »Wir müssen unbedingt herausfinden, was dort draußen vor sich geht«, erklärte Fidelma hartnäckig.
    Socht räusperte sich und kam mit einem Vorschlag.
    »Vorhin am See haben wir eine Schmiede gesehen. Du wirst dich erinnern, Lady. Vielleicht kennt der Schmied Fischer von hier, die uns hinüberfahren könnten.«
    »Ja, ich entsinne mich, wo das war. Reiten wir hin«, sagte Fidelma entschieden. Niemand widersprach ihr, und sie stiegen |301| auf die Pferde. Gemächlich ritten sie über die Ebene, und schon bald erreichten sie ein Waldstück mit einer Reihe von kleineren Gebäuden. Die Schmiede ausfindig zu machen war nicht schwierig. Zwei Männer waren damit beschäftigt, Wasser auf ein Feuer zu schöpfen, so daß heißer Dampf aufstieg. Trotz des kühlen Tages arbeiteten sie mit bloßem Oberkörper.
    Einer von ihnen hörte sie kommen und rief seinem Kumpel etwas zu. Es mußte ein Warnruf gewesen sein, denn der Mann nahm einen schweren Hammer zur Hand, und der andere griff sich ein Schwert, das auf einer Bank neben ihm lag.
    Sogleich brachte Fidelma ihr Pferd zum Stehen und gebot auch ihren Gefährten Einhalt.
    »Nennt ihr so was Gastfreundschaft?« rief sie gereizt den beiden zu, die sich in Abwehrhaltung aufgebaut hatten.
    Der eine der Männer fuchtelte drohend mit dem Hammer und sah sie durchdringend an. Dann musterte er ihre Begleiter. Er war mittleren Alters, von

Weitere Kostenlose Bücher