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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ließ sich nicht von ihrem Entschluß abbringen. »Ganz gleich, ob Uaman der Anführer ist oder nicht, wir müssen die sechs Nonnen und den Mönch finden.«
    »Möge Gott auf allen deinen Wegen mit dir sein, Lady. Es ist gefährliches Wild, das du da jagst.«
    »Danke, Ganicca. Ich verspreche in meines Bruders Namen, dafür Sorge zu tragen, daß euer Dorf für die Greueltaten, die es erlitten hat, entschädigt wird.«
    Müde lächelte der Alte.
    »Für jeden von uns haben die Brehons festgelegt, wieviel Sühnegeld zu zahlen ist, wenn wir durch andere Schaden erlitten haben. Wie aber will man den Wert eines Lebens gerecht einschätzen? Das ist nicht leicht. Trotzdem, wir werden überleben, zumindest einige von uns. Und solange die Namen unserer Toten nicht vergessen sind und man von ihnen spricht, gilt selbst für die traurige Gegenwart, daß sie nicht umsonst gelebt haben.«
    Wenig später ritten sie auf dem Gebirgsweg bergan; sie hielten sich westlich vom Fluß, der mit kräftiger Strömung unter ihnen durch das Tal rauschte. Dann schwenkten sie leicht nach Osten, parallel zum Flußverlauf, und just an dieser Stelle entdeckte Conrí einen schmalen Durchgang zwischen den Bergen, der von sorgsam gesetzten Steinen aus längst vergangenen Zeiten gesäumt war.
    Sie entschieden sich für diesen Weg und folgten damit auch einem Bach, der dem Berg hinter ihnen entsprang und nach Norden floß. Bald führte der Weg abwärts auf ein Tal zu, und dann hatten sie eine weite Ebene und dahinter das im Dunst liegende Meer vor sich.
    |292| »Wir sollten an eine Pause denken, Lady«, schlug Conrí vor. »Ehe wir uns versehen, ist es dunkel, und wir haben seit gestern abend nichts im Magen.«
    »Mir war so, als hätte ich einen Bauernhof auf der Ebene da vor uns gesehen«, meinte Fidelma. »Wie wär’s, wenn wir es dort versuchen?«
    Und tatsächlich, als sie die Holzhäuschen erreichten, merkten sie, daß im Schutz einer Gruppe stämmiger Eichen ein Bauer und sein Sohn ihr Näherkommen beobachteten, fast als hätten sie sie erwartet. Sie schienen verunsichert und hielten Ackergeräte in den Händen, um sich notfalls damit zu verteidigen.
    Fidelma rief ihnen ein paar freundliche Worte zur Begrüßung zu, und die beiden reagierten erleichtert.
    »Wir haben euch den Berg herabkommen sehen, Schwester«, sagte der Ältere der beiden, als er jetzt ihre Kleidung erkannte. »Aus der Entfernung konnten wir nur Fremde zu Pferde erkennen und fragten uns besorgt, wer die seien.«
    »Jedenfalls niemand, der gegen dich oder die Deinen etwas Böses im Schilde führt, mein Freund. Wir sind lediglich müde Reisende, die für die Nacht ein Dach über dem Kopf suchen«, entgegnete Fidelma und saß ab.
    »Meine Frau wird dir gewiß gern ihre Bettstatt anbieten, Schwester«, stellte der Bauer in Aussicht und rieb sich nachdenklich das Kinn, als zählte er in Gedanken die kleine Schar durch. »Nur eure Gefährten, die werden mit der Scheune vorlieb nehmen müssen. Im Haus ist nicht genügend Platz.«
    »Das reicht uns völlig«, beruhigte ihn Conrí. »Ein windgeschütztes Fleckchen und warmes Stroh – was brauchen wir mehr!«
    »Waschen müßt ihr euch an der Quelle, aber an Wildbret und Brot mangelt es nicht; satt werdet ihr allemal.«
    |293| »Hab Dank für die wohlmeinende Gastfreundschaft«, sagte Fidelma warmherzig. »Trotzdem, du bist irgendwie unruhig. Sind wir nicht die einzigen Reisenden? Sind auch andere Fremde unterwegs?«
    Der Bauer wechselte kurz einen Blick mit seinem Sohn. Fidelma hatte sich nicht geirrt. Sie waren nervös.
    »Um ehrlich zu sein, ja, Schwester. Reisende von der Sorte, wie ich sie nicht gern aufnehmen würde. Es ist schon ein paar Wochen her, und Gott sei Dank sind sie auch vorbeigezogen und haben nicht Halt gemacht. Sie verschwanden über die Wiese dort oben in Richtung Meer.«
    »Augenscheinlich waren sie dir nicht ganz geheuer. Gab es einen Grund?«
    »Es waren Krieger zu Pferde; sie trieben Gefangene wie eine Herde Schafe vor sich her. Fromme Schwestern, bemitleidenswerte junge Frauen, auch ein Mann war dabei.«
    »Eine Herde Schafe ist schon ein merkwürdiges Bild«, fand Conrí.
    »Was Passenderes fällt mir nicht ein«, verteidigte sich der Bauer. »Sie zogen vorbei, und wir haben für ihre Seelen gebetet.«
    »Die Wiese da oben, du hast vorhin nach Nordwesten geguckt. Ist das die Richtung, die sie eingeschlagen haben?« fragte Fidelma.
    »Ja. Zu der Machaire-Halbinsel.«
    Fidelma nahm die Auskunft mit Befriedigung

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