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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf.
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß du nicht dem Glauben angehörst?« fragte er wenig freundlich.
    Gaéth nahm die Feststellung amüsiert hin.
    »Es kommt darauf an, was du unter Glauben verstehst, angelsächsischer Bruder. Deinen Worten nach gibt es nur einen Glauben. Christen sind wir nicht, wenn es das ist, was du meinst. Deshalb wohnen wir auch etwas abseits; auf die Weise belästigt uns keiner mit Missionsversuchen. Rede und Gegenrede sind ein ermüdend Ding. Wir alle kommen eines Tages zum Dagda, dem Guten Gott, jeder auf seine Weise.«
    »Allem Anschein nach trägst auch du deinen Namen zu Recht, Gáeth«, sagte Fidelma, denn der Name hieß soviel wie »klug und weise«. »Aber wir sind nicht hergekommen, um über den Glauben zu sprechen. Ihr führt hier wohl beide ein Einsiedlerleben, oder?«
    »Es stimmt schon, daß wir lieber ein Leben, abgeschieden von anderen, führen. Wiederum wissen viele um unsere Arbeit und suchen uns auf.«
    Gaimredán reichte Steingutbecher mit
corma
herum. Das
corma
war hochprozentig und verschlug Eadulf fast den Atem.
    |305| »Ihr kennt demnach eine Menge Leute in der Umgebung?« Gáeth nickte.
    »Na ja, die Fremden, die neulich hier auftauchten, waren Fremde im wahrsten Sinne des Wortes. Die kamen nicht hier aus der Gegend. Von unseren Nachbarn hörten wir, daß sie – nachdem sie unser Vorratshaus ausgeplündert hatten – weiter zur Küste gezogen sind. Ganz in der Nähe verläuft ein sandiger Küstenstreifen nach Nordwesten, und ein Schafhirt hat uns erzählt, ein Kriegsschiff hätte dort auf sie gewartet und sie raus auf See gebracht. Keine Ahnung, wo sie wirklich hin wollten.«
    »Ich glaube, wir wissen es«, sagte Fidelma. »Wahrscheinlich zu den Inseln, die ihr Machaire-Inseln nennt, wo sie die Einsiedler von der Seanach-Insel gefangengenommen haben, wenn nicht Schlimmeres.«
    »Du meinst, sie haben den Angehörigen der kleinen Gemeinde, die sich dorthin zurückgezogen hat, etwas angetan?« fragte der Schmied mit besorgter Miene.
    »Einer von ihnen jedenfalls ist zu Tode gekommen«, erwiderte Fidelma. »Er ist von der Insel geflohen und zum Festland hier herübergerudert; wir haben ihn gefunden. Er ist an einer Verletzung, die sie ihm zugefügt haben, gestorben. Er hat es gerade noch ans Ufer geschafft, hat vor unseren Augen sein Leben ausgehaucht. Er konnte uns nicht viel mehr als seinen Namen sagen: Bruder Martan.«
    Gáeth war betroffen, pfiff leise durch die Zähne. »Bruder Martan war ein guter Mann. Wir hatten unterschiedliche Glaubensauffassungen, aber er war ein frommer Mann und der Prediger der Einsiedler dort. Wer sind diese Leute? Die Krieger meine ich. Was wollen sie?«
    »Hast du schon mal was von Uaman dem Aussätzigen gehört, und was der so treibt?« fragte Conrí.
    |306| Nur kurz zuckte es im Gesicht des Schmieds, mehr war nicht nötig. Uaman war für ihn kein Unbekannter. »Beim Feuer des Bel«, sagte er leise. »Über den hört man genug. Wir können froh sein, daß er auf seinen Raubzügen nie bis hierher gekommen ist. Bisher hat er sich damit begnügt, Zoll von denen einzufordern, die über die Pässe im Osten auf seine Halbinsel gelangten. Über das Emlagh-Tal und das Finglas-Tal hinaus weiter nach Westen hat er sich nie vorgewagt. Trotzdem, Geschichten über sein Treiben sind auch hier im Umlauf.«
    »Für Einsiedler, die andere Menschen meiden …«, begann Eadulf.
    »Wir leben lieber allein und für uns, das heißt aber noch lange nicht, daß wir Menschen meiden, wie du es nennst«, fiel ihm Gáeth scharf ins Wort. »Nur ihr Christen, ihr lauft weg und haltet euch vom Leben fern in euren Gemeinschaften. Wir leben und wohnen hier und betrachten jeden Besuch als etwas ganz Natürliches.«
    Eadulf schluckte kräftig. Fidelma gab ihm einen Wink – er sollte sich zurücknehmen.
    »Vielleicht waren es sogar Uaman und seine Leute, die euch hier besucht haben«, warf sie rasch ein.
    »So weit weg von seiner Halbinsel, hier im Westen?« meinte Gáeth ungläubig. »Und was hätte er mit den christlichen Gefangenen anfangen sollen?«
    »Genau deshalb sind wir hinter ihm her …, um das herauszufinden«, erklärte Conrí.
    »Es hieß schon mal, Uaman wäre tot. Möchte wissen, ob Slébéne sich nun endlich bemüßigt fühlt, etwas zu tun.«
    Fidelma stutzte. »Das klingt gerade so, als hätte Slébéne nie etwas unternommen, um Uamans Treiben zu unterbinden. Schließlich gehört die ganze Region westlich von Colmán |307| zum Land der Corco Duibhne,

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