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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kräftigem Körperbau, und er trug einen Bart. Der zweite war nicht so robust, schaute aber ungemein finster drein, als billigte er auch keinem anderen Geschöpf das Recht zu, fröhlich zu sein.
    »Von Gastfreundschaft kann überhaupt nicht die Rede sein«, entgegnete der mit dem Hammer aufgebracht. »Was sucht ihr hier, Fremdlinge?«
    »Was die meisten Reisenden suchen – Gastlichkeit und Auskunft über ihnen Fremdes.«
    »Die meisten Reisenden wollen mehr, haben wir den Eindruck, besonders, wenn Krieger mit ihnen ziehen«, lautete die barsche Antwort.
    »Wir wollen wirklich nicht mehr«, erwiderte Fidelma beharrlich.
    »Wieso habt ihr dann drei Krieger mit geschärften Klingen |302| bei euch? Als wir das letzte Mal frommen Schwestern mit Kriegern, die sie bewachten, Gastfreundschaft erwiesen, stahlen sie, was wir an Nahrungsmitteln hatten, und drohten, uns umzubringen.«
    Fidelma beugte sich interessiert vor.
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Wochen.«
    »Wer im einzelnen gehörte zu dem Trupp?«
    »Es waren sechs Nonnen und ein fremder Mönch, und bewacht wurden sie von einem halben Dutzend Bewaffneten. Der Mensch, der die Oberaufsicht hatte, war eine merkwürdige Gestalt, war von oben bis unten in Kleidungsstücke gewickelt, so daß man so gut wie nichts von ihm sah.«
    Genau, wie Fidelma es erwartet hatte.
    »Wir suchen diese Leute; die Krieger haben nämlich die Ordensschwestern verschleppt und ihre Äbtissin sogar ermordet.«
    »Und ihr seid ihnen auf der Spur? Warum?«
    »Ich bin Fidelma von Cashel. Ich bin eine
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. Gestatte uns abzusitzen, mein Freund, und ich erzähle dir mehr. Du kannst uns bei unseren Nachforschungen bestimmt weiterhelfen.«
    Unschlüssig schaute der Schmied mit dem Hammer zu seinem Gehilfen.
    »Es ist mein fester Wille, diese Mörder und Räuber nach Recht und Gesetz zu bestrafen«, betonte Fidelma. »Die vier hier sind meine Gefährten: Bruder Eadulf, Conrí, Kriegsherr der Uí Fidgente, der zudem ein Verwandter der ermordeten Äbtissin ist, und seine beiden Krieger. Und nun erzähl uns, wer ihr seid.«
    Der Schmied zögerte einen Moment, ließ dann aber den Hammer sinken, ohne ihn aus der Hand zu legen.
    |303| »Ich heiße Gáeth, und Gaimredán hilft mir bei der Arbeit.«
    Fidelma betrachtete den Mann mit der finsteren Miene und mußte lachen. »Du trägst deinen Namen zu Recht, mein Freund.«
    Gáeth gluckste fröhlich, als sie scherzhaft auf die Bedeutung des Namens seines Gesellen einging.
    »Das stimmt, ich kenne keinen anderen Menschen, der so grimmig dreinschaut und so wenig Humor hat.«
    »Dürfen wir nun absitzen?« fragte sie.
    Der Schmied nickte und legte endlich den Hammer aus der Hand.
    »Ich gehe davon aus, daß ihr uns nichts Böses wollt, aber nach dem, was wir mit dem vorangegangenen Besuch erlebt haben …«
    Fidelma und ihre Gefährten stiegen von den Pferden; Socht nahm die Tiere und pflockte sie an.
    Sie schaute sich um. Zu der Schmiede gehörten mehrere Gebäude. Sie standen an einem Fluß, der sich schäumend in einen See ergoß.
    »Du wohnst ziemlich abgeschieden hier, Gáeth.«
    »Nicht abgeschieden genug; selbst unerwünschte Besucher verirren sich hierher«, erwiderte der andere philosophisch. Er deutete auf eins der Gebäude, das offensichtlich das Wohnhaus war. »Kommt herein. Es ist uns genug
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geblieben, der rechte Willkommensgruß für einen kalten Wintertag.«
    Das Haus des Schmieds war ein Rundbau im alten Stil mit nur einem Raum; der Fußboden war bloße Erde, über Jahrhunderte hinweg festgetreten. Die Feuerstelle in der Mitte strahlte eine angenehme Wärme aus, und als Sitzgelegenheiten dienten Schilfmatten.
    »Wir leben hier sehr bescheiden«, erklärte Gáeth. Es stellte sich bald heraus, daß Gaimredán nur den Mund aufmachte, |304| wenn er glaubte, etwas Wichtiges zu sagen zu haben. Das Wort führte Gáeth. »Ich kann mir gut vorstellen, daß es nicht mit dem stattlichen Palast zu vergleichen ist, in dem du in Cashel wohnst.« Er lachte. »Ich könnte wetten, der ist noch prächtiger als Slébénes Halle. Nun ja, wir beide lieben die Zurückgezogenheit. Wir können uns gut selbst versorgen: der Boden gibt Gemüse her, die Berge hinter uns Wild, die Luft Vögel und das Meer Fisch. Was wollen wir mehr?«
    Eadulf hatte sich etwas näher im Raum umgesehen und festgestellt, daß es keinerlei christliche Bildwerke gab. Nur ein paar Gegenstände, die er auch von seinen Reisen her kannte und mit deren Bedeutung er vertraut war, fielen ihm

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