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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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im Schutze |318| der Dunkelheit, aber für eine sichere Landung gibt es nur eine Stelle. Wir müssen an die steile, sandige Ostküste. Dort ist das Anlegen leicht, und die Häuser der Bewohner sind gleich südlich vom Landeplatz.«
    »Gibt es noch eine andere Möglichkeit zum Landen?« fragte Conrí.
    Gáeth verneinte die Frage.
    »Dann könnte das problematisch sein«, fuhr der Kriegsherr fort. »Falls das Schlachtschiff dort schon vor Anker gegangen ist, würde die Stelle sein natürlicher Hafen sein, und es würde den Landeplatz beherrschen.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte der Schmied. »Aber bis wir um die Landspitze kommen und auf die sandige Küste zuhalten, ist es längst dunkel, und wenn die nicht gerade einen Wachposten auf dem Schiff und am Ufer haben, wird man uns nicht sehen.«
    »Gibt es wirklich keine andere Stelle zum Anlegen?« drängte ihn Fidelma.
    »Der ganzen übrigen Insel sind ziemlich steile Felsen vorgelagert, und die in der Dunkelheit hinaufklettern zu wollen bedeutet, das Schicksal herauszufordern.«
    Nachdenklich schürzte Fidelma die Lippen.
    »Ich frage mich, wie der alte Mann es geschafft hat, mit seinem kleinen Boot zu fliehen, ohne daß man ihn draußen auf See verfolgt hat.«
    Conrí zuckte mit den Achseln.
    »Egal, wer den Pfeil auf ihn abgeschossen hat, er muß davon überzeugt gewesen sein, ihn tödlich getroffen zu haben, so daß es nicht lohnte, ihm nachzusetzen. Im Grunde genommen war er ja auch so gut wie tot.«
    »Wir werden alle fünf Sinne beisammen haben müssen«, meinte Gáeth. »Eine Vergnügungsfahrt wird das nicht.«
    |319| Conrí lächelte und sah verständnisvoll zu Eadulf hinüber, der sich an der Unterhaltung nicht beteiligte. Er schien in Gedanken versunken.
    Fidelma folgte Conrís bedeutungsschwerem Blick.
    »Eadulf hat weit gefährlichere Situationen durchlebt als die uns bevorstehende«, verteidigte sie ihn vehement.
    Bei der Erwähnung seines Namens schaute Eadulf auf.
    »Entschuldigt, ich war mit meinen Gedanken woanders. Worum geht es?«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Gáeth nervös wird, wenn du dich wegen des bevorstehenden Ausflugs überängstlich gebärdest«, hänselte ihn Conrí.
    Eadulf begriff, daß Conrí an seinem Mut zweifelte, und wurde ärgerlich.
    »Es heißt, daß es nur zwei Sorten Menschen gibt, die furchtlos sind – Trinker und Narren. Ich bin keines von beiden.«
    »Angst haben ist schlimmer, als sich der Herausforderung stellen«, spottete Conrí.
    »Wissen ist allemal besser als Unwissenheit«, konterte Eadulf. »Unwissenheit ist die wahre Ursache für Angst. Es ist besser, die Gegebenheiten gedanklich durchzugehen, als daß man sich unvorbereitet in Gefahr begibt. Immerhin könnte einem das Wissen um die Situation das Leben retten.«
    Conrí gab einen hämischen Lacher von sich. »Das zeugt von der Ängstlichkeit einer Maus.«
    Eadulf ließ sich nicht provozieren und behielt die Beherrschung.
»Mus uni non fidit antro«
, sagte er leise.
    »Und was, bitteschön, soll das heißen?«
    »Schon ein weiser Mann namens Plautus hat gesagt, daß selbst eine Maus sich nicht nur auf einen Ausschlupf verläßt.«
    Gáeth hatte seinen Spaß an dem Wortgefecht und schlug sich vergnügt auf die Knie.
    |320| Auch Gaimredán nickte anerkennend, nahm Eadulf genauer ins Visier und verkündete, was er von ihm hielt.
    »Der hier ist schweigsam, nahezu passiv, aber mit wachen Ohren. Intuitiv, gerecht und freundlich. Zuverlässig und sich mit den Dingen auseinandersetzend; zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust, und er weiß damit umzugehen.«
    Gáeth suchte Conrís Aufmerksamkeit. »Mach dir nicht unnütz Sorgen, Krieger«, riet er ihm. »Ein Mann, der sich ohne Furcht in Gefahr begibt, ist einer, den man fürchten muß. Aber ein Mann, dem Furcht nicht fremd ist und der sich ihr trotzdem stellt, ist einer, auf den man sich verlassen kann, denn er wird standhaft bleiben.«
    Conrí wurde rot vor Ärger.
    »Nach philosophischem Geplänkel steht mir jetzt nicht der Sinn. Ist es nicht Zeit, unser gefahrvolles Unterfangen in Angriff zu nehmen?« fragte er mahnend.
    Gáeth schaute sie alle miteinander an.
    »Wenn ein jeder von euch bereit ist … Laßt uns unser
naomhóg
holen und mit unserem Wagnis beginnen. Mögen all unsere Götter mit uns sein.«

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    KAPITEL 14
    Eadulf gab sich alle Mühe, nicht der Seekrankheit zu erliegen. Solange noch eine Horizontlinie da war, an die man sich halten konnte, gelang ihm das auch.
    Doch als

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