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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gáeth.
    Fidelma beugte sich vor. »Ja.«
    »Ein gewisser Olcán scheint ihr Anführer zu sein«, bemerkte Eadulf, der das Gefühl hatte, auch etwas beisteuern zu müssen.
    »Die Sache ist nämlich die, Lady«, fuhr der Schmied fort und überging ihn, »daß die frommen Schwestern hier gefangengehalten und scharf bewacht werden. So was wie Skrupel kennen die Kerle nicht. Als der alte Mann fliehen wollte, haben sie einfach auf ihn geschossen. Das war der alte Einsiedler, den ihr habt sterben sehen, nicht wahr?«
    »Ja, der war es.«
    »Es hörte sich so an, als seien noch mehr ihren Peinigern entkommen und auf eine der Inseln geflohen«, warf Eadulf ein.
    »Sich um die den Kopf zu zerbrechen ist wohl vergebliche Liebesmüh.« Hinter ihnen war Conrí der Beratung beigetreten. »Sie haben gesagt, das Boot war leck. Bei dem Seegang können sie sich nicht lange über Wasser gehalten haben.«
    Gáeth rieb sich das Kinn. »Nach dem, was die Burschen geredet haben, wollten die Flüchtenden die größere Insel im Nordwesten erreichen. Die kenne ich. Aber die ist unbewohnt. Sollten sie es bis dahin geschafft haben, werden unsere Freunde vom Kriegsschiff sie morgen wieder einfangen.«
    Fidelma sah ihn aufmerksam an.
    »Was schlägst du vor?«
    Der Schmied überlegte einen Moment. »Mir scheint, es ist zwecklos, auf der Insel hier vor uns an Land zu gehen. Sie |327| wird scharf bewacht, und wir wissen jetzt, daß die Nonnen dort gefangen sind. Um sie irgendwie zu befreien, brauchen wir mehr Leute. Wir würden uns nur der Gefahr aussetzen, selbst gefangengenommen zu werden, und wären dann nicht in der Lage, Hilfe heranzuholen.« Er machte eine Pause.
    »Red weiter«, drängte ihn Fidelma. »Das hat Hand und Fuß, was du bisher gesagt hast.«
    »Wenn die beiden Flüchtlinge es bis zu der anderen Insel geschafft haben, könnten wir sie vielleicht retten und von ihnen erfahren, was sich abgespielt hat und wer dahinter steckt.«
    Conrí blieb skeptisch.
    »Du hast doch gehört, was die beiden da oben gesagt haben. Das Boot ist wahrscheinlich untergegangen, und sie sind ertrunken.«
    »Genausogut könnte das Boot es gerade noch bis zu der Insel geschafft haben«, erwiderte Gáeth. »Du triffst die Entscheidung, Lady.«
    Fidelma zögerte und fragte dann: »Meinst du, du kannst diese andere Insel ansteuern?«
    »Gaimredán und ich waren oft da, Krebse fangen. Ich kenn mich da aus.«
    »Dann gilt: je früher wir starten, um so früher kommen wir an.«
    Ohne ein weiteres Wort legten Gáeth und seine Leute ihre Skulls ein und ruderten das Boot in die offene See. Sofort spürten sie den Wind, und das Meer wurde kabbelig.
    Eadulfs Ängste stellten sich wieder ein, und von neuem klammerte er sich an den Bordrand des stampfenden Schiffchens. Alle vier Ruderstangen wurden eingesetzt und trieben das Gefährt über die schwarze See. Eadulf hoffte inständig, daß keine Felsspitzen unter dem dunklen Wasser lauerten. Für sein Empfinden war die See launisch und ging heftig, |328| wenngleich ein erfahrener Seemann die Wellen als verhältnismäßig ruhig empfunden hätte.
    Endlich sah er in der Ferne etwas Dunkles aufsteigen, das sich gegen den westlichen Horizont schwach abhob, dort wo sich Himmel und Meer berühren. Ihn erstaunte die Höhe der Klippen, die vor ihnen aufragten, er merkte aber bald, daß es eine optische Täuschung war. Vom Wasser her schien die Steilküste gewaltig, in Wirklichkeit waren die Felsen vielleicht vier oder fünf Meter hoch. Am liebsten hätte er Gáeth gefragt, ob es überhaupt machbar war, an so einer Küste zu landen, aber jetzt Fragen zu stellen war unmöglich. So hielt er sich weiter krampfhaft fest und hoffte, daß alles gut würde.
    Gáeth und sein Gehilfe steuerten das Boot auf das Nordende der Insel zu. Dort war man vor dem Wind aus Südwest geschützt; das Wasser wurde ruhiger, sah aber immer noch düster und bedrohlich aus. Hier und da erkannte Eadulf die weiß umschäumten Kanten herausragender Felsen. Dann ruderten sie auf ein schwarzes Loch in den Klippen zu. Beim Näherkommen wurde Eadulf klar, daß sie den unscheinbaren Eingang einer Höhle ansteuerten. Riesige Felsbrocken bildeten Wellenbrecher vor der Höhle. Wie sollte man dort landen? Geschickt manövrierte Gáeth das Boot durch die Klippen in einen kleinen Naturhafen. Er sprang als erster heraus, packte die Bugleine, zog sie straff und winkte den anderen, vorsichtig nach vorn zu klettern und auszusteigen. Sobald alle an Land waren, hievten der

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