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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wo sie sein könnten. Es gibt keinen anderen Fleck auf der Insel, um sich zu verstecken.«
    Fidelma war tief enttäuscht. »Wenn das die Überreste ihres
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waren, dann haben sie nicht anlegen können.«
    »Ja, wenn!« Eadulf war bemüht, ihr Hoffnung zu machen. »Noch können wir dessen nicht sicher sein.«
    »Los, wir gehen zurück, hier finden wir nichts weiter«, befahl Gáeth kurz und bündig.
    Mühsam kletterten sie hoch auf die obere Plattform der Steilküste und machten sich auf den Weg quer über die Insel. Gerade umrundeten sie den kleinen Hügel, als Eadulf zu den dunklen Felsblöcken oben aufschaute. Etwas Schemenhaftes fiel ihm auf, und er blieb stehen.
    »Was soll denn das?« fragte Fidelma, die fast mit ihm zusammenstieß. Auch Gáeth drehte sich um und wartete.
    »Gibt es irgendwelche Tiere auf der Insel?« fragte Eadulf leise.
    |332| »Nicht, daß ich wüßte«, erklärte Gáeth.
    Ohne Vorwarnung rannte Eadulf in der Dunkelheit den kurzen Abhang hinauf, vielleicht drei Meter über der Stelle, auf der sie sich befanden. Oben standen einige senkrechte Steinplatten. Als er die Hügelkuppe erreichte, sprang ihn jemand an. Hände packten ihn um die Taille und stießen ihn zu Boden. Er prallte so hart auf, daß ihm die Luft wegblieb. Ein muskulöser Kerl lag auf ihm, faßte ihn bei den Schultern und drückte ihn nieder, daß er sich kaum wehren konnte. Kräftige Pranken schlossen sich um seinen Hals und preßten ihm die Kehle zu.
    Er brachte es eben noch fertig aufzuschreien, hörte auch noch, daß Gáeth über seinen Angreifer herfiel und wie Fidelma mit lauter Stimme etwas rief. Schon drohte er in Ohnmacht zu sinken, doch da ließ der Druck auf seine Gurgel nach. Er hustete, keuchte, und ihm wurde fürchterlich schlecht. Er fühlte sich von der Last seines Angreifers befreit. Vorsichtig richtete er sich auf.
    Gáeth hielt die Laterne hoch, und Fidelma kniete neben ihm.
    Vor ihnen stand ein stämmiger Kerl, bekleidet mit den zerfetzten Resten einer Kutte; die Fäuste hielt er in Abwehrstellung geballt.
    »Wir wollen dir nichts tun, Bruder«, wiederholte Fidelma etliche Male.
    Eadulf würgte, kämpfte gegen Erbrechen, und Gáeth half ihm, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Geht’s dir gut, Eadulf?« fragte Fidelma besorgt.
    Er verzog das Gesicht und rieb sich den Hals.
    »Wenn um Haaresbreite dem Tod zu entgehen heißt, daß es einem gut geht, dann geht es mir gut«, murmelte er und drehte sich zu seinem Gegner um. Breitbeinig stand der Mann da, |333| hatte die Arme in die Seite gestemmt, als fürchtete er, angegriffen zu werden.
    »Ich vermute, du bist einer von denen, die von der Seannach-Insel geflohen sind?« fragte ihn Fidelma.
    »Lebendig bringt mich keiner dahin zurück«, erwiderte der Mann in einem merkwürdigen Tonfall.
    »Das haben wir auch nicht vor«, erwiderte Fidelma. »Eigentlich sind wir hier, um dich zu retten.«
    Überrascht trat der Mann einen Schritt zurück. »Ihr wollt mich also nicht umbringen?«
    Beruhigend redete Fidelma auf ihn ein: »Wir haben von deiner Flucht erfahren und wollten dich suchen. Wir sind denen, die dich gefangenhielten, ebensowenig freundlich gesonnen wie du. Was ist mit deiner Gefährtin geschehen? Bist du der einzige Überlebende?«
    Aus dem Schatten eines der aufrecht stehenden Felsblöcke löste sich eine Gestalt; es war eine Frau.
    »Ich bin Schwester Easdan«, kam es langsam. »Wer bist du?«
    »Ich bin Fidelma von Cashel. Wir sind auf der Suche nach den Mördern von Äbtissin Faife, und auch ihre Begleiterinnen suchen wir.«
    »Fidelma von Cashel?« fragte die Frau leise. »Ich habe den Namen schon gehört. Bist du nicht eine
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    Im Schein der Laterne sah sie Fidelma nicken.
    »Das hier sind meine Begleiter, Bruder Eadulf und Gáeth, der Schmied. Weitere Freunde von uns sind drüben am Strand.«
    »Wie seid ihr darauf gekommen, uns hier aufzuspüren?«
    Fidelma winkte ab. »Das ist jetzt eine zu lange Geschichte, Schwester Easdan. Du bist eine von den Begleiterinnen der Äbtissin, nicht wahr? Ihr seid vom Kloster Ard Fhearta?«
    |334| »Ja, so ist es.«
    »Und du bist Bruder …?«
    Der stämmige Mann zögerte.
    »Du kannst mir vertrauen«, ermutigte ihn Fidelma.
    »Ich heiße Esumaro«, bekundete er schwerfällig. »Ich bin … Ich war Kapitän der ›Sumerli‹, das war ein Handelsschiff, wir kamen von An Naoned.«
    »An Naoned?« Eadulf runzelte die Stirn. »Das liegt doch in Gallien.«
    »Hattet ihr da, wo man dich gefangennahm,

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