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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schiffbruch erlitten?« fragte Fidelma.
    »Ja, aber auch das wäre eine viel zu lange Geschichte«, brummte der Seemann aus Gallien verdrossen. »Die Schurken, die mich gefangennahmen, haben mein Schiff auflaufen lassen und meine Mannschaft ermordet. Nur weil Schwester Easdan und ihre Mitschwestern so geistesgegenwärtig waren und mich als Mönch verkleidet haben, bin ich am Leben geblieben, zumindest bis jetzt.«
    »Wir haben ihn nicht weit vom Strand gefunden und in die Steinhütte geschafft«, erklärte Schwester Easdan weiter. »Dann kamen die Strandräuber angeritten, haben uns überfallen, die Äbtissin erstochen und uns als Gefangene weggetrieben.«
    »Wie wir hörten, habt ihr euch ein Kanu schnappen und fliehen können«, nahm ihr Fidelma das Wort. »Man hat gesehen, daß ihr auf diese Insel zugerudert seid, doch ging man davon aus, daß euer Boot leck war und ihr es nicht bis hierher schaffen würdet. Dennoch beabsichtigen eure Gefängniswärter, sobald es hell wird, herzukommen und sich zu vergewissern.«
    Esumaro knirschte mit den Zähnen. »Wir hätten es auch beinahe nicht geschafft, das Boot war beschädigt. Nur Schwester |335| Easdan ist zu verdanken, daß wir trotzdem heil hier gelandet sind.«
    »Das ist nicht der Rede wert. Durch ein Loch im Heck drang Wasser ins Boot. Ich hatte eine Lederschürze um. Mit dem Messer konnte ich Löcher hineinbohren und mir ein paar dünne Riemen schneiden. Mit denen habe ich dann die Schürze auf die Fellbespannung gebunden. Mein Vater war Fischer, und daher wußte ich, wie man ein
naomhóg
ausbessert. Das ging einfach und hat uns so lange über Wasser gehalten, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.«
    »Von wegen einfach, prachtvoll hat sie das gemacht«, verbesserte Esumaro sie mit Nachdruck. »Mit dem Leck wären wir binnen kurzem gesunken. Schwester Easdan mußte mit froststeifen Fingern arbeiten, und immer wieder wurde sie von Wellen überspült. Es war verdammt schwierig, ein Stück Leder über das Loch zu binden. Einfach heldenhaft, wie sie das zuwege gebracht hat.«
    Gáeth nickte anerkennend bei der Schilderung.
    »Woher hast du gewußt, wo man hier landen kann? Bist du früher schon einmal in diesen Gewässern herumgesegelt?«
    »Ich habe öfter mal ein Schiff in diesen Gewässern geführt«, bestätigte Esumaro. »Habe mit dem Kloster in Ard Fhearta Handel getrieben und kenne den Küstenstrich.«
    »Dann hast du also gewußt, wo man bei dieser Insel am besten an Land kommt.«
    Esumaro lachte auf. »Wäre dem so gewesen, mein Freund, hätte ich nicht das Kanu verloren. Es war unsere einzige Hoffnung, das Festland zu erreichen. Beim Versuch, an der Insel anzulegen, habe ich mich im Dunkeln verschätzt, und das Kanu zerbarst in der Brandung.«
    »Trotzdem habt ihr Schwein gehabt; ihr konntet euch ans Ufer retten«, bemerkte Gáeth.
    |336| Von fern rief jemand, und ein Lichtschein blitzte auf. Esumaro fuhr nervös zusammen.
    »Was war das?«
    Fidelma beruhigte ihn. »Das ist unsere andere Gruppe, die sorgen sich schon um uns. Wahrscheinlich haben sie uns gehört. Ich denke, wir sollten zurück zum Festland, noch bevor es hell wird. Dort kannst du uns dann deine ganze Geschichte erzählen. Vor allen Dingen müssen wir überlegen, wie wir die anderen retten können.«
    Sie trafen Conrí, Gaimredán und die übrigen Gefährten, tranken einen Becher
corma,
um sich etwas aufzuwärmen, und aßen von den Weizenkuchen, die in Gáeths Seesack trocken geblieben waren. Dann stiegen alle in das
naomhóg,
und die Ruderer legten sich in die Riemen, zogen von der Insel weg und nahmen im Dunkeln Kurs auf das Festland.
    Eadulf versuchte sich zu konzentrieren und sich auf das Erlebte einen Reim zu machen. Auch hoffte er, sich so von der Seekrankheit abzulenken. Inbrünstig flehte er, sich nicht zum Narren zu machen und sich vor allen übergeben zu müssen. Konzentriere dich!
    Nach dem, wie Ganicca die Ereignisse in seinem Dorf geschildert hatte, würden Fidelma und Conrí nun doch annehmen, Uaman der Aussätzige sei noch am Leben. Das konnte nicht sein, Eadulf war sich dessen ganz sicher. Er rief sich den Anblick ins Gedächtnis zurück, wie der Aussätzige im Treibsand versank, eine Riesenwoge über ihn hinwegrollte und ihn verschlang. Eadulf würde um sein Leben wetten, daß der Unhold umgekommen war, auch wenn alle anderen das nicht glaubten.
    Wer war dieser Olcán? Warum sollte die Besatzung auf dem Kriegsschiff einen Trupp Ordensschwestern entführen und

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