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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gedacht hast, als du Hilfe holen wolltest?«
    Bruder Cú Mara kam ihm zuvor. »Ich habe davon auch nichts gewußt, habe dich eben erst erkannt.« Freundlich klang seine Erklärung nicht.
    »Ich bin dir schon früher einmal begegnet?«
    |45| »Ich habe in Durrow unter Abt Laisran die Schreibkunst erlernt. Dort habe ich dich mehrfach gesehen.«
    Fidelma lächelte. Durrow – das Kloster bei den Eichen. Es schien eine Ewigkeit her, seit sie das letzte Mal dort gewesen war. Der heitere, wohlwollende Abt Laisran hatte Fidelma unter seine Fittiche genommen, hatte sie dafür gewonnen, eine Glaubensschwester zu werden, nachdem sie an der berühmten Schule des Brehon Morann ihre Prüfungen im Rechtswesen abgelegt hatte. Der gute, liebenswerte Abt mit seinem ansteckenden Humor.
    Mit forschendem Blick hatte sich Bruder Cú Mara inzwischen Eadulf zugewandt. »Und du bist …?«
    »Das ist mein Gefährte Bruder Eadulf«, sagte Fidelma.
    Der junge Mönch zuckte mit keiner Miene.
    »Natürlich«, gab er kurz angebunden zur Antwort und drehte sich zu Conrí um. »Der Abt wird dich sogleich sprechen wollen, Fürst Conrí, um so mehr wenn er erfährt, wen du mitgebracht hast.«
    Das Mißfallen in seiner Stimme war nicht zu überhören, und auch Fidelma spürte es.
    »Ich werde ihn sogleich aufsuchen«, versicherte ihm Conrí. »Von den vermißten Ordensschwestern hat man vermutlich noch nichts gehört?«
    Der Verwalter verzog das Gesicht. »Kein Wort, Fürst Conrí. Aber ein neuerlicher tragischer Schlag hat das Kloster getroffen.«
    »Halt uns nicht unnütz lange hin, Bruder«, drängte ihn Conrí.
    »Vor drei Tagen hat man den Ehrwürdigen Cináed tot im Bethaus gefunden.«
    »Den Ehrwürdigen Cináed?« Es war Fidelma, die den Namen wiederholte. »Meinst du Cináed, den Gelehrten?«
    |46| »Kennst du seine Arbeiten, Lady?« fragte der Verwalter erstaunt.
    »Seine Abhandlungen über Philosophie und Geschichte sind in aller Munde«, reagierte sie, ohne zu zögern. »In den fünf Königreichen von Éireann erfreuen sich seine Arbeiten großer Wertschätzung. Er muß schon betagt gewesen sein – hat hoffentlich einen friedlichen Tod gefunden?«
    Bruder Cú Mara schüttelte den Kopf. »Betagt war er, ja, aber er starb eines gewaltsamen Todes. Offensichtlich wurde ihm mit einem heftigen Hieb hinterrücks der Schädel zertrümmert.«
    Conrí stöhnte auf, während Fidelmas Augen sich erschrocken weiteten.
    »Deiner Wortwahl entnehme ich, daß es kein Unfall war?«
    »Man fand seinen Leichnam in der Kapelle hinter dem Altar, doch von einem Gegenstand, mit dem der tödliche Schlag verübt wurde, fehlt jede Spur.«
    »Hat man den Missetäter ergriffen?« forschte Conrí. Er schaute Fidelma an: »Das sind in der Tat böse Nachrichten. Cináed war ein großer Unterstützer unseres neuen Stammesfürsten Donennach und gehörte zu seinen Ratgebern.«
    Der Verwalter wirkte nicht übermäßig bekümmert.
    »Ich weiß von manchen, die glauben, auf der heiligen Stätte hier liege ein Fluch, weil Donennach sich unterworfen hat«, sagte er in aller Ruhe.
    Fidelma bemerkte die Feindseligkeit in der Redeweise des Mannes. »Ein Fluch?« fragte sie streitlustig.
    »Vielleicht sind es die Schatten vergangener Generationen der Uí Fidgente, die hier begraben liegen. Vielleicht sind sie aus ihrem Schlummer im Jenseits erwacht, sind zurückgekommen und bringen Unheil über uns, weil wir ihr Andenken verunglimpft haben?«
    |47| Verwundert betrachtete Fidelma den jungen Mann. Seine Frage klang mehr wie eine überlegte und sachliche Feststellung. Ihr war nicht ganz klar, ob es ihm ernst war mit dem, was er von sich gab, oder ob ihn eine makabre Art von Humor dazu getrieben hatte.
    »Als Mitglied der Bruderschaft solltest du nicht solchen abergläubischen Unfug daherschwatzen.«
    »Ich spreche nur das aus, was viele von uns denken. Und manche haben es auch schon laut gesagt«, verteidigte er sich. »Das Kloster steht auf einer alten heidnischen Begräbnisstätte, und vielleicht haben wir mit unserer Niederlage tatsächlich die alten Geister der Uí Fidgente erzürnt?«
    »Fast könnte man meinen, wir sind zum richtigen Zeitpunkt gekommen«, sagte jetzt Eadulf ernst. »Wir wollen euch vom Stamm der Uí Fidgente davor bewahren, wieder in den angsterfüllten Götzendienst zu verfallen.«
    Fidelma merkte als einzige an seiner Tonlage, daß er spottete.
    Bruder Cú Mara war drauf und dran, sich lautstark zu entrüsten, besann sich aber eines Besseren, drehte sich um

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