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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn besser gestalten könnte, aber auch über Schwester Buan.«
    »Aha. Über Schwester Buan, worum ging es da?«
    »Nicht, daß du mich falsch verstehst. Cináed war ein sehr gütiger Mensch und Buan sehr zugetan. Aufgewachsen ist sie im Land der Corco Duibhne. Ich glaube, sie war Waise und kam dann später, aber noch jung an Jahren, hier ins Kloster, wollte der Armut entrinnen. Für Cináed war sie ein Teil seines Lebens. Sie bemutterte ihn, hielt alles sauber, bekochte ihn – er zog es nämlich vor, separat und nicht gemeinsam mit den anderen aus der Bruderschaft zu essen. Seine Geliebte war sie nicht, mehr seine … seine …« Das Mädchen suchte nach einem passenden Ausdruck.
    »Haushälterin?« half Fidelma ein.
    Sie nickte. »Genau das. Aber anderen Bedürfnissen kam sie |178| nicht nach. Eng und vertraut mit ihr war er schon lange nicht mehr.«
    »Wenn also Schwester Buan behauptet, er war impotent, dann würdest du sagen, das lag nur daran, weil er sie im Bett zurückwies?«
    Schwester Sinnchéne machte eine verächtliche Bewegung. »Ich glaube, die schliefen nicht mal zusammen in einem Bett.«
    »Aber bei dir war er nicht so gehemmt?« fragte Fidelma sacht.
    »Wir genossen unsere körperliche Nähe, und das ist keine Sünde.«
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Die alten Gesetze machen durchaus Zugeständnisse an die menschliche Natur, vorausgesetzt, Dritte nehmen keinen Schaden. Du solltest aber wissen, daß der Neue Glaube eine andere Auffassung predigt. Geschlechtsverkehr mit jemand anderem außer dem eigenen Ehepartner wird als Sünde betrachtet, das gilt auch ganz allgemein für sexuelle Untreue, rein gedanklich genausogut wie in Wort und Tat. In der Heiligen Schrift heißt es, daß Christus diese Art Untreue ausdrücklich als Sünde herausstellt, egal gegen wen oder mit wem es geschieht. Sexuelle Handlungen dieser Art werden als Mißachtung des göttlichen Willens angesehen.«
    Entgeistert starrte Schwester Sinnchéne die Anwältin an. »Das, was einem Vergnügen bereitet, kann nicht Sünde sein, sonst hätte es Gott doch gar nicht erst geschaffen.«
    Fidelma mußte zugeben, daß sie sich diesem Argument nicht ganz verschließen konnte.
    »Wir haben die Richtlinien zu befolgen, die der Apostel Paulus in seinem ersten Korintherbrief festlegte, als er die Christen aufrief, gegen sexuelle Unmoral in den Gemeinden entschieden vorzugehen.«
    |179| »Das hätte der Ehrwürdige Mac Faosma auch so sagen können«, murmelte sie mißbilligend.
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat mir genauso eine Moralpredigt gehalten wie du. Nur daß du nicht so mit dem Herzen dabei bist wie er.«
    Ungemut zog Fidelma die Brauen zusammen; daß sie sich ihre inneren Zweifel hatte anmerken lassen, behagte ihr wenig.
    »Heißt das, daß der Ehrwürdige Mac Faosma von deiner Beziehung zu Cináed wußte?« fragte sie.
    »Ja. Vor einigen Wochen tauchte er völlig unerwartet im
tech-nigid
auf und … na ja.« Sie zuckte mit den Achseln. »Er sah uns.«
    »Und was geschah? Was sagte er?« fragte Fidelma neugierig.
    »Nichts.«
    »Nichts?« wiederholte Fidelma.
    »Er drehte sich einfach um und ging wieder. Ein paar Tage später begegnete ich ihm draußen vor dem Oratorium, und da ließ er seinen Sermon über die neue sexuelle Moralauffassung ab. Er ging dabei viel gelehrter vor als du, Schwester«, fügte sie mit einem frechen Grinsen hinzu. »Er zitierte jede Menge Quellen, Evangelien und Apostelbriefe, daß mir ganz wirr im Kopf wurde.«
    »Hat er deswegen auch den Ehrwürdigen Cináed zur Rede gestellt?«
    »Nein, nie.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich hatte Cináed davon erzählt und ihn gefragt, ob der alte … ob der Ehrwürdige Mac Faosma ihn darauf angesprochen hätte. Aber er hatte kein Wort darüber verloren.«
    »Aha.«
    |180| Fidelma nahm die Auskunft mit Befremden zur Kenntnis und schwieg eine Weile.
    »Kommen wir noch einmal auf den Abend zurück, den Abend vor Cináeds Tod. Ihr wart also im Waschhaus. Ihr habt miteinander geschlafen und euch dann über den Kräutergarten und auch über die Problematik mit Cináeds Frau unterhalten. Stimmt das soweit?«
    »Nicht unbedingt in der Reihenfolge.«
    »Ist auch nicht so wichtig. Aber was dann? Ging er einfach?«
    »Nicht eigentlich.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Die Zeit verstrich, und es war dunkel und Cináed machte sich Sorgen, Buan könnte Verdacht schöpfen, daß er bei mir wäre …«
    »Verdacht schöpfen? Ich denke, sie wußte aus eurem eigenen Mund … von

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