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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Mara sprechen.«
    Fidelma stöhnte ungeduldig auf.
    »Dir ist klar, daß ich dich als
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mit einer schweren Strafe belegen kann, wenn du mir nicht meine Fragen beantwortest?«
    Die junge Nonne blieb bei ihrem Entschluß. »Ich kann dir nicht helfen und deinen dummen Vorschriften schon gar nicht. Ich gebe keine weitere Antwort, ehe ich nicht …«
    Mit erhobener Hand gebot ihr Fidelma zu schweigen. »Das habe ich schon verstanden. Also gut. Wir werden Bruder Cú Mara herbitten. Aber vielleicht könntest du mir noch sagen, warum du hartnäckig darauf bestehst, daß die Gesprächsfetzen keinerlei Aufschluß über den Mord an Cináed geben?«
    Schwester Sinnchéne blickte auf, sah Fidelma fest in die Augen und erklärte dann ungerührt: »Weil ich weiß, wer Cináed umgebracht hat.«
    Diesmal konnte Fidelma ihre Überraschung nicht verbergen.
    »Und würdest du mir die Person nennen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte sie mit Nachdruck. »Es war Schwester Buan.«

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    KAPITEL 9
    Eadulf und Conrí hatten Fidelma schon gesucht und kamen gerade dazu, als Schwester Sinnchéne ihre Anschuldigung vorbrachte. Sie zögerten an der Tür. Eadulf hielt es für nicht ratsam, beim bloßen Hören einiger Worte hineinzustürmen, und bedeutete auch dem Kriegsherrn, sich zurückzuhalten.
    Fidelma beachtete die beiden nicht und schaute das Mädchen nachdenklich an. »Und worauf gründet sich deine Behauptung?« fragte sie sanft.
    |187| Schwester Sinnchéne schniefte, wie immer wenn sie erregt war. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Welche Beweise du hast, möchte ich wissen.«
    »Wozu braucht es Beweise? Das ist doch sonnenklar.«
    Fidelma ging geduldig auf sie ein. »Mir ist das nicht so sonnenklar. Gehen wir einmal deine Überlegungen durch, die dich zu dieser Anschuldigung geführt haben. Liegt es an deinem Verhältnis zu Cináed? Oder daran, daß Schwester Buan dir nicht wohl gesonnen ist und du sie nicht magst?«
    »Schwester Buan wußte von unserem Verhältnis. Cináed und ich hatten ihr das gesagt. Wir erklärten ihr, wie wir uns eine Lösung vorstellten. Sie willigte nicht ein und war wütend. Sie haßt mich, und sie muß auch Cináed gehaßt haben. Sie hat Cináed aus Eifersucht getötet.«
    »Eifersucht? Eigentlich hättest du das Opfer ihrer Eifersucht werden müssen, wenn Cináed sie fallenließ und dich vorzog.«
    »Das Weib ist rachsüchtig; rachsüchtig genug, um ihre Wut an Cináed auszulassen.«
    »Um ihm mit einem Hieb den Schädel einschlagen zu können – und die Ärztin hat das als Todesursache bestätigt –, bedurfte es enormer Kraft.«
    Schwester Sinnchéne lachte kurz auf. »Die ist kräftig, das sage ich dir. Und Cináed war betagt und gebrechlich.«
    Bekümmert wiegte Fidelma den Kopf. »Anschuldigungen ohne Beweise gelten nicht vor Gericht. Du hast Schwester Buan in Verdacht, in den Mordfall verstrickt zu sein, aber du hast keinerlei Beweise. Da muß ich dich sogar belehren: sei achtsam, wie und gegenüber wem du deinen Verdacht aussprichst. Die Gesetzessammlung
Din Techtugad
bestimmt, daß es ein Vergehen ist, Gerüchte zu verbreiten, einen Menschen ungerechtfertigterweise zu verspotten oder falsch Zeugnis |188| wider ihn zu reden. Tut man dergleichen, verliert man seine Ehre und Ehrenrechte.«
    Schwester Sinnchéne zog einen Flunsch. »Komm mir nicht mit Gesetzen!« meinte sie verächtlich.
    »Die Gesetze schützen einen jeden«, entgegnete Fidelma. »Ich will dir nur nahelegen, bei der Wahl deiner Worte Vorsicht walten zu lassen.«
    Sie drehte sich um und schien erst jetzt Eadulf und Conrí in der halboffenen Tür zu bemerken.
    »Conrí, könntest du oder einer deiner Männer Bruder Cú Mara suchen und ihn auffordern, hierherzukommen?«
    Der Kriegsherr verneigte sich, sagte kein Wort und ging.
    »Wir kommen gut voran«, teilte sie Eadulf zuversichtlich mit, doch bevor sie sich weiter äußern konnte, erschien Conrí schon mit dem
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.
    »Er war ganz in der Nähe«, erklärte der Krieger, »ich mußte ihn nicht weit suchen.«
    »Du wolltest mit mir sprechen, Lady?« fragte Bruder Cú Mara argwöhnisch und sah abwechselnd Schwester Fidelma und Schwester Sinnchéne an. Fidelma nickte und forderte den Verwalter mit einer Handbewegung auf, sich auf einen Hocker zu setzen, den sie neben Schwester Sinnchéne gestellt hatte. Sie selbst nahm den beiden gegenüber Platz. Für die Sitzordnung entschied sie sich mit gutem Grund. Wenn die beiden nebeneinander saßen, war es schwierig,

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