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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schaute. Fast unmerklich bewegte das rätselhafte Wesen den in der Kapuze verborgenen Kopf.
    Dann geschah etwas ohne jede Vorwarnung, und zwar sehr rasch. Der bärtige Anführer beugte sich auf dem Sattel nach vorn und stieß sein Schwert der Äbtissin ins Herz.
    Sie war auf der Stelle tot; auf ihrem Gesicht malte sich so etwas wie Überraschung. Noch während sie zu Boden sank, herrschte der Schurke die vor Entsetzen gelähmten Begleiterinnen der Äbtissin an.
    »Will sich sonst noch wer mit mir streiten? Packt eure Bündel und geht vor uns her, oder ihr bleibt hier bei eurer Äbtissin … und gesellt euch im Jenseits zu ihr.«
    Die junge Schwester, die sich um Esumaro bemüht hatte, warf sich neben der ermordeten Äbtissin auf die Knie.
    |32| »Erstochen hast du sie«, schluchzte sie und fühlte vergeblich nach einem Puls. »Warum hast du sie ermordet? Was für ein abscheulicher Mensch bist du? Wer bist du überhaupt?«
    Drohend holte der Mann wieder mit dem Schwert aus. »Du stellst zu viele Fragen, Weibsbild. Willst du wirklich hier neben ihr liegenbleiben?«
    Esumaro sprang vor, hielt die Hand hoch, als wollte er damit den Schwerthieb abfangen. Ebenso schnell beugte er sich hinunter und half der jungen Frau auf.
    »Jetzt ist nicht die Zeit zu jammern und Klage zu erheben. Nicht, wenn du am Leben bleiben willst«, raunte er ihr zu.
    Sie stutzte, warf einen Blick auf den sie bedrohenden Reiter, schaute Esumaro an, nickte und gewann ihre Fassung wieder. Ihren zusammengepreßten Lippen konnte man entnehmen, welche Kraft sie das kostete. Während sie vorgab, sich zu erheben, streckte sie die Hand aus, berührte die Brust der Äbtissin. Nur Esumaro sah, wie ihre Finger sich um das Lederband schlangen, an dem das Kreuz der Äbtissin hing, und es mit raschem Ruck zerrissen. Beim Aufstehen klammerte sie sich an seinen Arm und drückte ihm das Kreuz in die Hände.
    »Werd lieber einer von uns, bis wir wissen, was das alles soll«, murmelte sie kaum hörbar. Esumaro staunte, wie rasch das Mädchen die Lage einschätzte.
    Kaum hatte er das Kreuz an sich gepreßt, blaffte ihn der Bandenführer an: »He, du! Den Kerl da, mein ich.«
    Mit zusammengekniffenen Augen wandte sich Esumaro nach ihm um.
    »Wer bist du?« Der Anführer betrachtete ihn mißtrauisch. »Du bist doch nicht einer von den Ordensleuten von Ard Fhearta. Ich hab nichts davon gehört, daß ein Glaubensbruder diese Schar Gänse begleitet.«
    |33| Esumaro überlegte und blickte verstohlen zu der schweigsamen Gestalt unter dem grauen Habit.
    »Also … ich bin … Bruder Maros und begleite diese Glaubensschwestern zu den Vigilien in der Kapelle auf dem Bréanainn-Berg.«
    »Und warum trägst du euer Zeichen des Glaubens nicht auf deiner Kutte?«
    Esumaro zögerte kurz und hielt dann das Kruzifix hoch, das ihm die flinke Nonne zugesteckt hatte.
    »Ich war gerade dabei, das Band neu zu knoten, als du und deine Mannen uns überfielen. Gestattest du, daß ich es mir wieder umhänge?«
    »Aus dieser Gegend bist du wohl nicht, wie?« Esumaros Akzent hatte den Fragenden erst recht argwöhnisch gemacht.
    »Als Brüder des wahren Glaubens ist es unsere Pflicht, in der Welt umherzuziehen auf der Suche nach zu rettenden Seelen«, hub Esumaro an und hoffte, er habe den ehrfürchtig salbungsvollen Ton getroffen.
    Trotzig blitzte es in den Augen der jungen Schwester, als sie ihm zu Hilfe kam. »Bruder Maros hat sich uns in der Abtei Colmán angeschlossen. In den Klöstern Galliens wird er als berühmter Gelehrter geachtet.«
    Der Berittene runzelte ungläubig die Stirn und schien wieder auf eine Weisung der Gestalt in Grau zu warten.
    »Aus Gallien? Und wie bist du in die Abtei Colmán geraten? Schon seit Monaten hat dort kein Schiff mehr angelegt.«
    »Ich bin im Hafen von Ard Mór im Süden an Land gegangen und wandere bereits seit einigen Monaten in eurem Königreich umher. Wie hätte ich sonst eure Sprache so gut erlernen können?«
    Sein Gegner dachte nach, warf wieder einen Blick auf die |34| verhüllte, schmächtige Gestalt und zuckte die Achseln. Die Antwort schien ihm logisch, befriedigte ihn aber nicht vollends.
    »Du trägst doch keine Tonsur. Alle Mönche haben Tonsuren.«
    Die junge Nonne fiel ihm ins Wort: »Bruder Maros ist ein Jünger des heiligen Budoc von Laurea, eines Gelehrten, der in seinem Land hoch verehrt wird. Seinen Anhängern wird nicht die Tonsur geschoren.«
    Der Krieger schaute finster drein; ihn ärgerte ihre Keckheit. »Kann er nicht selber

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