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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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noch
corma,
damit vertreiben wir die Kälte.«
    Er machte dem Krieger ein Zeichen, und der verschwand, um den Tieren das Fell abzuziehen, sie auszunehmen und zum Braten vorzubereiten. Er selbst baute so etwas wie einen Bratspieß zusammen, mit dem man die Kaninchen über dem Feuer drehen und wenden konnte.
    Sie saßen im Wohnraum am Feuer und sahen zu, wie die Kaninchen über der Glut brutzelten, als alle ein leises, gedämpftes Geräusch hörten. Es war wie ein dumpfer Aufschlag und schien direkt von unter dem Fußboden zu kommen. Dabei glaubten sie, auf gestampftem und ausgehärtetem Lehm zu sitzen.
    Conrí sah zu den anderen hinüber und legte warnend einen Finger an die Lippen. Ohne seinen Platz zu verlassen, untersuchte er mit angestrengter Miene den Fußboden. Dann zeigte er stumm auf eine Stelle, auf der trockenes Schilfgras lag und wo, fast von der Streu verdeckt, ein Metallring hervorlugte.
    Rasch, aber lautlos erhob sich Conrí und ging dorthin. Im gleichen Moment hatten seine beiden Krieger die Schwerter gezogen. Der Kriegsherr bückte sich, faßte behutsam den Metallring, hielt einen Augenblick inne und riß ihn dann mit einem Ruck hoch. Eine kleine Falltür öffnete sich. Conrí blickte in die Tiefe.
    »Komm da heraus!« brüllte er mit donnernder Stimme.
    Ein Kopf und schmale Schultern schoben sich nach oben.
    Sie gehörten zu einem verängstigten Jungen, einem Blondschopf mit Sommersprossen. Mit erschrockenen blauen Augen blickte er in die Runde. Haar und Gesicht waren dreckverschmiert.
    »Ein Kind!« rief Conrí überrascht, beugte sich zu ihm und |270| zerrte den Jungen hoch. Der kleine Bursche mochte an die zwölf Jahre sein. Ängstlich sah er von einem zum anderen. Conrí hatte sich inzwischen einen brennenden Holzscheit gegriffen und leuchtete in die Höhlung, aus der der Knabe aufgetaucht war. Kopfschüttelnd kehrte er zu den anderen zurück. »Nichts weiter. Es ist nur eine
uaimh talún,
eine Vorratskammer.«
    Der Junge wirkte immer noch verschreckt.
    Aufmunternd lächelte ihn Fidelma an.
    »Komm her«, forderte sie ihn auf. »Komm und sag mir, wie du heißt.«
    Der Junge wagte sich einen Schritt näher.
    »Ich bin Iobcar, Sohn von Starn, dem Hufschmied«, sagte er schüchtern, doch nicht ohne Stolz.
    Fidelma amüsierte die Art und Weise, wie das Kind sprach, und lächelte ihm noch freundlicher zu. »Also schön, Iobcar, Sohn von Starn, dem Schmied. Ich bin Fidelma von Cashel. Und nun sag, was hast du da unten gemacht?«
    »Mich versteckt«, war die einfache Antwort.
    »Vor wem?«
    »Vor euch«, erklärte er arglos und erheiterte mit dieser Auskunft die beiden Krieger.
    »Was für einen Grund hattest du, Iobcar, Sohn von Starn, dem Hufschmied, dich vor uns zu verstecken?« fragte Fidelma.
    »Ich dachte, ihr seid welche von den bösen Menschen.«
    »Wen meinst du mit ›böse Menschen‹?«
    »Die Menschen von Uaman dem Aussätzigen.«
    »Uaman der Aussätzige ist längst tot, Junge«, reagierte Eadulf verärgert und handelte sich einen tadelnden Blick von Fidelma ein.
    »Mein Vater sagt, der war ein so böser Mensch, daß ihn niemand |271| im Jenseits haben wollte und er deshalb zu uns zurück mußte.«
    Fidelma hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Dein Vater Starn ist wohl ein Philosoph?« stichelte Eadulf.
    Der Junge nahm die Frage ernst und schüttelte den Kopf.
    »Er ist Hufschmied, aber das habe ich bereits gesagt.«
    »Ist schon gut, Iobcar«, beschwichtigte ihn Fidelma. »Er zähl uns lieber, warum die Bewohner das Dorf hier verlassen haben und wohin sie gegangen sind.«
    »Wohin sie gegangen sind, kann ich euch nicht sagen, denn das ist ein Geheimnis«, antwortete er nach einigem Zögern. »Und warum sie fort sind? Sie hatten Angst, Uaman würde sie bestrafen, jetzt, da er aus dem Jenseits zurückgekehrt ist.«
    Eadulf wollte bereits wieder dazwischengehen und den Jungen eines Besseren belehren, aber Fidelmas warnender Blick hielt ihn davon ab.
    »Und wann war das? Wann sind sie losgezogen?«
    »Vergangene Woche.«
    »Und warum haben sie dich hier zurückgelassen?«
    »Haben sie nicht. Ich bin hierher zurückgekommen, weil ich etwas suchte, was ich vergessen hatte.« Unruhig schaute er über die Schulter zum Einstiegsloch in die Vorratskammer. Conrí war die Bewegung des Knaben nicht entgangen; er bückte sich und kam bald darauf triumphierend mit einem kleinen Bogen in der Hand wieder hoch, von den Ausmaßen her genau richtig für den Jungen. Den Kleinen packte erneut die Angst,

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