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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Schädelbasis war nur teilweise verwachsen, was darauf hindeutet, dass sie noch keine fünfundzwanzig Jahre alt war. Unter Berücksichtigung sämtlicher Indikatoren bin ich überzeugt, dass Opfer A zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt war. Opfer B war etwas älter und schon ganz ausgewachsen. Ohne Schädel lässt es sich nicht Bestimmtheit sagen, aber ich schätze, sie war zwischen fünfundzwanzig und dreißig.«
    »Und wie sieht es mit der Größe aus, Doktor?«
    »Zur Bestimmung der Größe ziehen wir Knochenmaße und Regressionsgleichungen heran.« Er schien die Unruhe und das Murmeln zur Kenntnis zu nehmen. »Ja, ich weiß, dass das nach Wissenschaftsjargon klingt. Es bedeutet aber nur, dass wir die Statur zum Beispiel anhand der Länge des Oberschenkelknochens rekonstruieren können. Man multipliziert sie mit einer Zahl, addiert eine andere, und fertig. Bei Opfer A beträgt die Länge des linken Oberschenkelknochens vierundvierzig Zentimeter. Unter Verwendung der Statur-Berechnungsformeln kommen wir zu der Schätzung, dass sie zwischen einem Meter sechsundfünfzig und einem Meter vierundsechzig groß war.«
    Zumindest ein paar Polizisten machten sich Notizen, nachdem sie einige Fakten in Doktor Jamiesons Ausführungen entdeckt hatten.
    »Und das Skelett?«, fragte jemand.
    »Ja, Opfer B. Man möchte meinen, wir könnten ein Skelett einfach hinlegen und messen, um die Größe des Opfers zu bekommen. Aber Knorpelmasse verwest und schrumpft nach dem Tod manchmal um mehrere Zentimeter. Bei Opfer B ist der Oberschenkelknochen achtundvierzig Zentimeter lang, was auf eine Körpergröße zwischen einem Meter neunundsechzig und einem Meter siebenundsiebzig schließen lässt.«
    »Wie genau sind solche Alters- und Größenangaben, Doktor?«
    »Ich bin überzeugt, dass die Schätzungen innerhalb der Parameter, die ich Ihnen genannt habe, korrekt sind. Aber ich möchte alle Anwesenden dringend bitten, die Vermisstenanzeigen mit Vorsicht zu genießen, wenn Sie versuchen, eine Übereinstimmung zu finden. Rechnen Sie nicht damit, dass die Angaben dort zutreffen.«
    »Warum nicht?«
    »Tja, viele Leute wissen gar nicht genau, wie groß sie sind. Oder sie lügen, was ihre Größe betrifft. Manche wären gerne ein paar Zentimeter größer, andere wären lieber ein bisschen kleiner. Und ihnen ist natürlich nicht bewusst, dass sich ihre Körpergröße mit zunehmendem Alter verändert, sodass sie ihre Größe möglicherweise jahrelang unwissentlich falsch angeben. Wenn Sie eine Vermisstenanzeige in der Hand haben, sollten Sie sich außerdem fragen, von wem die Informationen stammen. Vom Ehepartner, von einem Freund? Bei einigen Zahlen könnte es sich um blinde Schätzungen handeln.«
    Jamieson machte sich die Stille zunutze, die er verursacht hatte, um rasch zu seinem letzten Punkt zu kommen.
    »Und wie lange waren die sterblichen Überreste vergraben, werden Sie mich fragen. Nun, ein nicht einbalsamierter Körper eines Erwachsenen, der ungeschützt in normalem Erdreich vergraben wird, braucht normalerweise zehn bis zwölf Jahre, um so weit zu verwesen, dass nur noch das Skelett übrig ist. Die Tiefe, in der die Leiche liegt, sowie die Temperatur des Erdreichs können die Verwesungsdauer beeinflussen. An der Luft verwest ein Leichnam acht Mal schneller als unter der Erde.« Er blickte von seinem Laptop auf. »Wie Detective Constable Coopers totes Schaf.«
    Gavin Murfin lachte, doch niemand anderer schien den Witz zu verstehen. Der Anthropologe fuhr hastig fort.
    »Wenn ein Leichnam kühlem, feuchtem Erdreich ausgesetzt ist, verwest das Weichgewebe unter Umständen ziemlich langsam und verwandelt sich in Leichenwachs. Leichenwachs ist eine seifige, schmierige Substanz, die sich bildet, wenn Körperfett in feuchter Umgebung verwest. Manchmal wird es auch als Grabwachs bezeichnet. Bei der käseartigen grauweißen Masse, die Sie auf diesem Foto erkennen können, handelt es sich um Leichenwachs.«
    Ja, man konnte es auf den Fotos ziemlich deutlich erkennen. Einige Polizisten wandten den Blick einen Moment lang ab, zwangen sich jedoch, wieder hinzusehen. Jamieson ließ das grässlichste Foto auf der Leinwand, während er zum Ende kam.
    »Da Leichenwachs Zersetzungsbakterien hemmt, bleibt der Zustand eines Leichnams, der dieses Stadium der Verwesung erreicht hat, unter Umständen mehrere Jahre lang unverändert, bevor er weiter verwest. Bei Opfer A befand sich eine große Menge Leichenwachs unter der Brust und in der

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