Todesahnung: Thriller (German Edition)
aufgehoben.
Aber es ist immer noch in Ordnung. Ich bin froh, dass er sich Zeit für mich freischaufeln konnte.
Ein paar Psychiater in Manhattan bieten am Wochenende Sprechstunden an, und Dr. Michael Roy Corey ist einer von ihnen - zumindest im Frühling, Sommer und Herbst. In dieser Zeit arbeitet er samstags, damit er montags frei machen kann, um auf einem öffentlichen Platz in der Nähe seines Hauses in Briarcliff Manor Golf zu spielen.
»Kein Menschengewimmel auf dem Platz, und ich wähle mein Tee selbst«, erklärte er mir einmal. Das war ungefähr vor eineinhalb Jahren, als ich meine Therapie bei ihm begann. Ein halbes Jahr später ging ich nicht mehr hin. Ich dachte, ich hätte meine Themen abgearbeitet.
Und nicht, dass neue heraufziehen würden.
Ich lehne mich auf seinem vertrauten grauen Ledersofa nach hinten und beschreibe einige der Ereignisse der letzten Tage einschließlich des Höhepunktes an diesem Vormittag - mein Vater. Dr. Corey pafft, während er wortlos zuhört.
Als ich fertig bin, blicke ich ihn erwartungsvoll, hoffungsvoll an. Möge die Heilung beginnen!
»Sind Sie absolut sicher, dass der Mann auf den Fotos Ihr Vater ist?«, fragt er und zupft an einer Falte seiner grau melierten Weste, die fast perfekt zu seinem Haar passt.
»So sicher, wie ich mir nur sein kann«, antworte ich.
»Was bedeutet dieser Satz, Kristin?«
In seiner Stimme schwingt etwas mit. Vielleicht Ungeduld? Skepsis?
»Ich meine, ich bin mir fast sicher, dass er es war.«
»Fast sicher, was heißt, es hätte auch jemand sein können, der ihm sehr ähnlich sieht?«
»Das habe ich mir auch überlegt. Aber er hat mit mir gesprochen, dann ist er weggelaufen. Warum?«
»Dafür kann es viele Gründe geben«, antwortet er. »Vielleicht wollte er nicht fotografiert werden. Ich weiß nicht, vielleicht wird er von der Polizei gesucht. Vielleicht ist er gestört.«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, er trug sogar denselben Mantel wie mein Vater damals. Ich bin sicher, er war es. Ich habe es doch gesagt - er hat mit mir geredet. Er kannte meinen Namen.«
»Sie sagen also, Ihr Vater, der seit zwölf Jahren tot ist, taucht eines Tages auf einem Bürgersteig in Manhattan auf und unterhält sich mit Ihnen?«
»Ja, ich weiß, das klingt durchgedreht. Gott, klar weiß ich das. Deswegen bin ich hier.«
»Oh, ich verstehe, deswegen sind Sie hier«, wiederholt er. Seine Stimme klingt einen Tick schärfer und lauter. »Sie möchten, dass ich Ihnen helfe.«
Was geht hier vor? Ein solches Benehmen brauche ich als Letztes.
»Natürlich möchte ich, dass Sie mir helfen. Ich bin ziemlich verzweifelt.« Meine Stimme kippt bei dem letzten Wort. Ich ermahne mich, mich zusammenzureißen, wenn auch nur, um nicht die Würde zu verlieren.
Dr. Corey nimmt seine Pfeife aus dem Mund und funkelt mich an. »Hören Sie, Kristin. Machen Sie es sich ein für alle Mal klar: Ihr Vater hat Selbstmord begangen, und nichts, was Sie tun oder sagen, wird ihn zurückbringen.«
»Das weiß ich.«
»Ja?« Er verschränkt seine Arme. »Vielleicht wäre dies nicht passiert, wenn Sie Ihre Therapie fortgesetzt hätten.«
»Aber es geht nicht nur um meinen Vater. Was ist mit dem immer wiederkehrenden Traum?«
»Wir alle haben wiederkehrende Träume.«
»Aber dieser wurde wahr.«
»Das ist das, was Sie mir sagen. Wahr wird die Sache dadurch keinesfalls. Hören Sie sich selbst zu. Tun Sie das manchmal, Kristin?«
Ich blicke Dr. Corey, nun ja, ungläubig an. Dies ist nicht der Mann, der mir einst fröhlich seine Selbsthilfemantras vorgebetet hat. Er hat sich zu Dr. Depri gewandelt. Oder ist er nur zu mir so? Ist er sauer, weil ich nicht mehr zur Therapie gekommen bin?
»Verstehen Sie denn nicht, was ich sage, Dr. Corey? All diese seltsamen, bizarren Dinge passieren tatsächlich. Langsam glaube ich, ich drehe durch.«
»Vielleicht tun Sie das. Wer bin ich, dass ich darüber urteilen darf?«, erwidert er nüchtern. »Ich weiß nur, dass ich meine wertvolle Zeit nicht wieder in jemanden investieren werde, für den eine Therapie eine Modeerscheinung ist.«
Ich wusste es!
»Ich sagte doch, ich dachte, es ginge mir besser«, erkläre ich.
Er zieht die Nase hoch. »Ja, Ihnen geht es offensichtlich viel besser.«
Ich bin schockiert. Er macht sich lustig über mich, verachtet mich. Wie kann er sich mir gegenüber so verhalten? Ich war seine Patientin.
»Das muss ich mir nicht anhören«, sage ich.
»Sie haben Recht, das müssen
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