Todesahnung: Thriller (German Edition)
Straßenlaterne hindurchfahren. Rasch schiebe ich einen Ärmel nach oben, um meine aufgekratzte Haut zu begutachten.
Doch stattdessen sehe ich etwas anderes. Da bewegt sich etwas!
Ich springe auf meinem Sitz hoch, als es im Taxi wieder dunkel wird. Ich schlage auf meinen Arm, weiß aber nicht genau, worauf. Doch ich spüre etwas.
»Was ist da hinten los?«, fragt der Taxifahrer, der mittlerweile bestimmt wünscht, er hätte mich tatsächlich überfahren.
»Da ist was auf mir!«, rufe ich.
Als er das Innenlicht einschaltet, sehe ich es sofort. Ich schreie mir die Lunge aus dem Hals. Es ist eine Kakerlake … allerdings nicht auf mir.
Sondern in mir.
Die Form ist unverkennbar - Beine, Körper, Fühler. Dieses Ding krabbelt unter meiner Haut den Unterarm nach oben Richtung Ellbogen.
Dann sehe ich die nächste Kakerlake, doch auch bei dieser bleibt es nicht. Und diejenigen, die ich nicht sehe, spüre ich. In meinen Beinen, meinem Bauch, meinem Gesicht. Die Kakerlaken sind überall!
Ich zapple herum und schlage mit den Armen um mich. Ich muss aussteigen! Doch die Tür ist verriegelt. Vergeblich zerre ich am Griff. Ich sitze in der Falle.
»Machen Sie die Tür auf!«, schreie ich den Taxifahrer an. Doch er tut es nicht. Vielleicht weil ich es endlich geschafft habe, ihm eine Höllenangst einzujagen.
Durch die Windschutzscheibe sehe ich die Backsteinmauer eines Gebäudes auf uns zu rasen. Es ist eine Sackgasse im schlimmsten Sinne des Wortes.
Ich ertrage den Anblick nicht. Ich schließe die Augen und lege einen Arm vors Gesicht.
Dann Krach! und Rums! Als spielte ich in einem Comic mit.
Alles um mich herum wird schwarz.
66
»Wie heißt dieses Krankenhaus?«, frage ich den Arzt, als er von seinem Klemmbrett aufblickt.
»Our Lady of Hope«, antwortet er.
»Und wie bin ich hierhergekommen?«
»Ein Taxifahrer hat Sie abgeliefert. Er sagte, Sie hätten auf dem Rücksitz angefangen zu schreien, weswegen er auf die Bremse trat. Daraufhin seien Sie mit dem Kopf gegen die Trennscheibe geknallt und ohnmächtig geworden.«
Dr. Curley, wie auf seinem Namensschildchen steht, sieht sich meine Stirn an. »Sind Sie sicher, dass Sie kein Eis mehr für diese hässliche Beule wollen?«, fragt er.
»Nein, ist schon okay.«
Ist es eindeutig nicht, und das weiß er. Pfleger und Ärzte in Notaufnahmen sind darauf geeicht, so etwas wahrzunehmen. Ich brauchte nur fünf Minuten über bizarre Fotos, Teufel, einen wiederkehrenden Traum, den Pferdeschwanz und subkutane Kakerlaken zu schwadronieren, und schon hatte die allgemeine Sorge der Belegschaft um meinen Kopf nichts mehr mit der hässlichen Beule zu tun.
Kristin, sag Dr. Curley schön guten Tag. Er ist unser Psychiater hier im Krankenhaus.
Ich sitze ihm in einem kleinen Sprechzimmer gegenüber. Kein Schreibtisch, keine Bilder an der Wand, kein Telefon - nur zwei Klappstühle. Gemütlich.
»Sie glauben, ich bin verrückt, oder?«
Dr. Curley, ein herzlicher Typ mit wuscheligem blondem Haar, klopft ein paarmal mit seinem Kugelschreiber aufs Klemmbrett, bevor er mit den Schultern zuckt. »Glauben Sie denn, dass Sie verrückt sind?«
»Das muss ich wohl sein, wenn man Sie hergeholt hat.«
»Das dürfen Sie nicht überinterpretieren.« Er beugt sich vor, als wollte er mir ein Geheimnis verraten. »Unter uns gesagt, das Krankenhaus versucht normalerweise nur, durch einen Psychiater den Preis zu erhöhen. Und man will auf Nummer sicher gehen.«
»Das kann man ja niemandem zum Vorwurf machen«, räume ich ein.
Er blickt auf seine Notizen hinab. Er scheint netter zu sein als mein Extherapeut Dr. Corey, und soweit ich sehe, raucht er keine lächerliche Pfeife.
»Nun, Sie haben jedenfalls eine ereignisreiche Woche hinter sich«, sagt er, als er mit beruhigendem Lächeln wieder aufblickt. »Ich würde gerne etwas mit Ihnen probieren, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich.«
Er erklärt seine »einfache Übung«. Ich muss nur die Leerstellen ausfüllen.
»Ein Beispiel«, beginnt er. »Ich betrachte mich als Pünktchen - Pünktchen - Pünktchen Person. Sie würden dann was antworten?«
Nichts.
Ich komme mir etwas schwerfällig vor. »Multiple-Choice-Fragen wären mit Sicherheit einfacher«, halte ich ihn hin, während ich mir vorzustellen versuche, um was es hier geht und ob ich wirklich mitspielen will.
Er kichert. »Da haben Sie wohl Recht. Aber es gibt keine falschen Antworten, also denken Sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher