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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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unheimlich und quälend.

    Ich renne an einer Tür nach der anderen vorbei, bis ich das Zimmer erreiche, in dem Penley und Stephen abgestiegen waren. Ihr Zimmer. Als ich abrupt stehen bleibe, hat der Schmerz, der meine Beine und Lungen erfasst hat, endlich die Gelegenheit, sich zu melden.

    Am Türknauf hängt ein »Bitte-nicht-stören«-Schild, das gestern nicht hier war. Weil ich nur dieses Schild anstarre, bemerke ich nicht sofort, was sonst noch anders ist.

    Die Tür steht offen.

    Nur einen winzigen Spalt. Langsam drücke ich sie auf.

    Es ist kein Hotelzimmer, nein, sondern mehr ein schickes Apartment. Das Foyer ist wie ein Schachbrett mit schwarzweißen Fliesen ausgelegt. Noch ein Spiel? Erst jetzt höre ich etwas - eine Stimme um die Ecke.

    Es ist die von Stephen.

    Lacht er? Warum sollte er lachen?

    Ich gehe ein paar Schritte weiter, bis mir klar wird, dass er nicht lacht. Nein, er weint. Oder vielmehr schluchzt er.

    Ich strecke den Kopf vor, spähe den kurzen Flur entlang … und sehe, warum er schluchzt.

    Michael drückt ihm eine Waffe an die Stirn.

102

    »Bitte, tun Sie es nicht«, wimmert Stephen. »Bitte, nein! Bitte!« Nackt und zitternd kauert er am Fußende des Bettes. Mehr kann ich in dem düsteren Zimmer nicht erkennen.

    »Maul halten!«, schnauzt Michael. »Halt einfach dein Maul!«

    Es passiert alles so schnell, und ich bin wie erstarrt, als wäre ich in der Zeit hängen geblieben oder würde einen Traum beobachten. Dieser grässliche Geruch ist auch zurückgekehrt.

    Michael spannt die Waffe. »Du hast mit der falschen Frau rumgesaut«, zischt er voller Wut. »Und damit hast du es dir eindeutig mit dem falschen Kerl versaut.« Dann …

    Pft.

    Ich sehe das spritzende Blut, noch bevor ich den seltsam gedämpften Schuss höre.

    Stephens Hinterkopf platzt heraus, sein Hirn trifft auf die Wand hinter ihm. Eine Sekunde lang bleibt er mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen stehen. Hinter seinem Ohr klafft eine riesige Wunde. Das ist kein Traum, Kris.

    Dann fällt er in sich zusammen, Arme und Beine knicken um wie bei einer Marionette, deren Fäden plötzlich losgelassen werden. Um seinen Kopf bildet sich eine fast schwarze Blutlache, die immer größer wird.

    Stimmt, der Teufel steckt im Detail.

    Ich beginne zu schreien, genau wie in meinem Traum.

    Michael wirbelt mit ausgestrecktem Arm herum und richtet die Waffe direkt auf mich. Er trägt Handschuhe, sein Finger am Abzug zuckt. Ich strecke meine Hände aus. »Nein, Michael!«, rufe ich. »Nicht! Ich bin’s!«

    Er blinzelt und sieht, dass es stimmt. Ich bin es.

    »Was machst du denn hier?«, fragt er und nimmt die Waffe nach unten.

    Ich suche nach Worten, finde aber keine passenden. Ich kann nur langsam auf ihn zugehen. Ich weiß nicht, ob ich ihn umarmen oder schlagen soll.

    »Rühr nichts an!«, warnt er mich. Es ist ein Befehl. Wie?

    »Fingerabdrücke«, erklärt er. »Unsere dürfen hier nicht zu sehen sein. Fass nichts an.«

    Er beginnt, ein kleines Rohr vom Lauf der Waffe abzuschrauben - einen Schalldämpfer, vermute ich. Deswegen hat sich der Schuss kaum nach einem Schuss angehört.

    Er hält inne, denkt für den Bruchteil einer Sekunde nach, ändert seine Meinung. Dreh, dreh, dreh. Der Schalldämpfer bleibt, wo er ist.

    Ja, so ist die Welt - verdreht.

    Ich gehe weiter auf ihn zu, habe aber das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen. Endlich habe ich meine Sprache wiedergefunden. »Was hast du getan, Michael?«

    In dem Moment wandert mein Blick zur Seite, und mir wird klar: Ich wusste nur die Hälfte.

    Michael hält mir den Mund zu, bevor ich wieder schreien kann. Quer über einem Tisch neben dem Bett liegt die sehr nackte, sehr tote Penley auf dem Rücken. Blut tropft an ihrem Körper und ihren Beinen hinab, auf dem Boden hat sich eine fürchterlich große Lache gebildet.

    Michael nimmt die Hand von meinem Mund und hebt einen Finger an seine Lippen. »Pst, wir haben nicht viel Zeit«, sagt er. »Wir müssen gehen, Kristin. Uns wird nichts passieren.«

    Er wirkt völlig abgebrüht, als er ein seidenes Taschentuch aus seiner Anzugtasche zieht und die Waffe abwischt. Dann kniet er nieder und legt sie in Stephens Hand. Anschließend wischt er mit seinem eigenen Handrücken über Stephens Finger, Handgelenk und Unterarm.

    Ich kann nur schockiert zusehen.

    Michael ist so unheimlich ruhig, bewegt sich beinahe wie ein Roboter. Er könnte genauso gut ein Schinkenbrot zubereiten, statt einem anderen Menschen einen

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