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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Veranda wieder, frustriert und verwirrt. Die Vorstellung, daß Hayes über sechstausend Meilen zurückgelegt hatte, nur um an ein paar Fischköpfe und ein paar Gramm Marihuana zu gelangen, war einfach zu grotesk.
    Carol Donner sah ihn vom Steg aus und winkte ihm zu. »Sie müssen das einfach einmal probieren«, rief sie. »Ich hätte um ein Haar schon einen Lachs gefangen!«
    »Die Lachse beißen hier doch gar nicht«, antwortete Howard. »Das muß eine Forelle gewesen sein.«
    Carol schaute ihn enttäuscht an.
    Howard betrachtete aufmerksam ihr hübsches Gesicht mit den hohen Backenknochen. Wenn seine ursprüngliche Annahme stimmte, dann mußten die Lachsköpfe etwas mit Hayes’ Versuchen in bezug auf monoklonale Antikörper zu tun haben. Aber wie konnte das wieder zugunsten von Carols Schönheit sein, wie Hayes ihr angedeutet hatte? Das gab doch alles keinen rechten Sinn.
    »Ich glaube eigentlich, daß es nicht darauf ankommt, ob es nun Lachse oder Forellen sind«, erwiderte Carol und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Angel. »Mir macht es jedenfalls Spaß.«
    Ein kreisender Habicht stieß plötzlich auf das flache Wasser herab und versuchte, einen der sterbenden Lachse mit seinen Krallen zu erhaschen, aber der Fisch war einfach zu groß für ihn, und so stieg der Vogel unverrichteter Dinge wieder in den Himmel. Als Dr. Howard den Lachs weiter beobachtete, sah er, wie dessen Bewegungen im Wasser matter wurden und er offenbar schließlich starb.
    »Ich hab einen!« schrie Carol Donner plötzlich, als ihre Angelrute sich krümmte.
    Die Begeisterung des Mädchens über seinen Fang verscheuchte auf Anhieb Howards Überlegungen und brachte ihn voll in das gegenwärtige Leben zurück. Er half ihr, die Beute - eine stattliche Forelle - an Land zu ziehen. Dabei tat es ihm leid um das Tier. Und so bat er Carol, nachdem sie ihm den Haken aus dem Maul gezogen hatten, es wieder ins Wasser zu werfen. Sie tat es ohne Widerrede, und wie ein Blitz war die Forelle verschwunden.
    Um ihr Lunchpaket zu verzehren, wanderten sie das Ufer entlang zu einem Felsvorsprung. Während ihrer Mahlzeit konnten sie von diesem Platz aus nicht nur den Fluß in seiner ganzen Länge verfolgen, sondern genossen obendrein den Anblick der schneebedeckten Gipfel des Kaskadengebirges. Es war einfach atemberaubend.
    Es war schon später Nachmittag, als sie sich auf den Rückweg zum ›Salmon Inn‹ machten. Als sie an der kleinen Hütte vorbeikamen, sahen sie im Wasser gerade wieder einen großen Fisch in seinen letzten Zügen liegen. Er trieb auf der Seite, und man konnte seinen weißen Bauch sehen.
    »Wie traurig«, sagte Carol und griff nach Howards Arm. »Warum müssen sie denn sterben?«
    Er hatte auch keine passende Antwort bereit. Das alte Klischee, das sei nun einmal der Lauf der Natur, fiel ihm ein, aber er wollte es nicht gebrauchen. Für eine kurze Zeit betrachteten sie noch den Fisch und sahen dann, wie schon einige kleinere Fische herbeikamen, um über ihn herzufallen.
    »O nein«, sagte Carol, packte ihren Begleiter am Arm und zog ihn rasch weiter. Als sie ihren Weg fortsetzten, wechselte sie bewußt das Thema und berichtete über eine weitere Attraktion, die das ›Salmon Inn‹ zu bieten hatte:
    Wildwasser fahren. Aber Howard hörte ihr gar nicht zu. Denn der Anblick der kleinen Räuber, die sich schon in den noch nicht ganz toten großen Fisch verbissen hatten, hatte den Keim gelegt zu einer Idee in seinem Kopf. Wie eine plötzliche Erleuchtung hatte er schlagartig eine Vorstellung davon, was Hayes entdeckt haben könnte. Und das war nicht »paradox« - es war beängstigend.
    Die Farbe wich aus seinem Gesicht, und er blieb stehen.
    »Was ist denn los?« fragte Carol.
    Er mußte schlucken, und seine Augen stierten blicklos.
    »Jason, was ist denn?«
    »Wir müssen sofort zurück nach Boston«, sagte er mit gepreßter Stimme. Er ging jetzt rascheren Schrittes weiter und zog Carol förmlich hinter sich her.
    »Aber was soll denn das heißen?« protestierte sie.
    Er gab keine Antwort.
    »Jason! Was ist los?« Sie zwang ihn mit einem Ruck zum Stehenbleiben.
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte er, wie aus einem Trancezustand erwachend. »Mir ist da plötzlich eine Idee gekommen, worauf Alvin gestoßen sein könnte. Wir müssen zurück.«
    »Was meinen Sie - noch heute abend?«
    »Nein, sofort.«
    »Aber so hören Sie doch! Es gibt doch heute gar keinen Flug mehr nach Boston, den wir erreichen könnten - es ist dort immerhin drei

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