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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Arme zu laufen, ging er zum Hauptgebäude hinüber und begab sich dort geradewegs in die Pathologie.
    Er fand Dr. Madsen im Chemielabor, wo es irgendwelche Schwierigkeiten mit dem automatischen Gerät gab. Zwei Kundendiensttechniker waren deswegen gerade an der Arbeit, und Jackson Madsen kam es sehr gelegen, daß er mit seinem Kollegen in sein Büro zurückkehren konnte, um ihm dort die Objektträger mit den Gewebeschnitten von Harrings Herzen übergeben zu können.
    »Warten Sie mal, bis Sie das hier gesehen haben«, sagte er und schob einen Objektträger unter das Mikroskop, wo er ihn mit Daumen und Zeigefinger zurechtrückte. Dann trat er einen Schritt zurück, um seinem Kollegen einen Blick durchs Mikroskop zu ermöglichen.
    »Sehen Sie das da?« fragte er, und Dr. Howard nickte. »Da ist so gut wie kein Hohlraum mehr da; das ist so ziemlich die schwerste Arteriosklerose, die ich jemals zu Gesicht bekam. Sehen Sie die rosarote Masse dort? Das sieht mir nach Amyloid aus - also Gewebsentartung durch Eiweißkörper-Einlagerung. Das ist unglaublich, insbesondere, da Sie versichern, sein EKG sei in Ordnung gewesen. Aber ich muß Ihnen noch etwas zeigen.« Er legte einen anderen Objektträger ein und sagte: »Jetzt schauen Sie sich das mal an.«
    Howard trat ans Mikroskop und fragte: »Was sollte mir denn auffallen?«
    »Beachten Sie mal, wie aufgetrieben die Zellkerne sind«, antwortete Dr. Madsen. »Und hier wieder diese rötliche Masse - ganz ohne Zweifel Amyloid.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Unmedizinisch ausgedrückt sozusagen, daß das Herz dieses Mannes einem regelrechten Belagerungszustand ausgesetzt war. Achten Sie doch mal auf diese typischen Entzündungszellen.«
    Da er an Beobachtungen durch das Mikroskop nicht gewöhnt war, waren die Besonderheiten, auf die sein Kollege ihn aufmerksam gemacht hatte, Dr. Howard bisher entgangen. Jetzt aber fielen sie ihm auf, und er fragte den Pathologen: »Was schließen Sie aus alldem?«
    »Ich bin mir da noch nicht so ganz sicher. Wie alt, sagten Sie, war der Mann?«
    »Sechsundfünfzig.« Howard richtete sich auf. »Besteht Ihrer Meinung nach irgendeine Gefahr, daß wir es hier mit einer bisher unbekannten Infektionskrankheit zu tun haben?«
    Dr. Jackson Madsen dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, die Anzeichen einer Entzündung sind dafür eigentlich nicht ausreichend. Das wirkt eher stoffwechselbedingt, aber das ist auch schon alles, was ich dazu sagen kann.« Dann setzte er hinzu: »Doch da ist noch etwas.« Er nahm einen neuen Objektträger, stellte das Mikroskop schärfer ein und sagte: »Hier haben wir ein Stück vom Nucleus ruber in der Mittelhirnhaube. Sagen Sie mir, was Sie da sehen.« Er machte Platz für seinen Kollegen, und der blickte durch das Mikroskop. Er sah eine Nervenzelle, in deren Mitte ein stark vorragender Kern zu erkennen war und dazu ein dunkelgefleckter granulärer Bereich. Dr. Howard schilderte dem Pathologen, was er sah.
    »Lipofuszin«, sagte Dr. Madsen, »typisches Alterspigment.« Er zog das Präparat wieder unter dem Mikroskop hervor.
    Dr. Howard richtete sich erneut auf. »Und was bedeutet das alles?«
    »Das wüßte ich auch gerne«, antwortete ihm sein Kollege. »Das ist alles nicht sehr spezifisch, würde aber eigentlich bedeuten, daß Ihr Mr. Harring ein kranker Mummelgreis gewesen sein muß. Diese Aufnahmen könnten von meinem Großvater sein.«
    »Das ist nun schon das zweitemal, daß ich etwas Derartiges höre«, meinte Dr. Howard bedächtig. »Könnten Sie mir denn nicht etwas Genaueres sagen?«
    »Tut mir wirklich leid«, antwortete Dr. Madsen. »Ich wünschte mir wirklich, Ihnen mehr sagen zu können und Ihnen eine größere Hilfe zu sein. Ich kann lediglich einige weitere Untersuchungen durchführen, um ganz sicher zu sein, daß es sich bei diesen rötlichen Ablagerungen im Herzen und an anderer Stelle wirklich um Amyloid handelt. Ich gebe Ihnen dann Bescheid.«
    »Herzlichen Dank«, sagte Howard. »Und wie steht es mit den Präparaten von Hayes?«
    »Die sind noch nicht fertig«, antwortete der Pathologe.
    Dr. Howard kehrte in den ersten Stock zurück und begab sich in den Bereich zur Behandlung der nichtstationären Patienten. Als Arzt hatte er zwar immer gewisse Bedenken im Hinblick auf die Zuverlässigkeit gewisser Testergebnisse gehabt, ebenso wie in bezug auf bestimmte Medikamente oder Behandlungsmethoden. Aber er hatte sich doch noch niemals veranlaßt gesehen, ganz allgemein an seiner

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