Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Tatsache: Hayes starb eines natürlichen Todes. Es gab keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden - keine Einschüsse im Kopf, kein Messer im Rücken. Und obendrein war der Mann ein Dealer. Wir fanden Heroin, Kokain und einen Haufen Bargeld in seinem Südstadt-Nest. Kein Wunder, daß er da paranoid wirkte. In der Drogenszene geht’s heiß her.«
    »War denn dieser anonyme Hinweis nicht ein bißchen merkwürdig?« fragte Howard, plötzlich neugierig geworden.
    »Ach, das kommt immer wieder mal vor. Irgendwer hat sich über irgendwas geärgert, und dann gibt er uns einen Tip, um es jemandem heimzuzahlen.«
    Der Arzt schaute den Detektiv nachdenklich an. Er dachte darüber nach, daß diese Drogengeschichte eigentlich nicht zu Hayes’ Charakter paßte, hätte aber auch wieder nicht sagen können, warum. Als nächstes fiel ihm ein, daß sein Kollege immerhin auch mit einer Stripteasetänzerin zusammengelebt hatte. Wer weiß - vielleicht lag er doch schief, was die Unvereinbarkeit mit Hayes’ Charakter betraf.
    Als ob er die Gedanken seines Gesprächspartners gelesen hätte, meinte Curran: »Hören Sie, Herr Doktor, ich weiß es zu schätzen, daß Sie sich die Zeit genommen haben und hergekommen sind - aber Tatsachen sind nun einmal Tatsachen. Ich kann nicht beurteilen, ob dieser Bursche nun eine Entdeckung gemacht hat oder nicht. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Wenn er mit Drogen gehandelt hat, dann hat er auch welche genommen. Das ist meistens so. Ich habe die Kollegen vom Drogen- und Sittendezernat um Überprüfung gebeten; sein Name ist zwar dort nicht gespeichert, aber für mich heißt das nur, daß man ihn noch nicht erwischt hatte. Eigentlich kann er froh sein, daß er eines natürlichen Todes starb. Ich kann es nicht verantworten, unter den vorliegenden Umständen Zeit auf eine Morduntersuchung zu verwenden.«
    »Und ich bin immer noch der Überzeugung, daß da mehr dahintersteckt«, beharrte Howard.
    Doch Curran schüttelte den Kopf.
    »Dr. Hayes versuchte, mir etwas mitzuteilen«, sagte Howard. »Ich bin sicher, daß er Hilfe brauchte.«
    »Na klar«, erwiderte der Kriminalbeamte, »der wollte Sie wahrscheinlich in seine Drogengeschichte mit reinziehen. Hören Sie auf meinen Rat, Herr Doktor - vergessen Sie die Sache.« Er stand auf und machte damit klar, daß für ihn das Gespräch beendet war.
    Jason Howard kehrte zu seinem Wagen zurück und steckte, ohne sich groß darüber aufzuregen, den unter dem Scheibenwischer hängenden Strafzettel wegen falschen Parkens in seine Jackentasche. Er schlüpfte hinter das Lenkrad und ließ sich die Unterhaltung mit Curran durch den Kopf gehen. Der Mann war durchaus freundlich gewesen, aber hatte wohl nicht allzuviel auf seine Überlegungen und seine Intuition gegeben. Als er den Wagen anließ, fiel ihm noch etwas anderes ein, was Hayes im Hinblick auf seine Entdeckung gesagt hatte - er hatte sie »paradox« genannt. Das war ja nun wirklich eine seltsame Charakterisierung für eine entscheidende Entdeckung - und besonders merkwürdig für den Fall, daß die Sache nur erfunden sein sollte.
    In den GHP-Komplex zurückgekehrt, widmete sich Dr. Howard wieder seinen Patienten. Er wechselte von einem Untersuchungszimmer ins andere, hörte den Leuten zu, tastete sie ab, ging auf sie ein und beriet sie sachkundig. Das war es, was ihm an seinem Beruf Spaß machte. Die Menschen öffneten sich ihm gegenüber - in übertragenem und auch in ganz wörtlichem Sinn. Er fühlte sich gebraucht und auch irgendwie ausgezeichnet; sein Selbstvertrauen kehrte zurück.
    Gegen vier stand er vor Untersuchungsraum C und griff nach dem bereitgelegten Unterlagenmäppchen. Er erinnerte sich an den Namen - Paul Klingler. Das war der Mann, der nochmals herbestellt worden war, um die vor einem Monat gemachte Untersuchung zu überprüfen. Ehe er eintrat, überflog Dr. Howard rasch die Eintragungen. Der Mann schien gesund zu sein: Cholesterinspiegel normal, desgleichen die Triglyceridwerte; auch das EKG war in Ordnung gewesen.
    Klingler war schlank und rotblond und zeigte das gelassene Selbstvertrauen eines von Haus aus begüterten Bürgers. »Was stimmte denn mit meiner Untersuchung nicht?« fragte er sofort.
    »So kann man das nicht sagen…«
    »Aber Ihre Sekretärin sagte mir doch, ich solle heute vorbeikommen, weil Sie bestimmte Untersuchungen wiederholen wollten.«
    »Tut mir leid - kein Grund zur Aufregung. Sie fand einfach, daß wir Sie uns mal anschauen sollten, nachdem Sie erwähnt hatten, Sie

Weitere Kostenlose Bücher