Todesangst
irrten.
Die Chefin starrte Helene Brennquivist eindringlich an, die nun unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Der Arzt schaute interessiert auf die Szene, wobei er sich über Shirleys plötzliche Aggressivität wunderte.
»Es wäre bestimmt besser«, sagte die nämlich, »wenn Sie endlich einmal offen mit uns reden würden, sonst werden Sie garantiert Schwierigkeiten bekommen. Dr. Howard ist überzeugt davon, daß Sie etwas vor uns verheimlichen. Ich hoffe, Sie sind sich darüber klar, was das beruflich für Sie bedeutet, wenn es stimmt und wir es herausbekommen.«
Helene Brennquivists Furcht war schließlich nicht mehr zu übersehen. »Ich habe mich nur an die Anweisungen von Dr. Hayes gehalten«, sagte sie trotzig.
»Was für Anweisungen?« fragte Shirley Montgomery mit drohend gesenkter Stimme.
»Nun, wir haben einiges an selbständiger Arbeit hier gemacht…«
» Welcher Art?«
»Dr. Hayes arbeitete nebenher für eine Firma namens ›Gene Incorporated‹ an der Entwicklung eines Rekombinationsstammes von Kolibakterien zur Hormongewinnung.«
»War Ihnen denn nicht bekannt, daß der Vertrag mit Dr. Hayes derartige Nebentätigkeiten ausdrücklich untersagte?«
»Doch, er hat es mir gesagt«, gab Helene Brennquivist zu.
Shirley Montgomery schaute sie ein Weilchen nachdenklich an und sagte schließlich: »Ich möchte auf keinen Fall, daß Sie mit irgend jemandem über die Sache sprechen. Sie machen mir jetzt eine genaue Liste über jeden Gegenstand und jedes Tier hier, der oder das beschädigt oder entwendet oder getötet wurde, und bringen sie mir persönlich. Ist das klar?«
Hayes’ Assistentin nickte.
Dr. Howard folgte Shirley Montgomery, als sie das Labor verließ. Sie hatte geschafft, was ihm bisher mißlungen war - Miß Brennquivists Abwehrpanzer zu durchbrechen. Aber sie hatte die falschen Fragen gestellt, oder jedenfalls nicht die wirklich wichtigen.
»Warum haben Sie denn nicht auch wegen seiner Erfindung nachgesetzt?« fragte er sie vor dem Aufzug. Sie drückte, offenbar wütend, mehrmals auf den Knopf und antwortete:
»Ich habe einfach nicht daran gedacht. Jedesmal, wenn ich denke, die Geschichte mit Hayes sei jetzt unter Kontrolle, taucht etwas Neues auf. Ich hatte ausdrücklich diese Klausel wegen des Verbots der Nebentätigkeit in seinen Vertrag hineingeschrieben.«
»Das ist ja jetzt wohl nicht mehr wichtig«, meinte Howard, als er hinter ihr in den Aufzug trat. »Der Mann ist tot.«
Sie seufzte. »Ach, Sie haben ja recht. Wahrscheinlich rege ich mich zu sehr auf. Ich möchte nichts sehnlicher, als die ganze Geschichte endlich vom Hals zu haben.«
»Und ich bin immer noch der Meinung, daß Miß Brennquivist uns etwas verheimlicht - oder jedenfalls mehr weiß, als wir bisher von ihr erfahren haben.«
»Nun gut, ich werde noch mal mit ihr reden.«
»Und Sie denken, nachdem Sie jetzt die Tiere gesehen haben, auch weiterhin nicht daran, die Polizei zu rufen?«
»Mit der Polizei kommt auch die Presse«, erinnerte sie ihn. »Und mit den Zeitungen kommt der Ärger. Wenn wir von den Tieren mal absehen, scheint es übrigens nicht so, als sei was Wertvolles zerstört worden.«
Howard sagte dazu nichts weiter. Offenbar war die Frage der Meldung des Einbruchs eine Verwaltungsentscheidung. Was ihn viel mehr interessierte, war, etwas über Hayes’ Entdeckung herauszubekommen, und dabei würden ihm, das war ihm klar, weder Polizei noch Presse helfen. Er überlegte sich, ob die Entdeckung von Dr. Hayes wohl etwas mit diesen monströsen Tieren zu tun hätte, und der Gedanke jagte ihm einen Schauder über den Rücken.
Seinen heutigen Klinikrundgang begann der Arzt bei Matthew Cowen. Hier hatte es leider erneut eine ungünstige Veränderung gegeben. Zusätzlich zu seinen sonstigen Beschwerden verhielt sich der Patient nun auch noch verwirrt. Erst vor wenigen Minuten hatten ihn die Schwestern dabei angetroffen, daß er durch die Gänge lief und Unverständliches vor sich hin murmelte. Als Dr. Howard sein Zimmer betrat, lag er angeschnallt im Bett und starrte ihm entgegen wie einem Fremden. Der Mann war eindeutig desorientiert in bezug auf Zeit, Ort und Personen. Für Dr. Howard konnte das nur eines bedeuten - es mußten Embolien, also Blutgerinnsel, aus den geschädigten Herzklappen des Mannes ins Gehirn geschwemmt worden sein. Mit anderen Worten, er hatte einen Schlaganfall oder mehrere kleine Schläge erlitten.
Ohne Zögern ließ Howard einen Neurologen zur Beratung anrufen. Ebenso bat er
Weitere Kostenlose Bücher