Todesangst
Wichtig ist, daß wir das aus der Presse heraushalten müssen. GHP kann sich im Augenblick keine Negativ-Publicity mehr leisten. Wir stehen zur Zeit mit zwei Großunternehmen kurz vor einem Betreuungsabschluß. Die könnten abgeschreckt werden, wenn sie erfahren, daß man Dr. Hayes’ Labor nach Drogen durchsucht hat.«
»Könnte schon sein«, räumte Howard ein. »Vom städtischen Leichenschauamt wurde mir mitgeteilt, daß man Spuren von Kokain in Hayes’ Urin gefunden hat.«
»Das fehlt uns gerade noch«, stöhnte Bob Walthrow auf. »Da können wir nur beten, daß die Presse nichts davon erfährt.«
»Entscheidend ist jetzt die Schadensbegrenzung«, gab Shirley zu bedenken.
»Und was schlagen Sie diesbezüglich vor?« fragte Howard und überlegte sich, warum man ihn wohl hergebeten haben mochte.
»Der Aufsichtsrat erwartet von uns, daß dieser letzte Vorfall nicht an die Öffentlichkeit dringt!«
»Das dürfte nicht so ganz einfach sein«, wandte Howard ein und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser. »Die Presse wird das vermutlich den Polizeimeldungen entnehmen können.«
»Das genau ist der entscheidende Punkt«, sagte Shirley.
»Wir haben uns entschlossen, keine Meldung bei der Polizei zu erstatten. Aber wir wollten Ihre Meinung dazu hören.«
»Meine Meinung?« fragte Dr. Howard überrascht.
»Nun«, sagte Shirley Montgomery, »wir wollen einfach dazu auch die Meinung unserer ärztlichen Mitarbeiter. Und da Sie ja zur Zeit einer der Sprecher sind, dachten wir, Sie könnten unauffällig herausbekommen, wie Ihre Kollegen in dieser Sache denken.«
»Nun ja, vielleicht«, meinte Howard zögernd und fragte sich, wie er es wohl anstellen solle, seine Kollegen nach ihrer Meinung zu fragen und dennoch die Angelegenheit im verborgenen zu lassen. »Aber wenn meine persönliche Meinung Sie interessiert, dann muß ich Ihnen sagen, daß ich das nicht für eine gute Idee halte. Und im übrigen wird die Versicherung den Schaden nicht ersetzen, wenn keine Meldung bei der Polizei erfolgt.«
»Da ist natürlich was dran«, räumte Fred Ingelnook ein.
»Richtig«, gab Shirley Montgomery zu, »aber das wiegt bei weitem nicht so schwer wie die Gefahr eines Imageverlusts. Für den Augenblick wollen wir die Meldung jedenfalls unterlassen. Das Problem wegen der Versicherung werden wir überprüfen, und wir werden die Meinung der Abteilungsleiter einholen.«
»Das scheint mir vernünftig«, meinte Fred Ingelnook dazu, und Bob Walthrow beschränkte sich auf ein knappes »Gut«.
Das Gespräch endete nun rasch, und die beiden Männer verabschiedeten sich. Shirley bat Jason Howard, als er ebenfalls gehen wollte, noch einen kurzen Augenblick zu warten, und fragte ihn dann, als Ingelnook und Walthrow weg waren, ob sie sich wohl um acht nochmals treffen könnten. »Ich habe Helene Brennquivist um diese Zeit zu einem gemeinsamen Gespräch gebeten. Vielleicht können wir zusammen etwas herausbekommen, um ausfindig zu machen, was da los ist.«
Dr. Howard nickte, wunderte sich aber immer noch, daß sie ihn deshalb extra hatte kommen lassen - das hätte sie ihm doch wohl alles auch am Telefon sagen können. Aber er war zu müde, um sich weiter deswegen den Kopf zu zerbrechen. Daher verabschiedete er sich von ihr mit einem kurzen Kuß auf die Wange, stakste hinaus zu seinem Auto und freute sich darauf, wenigstens noch zwei oder drei Stunden Schlaf zu bekommen.
8
Kurz nach acht an diesem Samstag morgen betrat Dr. Howard mit kleinen Augen das Büro von Shirley Montgomery. Es war mit dunklem Mahagoni getäfelt, hatte einen grünen Teppichboden und Messingbeschläge und wirkte insgesamt eher wie das Büro eines Bankiers als das der Leiterin einer Krankenversicherung. Shirley hing schon am Telefon und hatte einen Versicherungssachverständigen am Apparat; Howard nahm Platz und wartete. Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte sie: »Sie hatten recht, was die Versicherung betrifft. Sie sind nicht bereit, Schadenersatz zu zahlen, wenn der Einbruch nicht offiziell gemeldet wird.«
»Na, dann melden Sie ihn eben.«
»Wir wollen lieber erst mal sehen, wie hoch der Schaden ist und was eigentlich fehlt.«
Sie gingen gemeinsam in den anderen Bau hinüber und fuhren zum fünften Stock hinauf. Ein Mann vom Wachdienst wartete schon auf sie und schloß die Innentür für sie auf. Das Anlegen der Schutzmäntel und Überschuhe schenkten sie sich.
Genau wie es die Wohnung von Alvin Hayes gewesen war, war nun auch sein Labor ein
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