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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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Ich warf Melanie einen Blick zu. Ihre Mundwinkel zuckten spöttisch. Sie ignorierte Alex völlig. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung.
    »Wisst ihr was«, sagte Leon. »Ich wollte was zu essen machen, habt ihr nicht auch Hunger? Ich habe genug da.«
    »Ja«, sagte Melanie sofort.
    »Alles klar, Mann«, sagte Alex. Offenbar hielt er Leon jetzt für seinen neuen Kumpel. Er lümmelte sich auf der Couch, als wäre er hier zu Hause. »David kommt auch gleich rüber.«
    »Habt ihr was Neues über das Mädchen erfahren?«, fragte ich.
    Melanie schüttelte den Kopf. »Aus der Gegend hier war sie jedenfalls nicht, das ist alles, was die Leute wissen.«
    »Leon hat sie mit dem Taucher-Typen gesehen.«
    »Echt?« Melanie vergaß einen Moment lang ihr Knie. »Was hatte die denn mit dem zu schaffen?« Dann schien ihr plötzlich ein Licht aufzugehen. »Oh Gott, Clara . . . und
der
wollte dich ins Wasser ziehen?«
    »Na ja, nicht direkt«, setzte ich an. Hinter mir ging die Tür auf.
    »Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob das wirklich derselbe Junge war«, sagte Leon. Er betrachtete David, der jetzt wortlos hereingekommen war. »Ehrlich gesagt, es kann auch ein ganz anderer Junge gewesen sein. Im Dunkeln sehen sie ja alle ähnlich aus.« Er ließ die Augen nicht von David, als wollte er sehen, wie der reagierte. Was meinte er damit? Ich musste an Chantals Worte denken . . .
    Täuschte ich mich oder zuckte David zusammen? Seine Miene blieb kühl und undurchdringlich wie immer. Aber seine Finger, die krallten sich in die Jeans.

12.
    »Ist das dein Kind?« Melanie griff nach einem Bilderrahmen, aus dem ein kleines Mädchen mit Zahnlücke und Rattenschwänzchen herauslachte.
    »Ja, meine Tochter. Die ist sechs. Vorsicht!«
    »Oh.« Beinahe hätte Melanie das Bild fallen gelassen. Sie stellte es zurück an seinen Platz, neben das Foto einer hübschen jungen Frau. Diesmal fragte sie allerdings nicht, ob das Leons Frau war. Wozu auch.
    »Sollen wir irgendwas zum Essen beisteuern?«, fragte David.
    »David ist nämlich Koch.« Alex flippte eine Zigarette aus der Schachtel.
    »Ach, tatsächlich?« Leon drehte sich interessiert nach David um. »Dann kann ich ja von dir noch was lernen.«
    »Wir haben doch überhaupt nichts, was wir zum Essen beisteuern könnten.« Melanie kicherte wie über einen guten Witz. »Außer Zigaretten und Bier und Rotwein und Kartoffelchips.«
    »Ich dachte, ihr wolltet was einkaufen?« Was hatten die nur die ganze Zeit gemacht?
    »Es war so heiß. Alex hatte keinen Bock, das allesherumzuschleppen. Na ja, und ich auch nicht. Bin doch nicht seine Dienerin.«
    »Reg dich ab. Musst ja auch nicht dauernd essen. Ist wahrscheinlich besser so.« Alex grinste und stieß David an. Doch der stand auf und ging zu Leon. Schweigend nahm er sich ein Messer und zerhackte rasend schnell eine Gurke.
    »Was soll denn das heißen?« Melanie klang beleidigt.
    Melanie und Alex waren heute wie Hund und Katze. Ich fragte mich, was da vorgefallen war.
    »Na, was wohl. Bisschen Diät könnte dir nicht schaden.«
    »Wie bitte?« Melanie sah ihn fassungslos an.
    »Du hast es nötig«, sprang ich ihr bei.
    »Sind alles Muskeln«, sagte Alex.
    »Nichts ist mit Diät.« Leon rührte irgendwas in einer Schüssel. »Hier wird ordentlich was gefuttert. Und Melanie muss nicht abnehmen, die ist genau richtig.«
    Alex' Augen verengten sich, aber er sagte nichts. Melanie hingegen lachte gurrend und stand auf. »Oh, was schreibst du denn da?« Neugierig hielt sie den Packen Blätter hoch.
    »Bitte liegen lassen. Das ist alles geordnet.« Leon sah plötzlich ein bisschen verkniffen aus.
    »Leon ist Schriftsteller«, sagte ich schnell. »Er schreibt Krimis.«
    »Wow!« Melanies Bewunderung war echt. »Das willich unbedingt mal lesen, wenn es fertig ist.« Sie kicherte wieder. »Kommen wir dann auch drin vor?«
    Eine Sekunde lang blitzten Leons Augen amüsiert auf. »Vielleicht«, sagte er. »Kommt ganz drauf an.«
    »Ich lese ja nie«, trompetete Alex von seinem Eckplatz aus. »Dafür hab ich gar keine Zeit.«
    »Sag bloß«, murmelte ich.
    »Hm?« Alex sah mich fragend an. Ironie perlte an ihm ab wie Regen an einer Wachsjacke.
    »Worum geht's denn in deinem Buch?«, fragte David.
    »Na, worum es immer in einem Krimi geht.« Leon streute Salz auf ein paar dunkelrote Steaks. »Um Mord.«
    »Auf welche Art?« David ließ nicht locker. Fast, als ob er Leon herausfordern wollte.
    »Das werde ich dir wohl kaum erzählen. Dann ist es ja nicht mehr

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