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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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Melanie. Kein Stammeln, kein Stolpern und wahrscheinlich würde sie die Gummiente gar nichtwahrnehmen oder drauftreten. Die Tatsache, dass Leon verheiratet war, würde sie nur als sportliche Herausforderung sehen.
    »Wieso ist die denn dort?«, hörte ich Alex fragen.
    »Weil sie dir dein eiskaltes Bier wegtrinkt«, rief Melanie zurück. Das wirkte.
    »Oh Mensch«, heulte Alex auf. »Da fahren wir hier in der Hitze durch den Modder und die trinkt ein kühles Pils!«
    »Huhu!« Melanie hüpfte jetzt auf Leons Steg. »Hello again. Ich dachte, du wohnst auf dem Campingplatz, dabei sind wir ja Nachbarn, cool.« Sie machte eine kleine Winkbewegung und kam einfach herein. »Toll hier! Und sogar ein Ventilator. Was macht dein Fuß? Ich hätte lieber bei dir bleiben sollen. Alex hat sie echt nicht mehr alle.« Sie rollte mit den Augen und schien sich überhaupt nicht zu wundern, dass ich hier auf der Couch saß. »Darf ich mal?« Sie nahm sich mein Glas.
    »Komm, ich geb dir ein eigenes.« Leon sprang auf und ging in seine kleine Küche. Melanie hielt hinter seinem Rücken den Daumen hoch und riss die Augen auf. »Wow!«, machten ihre Lippen.
    Leon kam mit einem Bier für Mellie zurück.
    »Wärst du mal lieber dageblieben«, sagte Leon jetzt mit ernster Stimme. »Clara ist überfallen worden.«
    »Was?« Melanie fiel fast das Glas aus der Hand.
    »Der komische Taucher von da drüben, der kam auf einmal aus dem Wasser raus, direkt vor mir.«
    »Und hat an ihrer Hand gezerrt«, sagte Leon.
    Das stimmte zwar nicht ganz, aber ich korrigierte ihn nicht. Es klang dramatischer. Melanie sah total schockiert aus.
    »Mensch, Clara, echt jetzt? Spinnt der? Was wollte der denn?«
    Ich zuckte mit den Schultern und sah sie vielsagend an.
    »Na, was wohl«, murmelte Leon.
    »Jedenfalls hab ich bald 'nen Herzinfarkt bekommen. Ich konnte ja nicht mal wegrennen, wegen meinem Fuß.«
    Melanie saß da wie ein geprügelter Hund. Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Tut mir leid. Das tut mir echt so leid. Ach, Clara, ich lass dich nicht mehr allein. Was für ein Freak, also da hätte ich auch Angst gehabt.« Sie senkte die Stimme. »Irgendwie habe ich mir das hier alles romantischer vorgestellt und nicht so . . . so sumpfig und unheimlich.« Sie sah hinaus auf den See, auf dem die Abendsonne gerade mit ihrem blutroten Spiegelbild tanzte. Die Bäume an unserer Seite des Ufers sahen im Gegenlicht aus wie schwarze Skelette. »Alex, der immer bekloppter wird, und dann diese scheiß Mücken . . .« Sie hielt anklagend ihre Arme hoch.
    »Na, die armen Mücken können wohl am allerwenigsten dafür«, sagte Leon.
    »Aber sie nerven.« Melanie inspizierte einen Mückenstich an ihrem Knie und lenkte damit auchLeons Blick auf ihre makellosen Beine. Ich starrte auf meinen klumpigen Fußverband. Dann erinnerte ich mich plötzlich an das andere seltsame Erlebnis heute.
    »Die Leute aus dem weißen Cottage-Boot sind auch ganz komisch«, sagte ich. »Zumindest der Mann. Der ist uralt und hat eine ganz junge Freundin.«
    »So komisch klingt das gar nicht«, sagte Leon. Er grinste. Melanie grinste zurück.
    »Leons Frau kommt bald. Mit seiner Tochter«, sagte ich. Melanie lächelte etwas schief, hatte sich aber gleich wieder im Griff. »Wie schön.«
    Draußen knallte etwas. Unsere Tür.
    »Melanie?« Das war Alex.
    Melanie rollte genervt mit den Augen. »Ich wünschte echt, ich hätte auf dich gehört und Alex nicht mitgenommen. Der benimmt sich wie die Axt im Wald. Und außerdem ist er schon wieder halb besoffen.«
    »Melanie? Was macht ihr denn da drüben?« Er kam jetzt näher.
    Leon öffnete die Tür. »Die Mädchen trinken bei mir was. Auf den Schreck.«
    Alex starrte ihn an wie eine Vision. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete und er sich wohl fragte, was Leon hier machte. »Schreck?« Alex lugte an Leon vorbei ins Innere des Hausbootes. Seine Augen weiteten sich beim Anblick der Einrichtung.
    »Clara ist überfallen worden, von diesem Typen da drüben. Ihr könnt doch eure Freundin nicht mit 'nem kranken Fuß alleine lassen.«
    »Was? Ich hau dem eine in die Fresse!« Alex stolperte zur Tür herein und ich konnte sehen, dass er schon ganz schön Schlagseite hatte.
    »Leon war ja zum Glück da«, murmelte ich.
    »Ich habe Clara schon gesagt, dass ihr euch gern an mich wenden könnt, wenn ihr irgendwie Hilfe braucht.« Leon stellte Alex ungefragt ein Bier hin.
    »Ey, danke, Mann! Aber ich hätte dem auch eine reingehauen, Clara.«
    »Sicher.«

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