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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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tödlicherer Schlagkraft arbeitete als Blackwater.
    Er war mit vier anderen Geheimdienstanalysten zu einer Erkundungsmission unterwegs gewesen. Als Linguist hatte Henri eine entscheidende Stelle eingenommen.
    Seine Einheit hatte sich in einem sicheren Haus einquartiert, dennoch wurde ihr Wachposten vor der Tür ausgeweidet. Der Rest der Mannschaft wurde gefangen, fast zu Tode geprügelt und in ein namenloses Gefängnis gesperrt.
    Am Ende der ersten Woche in der Hölle kannte Henri die Ticks und Vorlieben seiner Peiniger und gab ihnen Namen. Da war der »Vergewaltiger«, der immer sang, wenn er seine Gefangenen für Stunden wie Spinnen mit über ihren Köpfen gespreizten Armen festkettete; »Feuer«, der gern mit brennenden Zigaretten arbeitete; »Eis«, der die Gefangenen in eiskaltes Wasser tauchte. Mit »Aufgeiler« hatte Henri lange Gespräche geführt. Dieser quälte die Gefangenen mit Angeboten für Telefonanrufe, Briefe nach Hause und der möglichen Freiheit.
    Es gab die primitiven Untiere und diejenigen, die raffinierter
vorgingen, doch alle Wachen waren sadistisch. Ehre, wem Ehre gebührt. Alle hatten Spaß an ihrer Arbeit.
    Eines Tages wurde Henris Tagesablauf geändert.
    Er wurde aus seiner Zelle geholt und mit einem Tritt in die Ecke eines fensterlosen Raums befördert – zusammen mit den anderen drei noch lebenden Männern seiner Einheit. Ihre Haut war blutverkrustet, aus den offenen Wunden sickerte frisches Blut, und ihre Gliedmaßen waren zum Teil gebrochen.
    Grelles Licht wurde eingeschaltet, und als Henri schließlich etwas erkennen konnte, bemerkte er die Kameras und die sechs Kapuzenmänner, die vor der Wand standen.
    Einer dieser Männer schnappte sich Henris Zellengenossen und Freund Marty Switzer, zog ihn in die Mitte des Raumes und schleuderte ihn zu Boden.
    Switzer beantwortete ihre Fragen, sagte, er sei Kanadier, achtundzwanzig Jahre alt, seine Eltern und seine Freundin würden in Ottawa leben, und er arbeite als Militäragent. Ja, er sei ein Spion.
    Er log wie erwartet und sagte, er werde gut behandelt. Plötzlich warf ihn einer der Kapuzenmänner zu Boden, zerrte seinen Kopf am Haar nach oben und zog ein Sägemesser über seinen Hals. Blut spritzte, und die Takbir verkündeten im Chor: »Allahu Akbar.« Allah ist groß.
    Henri war fasziniert, wie leicht Switzers Kopf mit ein paar Schnitten abgetrennt worden war. Ein zugleich endloser und schneller Vorgang.
    In Switzers Gesicht war, als der Henker den Kopf in die Kamera hielt, die Verzweiflung erstarrt. Henri war versucht, ihm etwas zuzurufen, als könnte Switzer immer noch sprechen.
    Es gab noch eine Sache, die Henri nicht vergessen konnte.
Als er auf seinen Tod wartete, spürte er so etwas wie Erregung. Er verstand sein Gefühl nicht und konnte es nicht zuordnen. Während er auf dem Boden lag, fragte er sich, ob es die bevorstehende Erlösung von seinem Elend war, die ihn in Hochstimmung versetzte.
    Oder vielleicht wurde ihm nur bewusst, wer er und was das Innerste seines Wesen war.
    Der Tod verschaffte ihm einen Nervenkitzel – selbst sein eigener.

63
    Als der Kellner frischen Tee einschenkte, kehrte Henri in die Gegenwart zurück und dankte ihm automatisch. Ganz allerdings konnte Henri sich von der Vergangenheit noch nicht lösen.
    Er dachte an das Kapuzentribunal, an die geköpfte Leiche des Mannes, der sein Freund gewesen war, an den klebrigen Boden, auf den er ebenfalls geworfen worden war. Seine Sinne waren damals so geschärft gewesen, dass er den Strom in den Lichtleitungen singen hörte.
    Er hatte seinen Blick nicht von den Männern seiner Einheit abgewendet, die nacheinander in die Mitte des Raumes gezerrt worden waren: Raymond Drake, der ehemalige Soldat aus Alabama, der laut schreiend Gott um Hilfe angefleht hatte. Der andere, Lonnie Bell, ein ehemaliger Seal-Soldat aus Louisiana, der so unter Schock gestanden hatte, dass er kein einziges Wort und keinen einzigen Schrei von sich gegeben hatte.
    Beide Männer waren unter Jubelrufen geköpft und schließlich Henri an seinem Haar in die Mitte gezerrt worden. Aus der Dunkelheit hinter dem Licht hatte sich eine Stimme gemeldet.
    Â»Sag deinen Namen in die Kamera. Sag, woher du kommst.«
    Â»Ich werde bewaffnet in der Hölle auf euch warten«, hatte er auf Arabisch erwidert. »Schickt meine unerschöpfliche Verachtung an Saddam.«
    Sie lachten, machten

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