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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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aber mit meinem Schwedisch am Ende«, gestand er ein.
    Â»Dann versuchen wir es anders«, erwiderte sie in perfektem Englisch mit britischem Akzent. Sie stellte sich als Mai-Britt Olsen vor. Sie studiere an der Universität von Stockholm und verbringe hier ihre Ferien mit ein paar Kommilitonen.
    Das Mädchen war beeindruckend, neunzehn oder zwanzig Jahre alt und fast einsfünfundachtzig groß. Ihr flachsfarbenes Haar war auf Schulterlänge gerade abgeschnitten und zog die Aufmerksamkeit auf ihre niedliche Kehle.
    Â»Du hast bemerkenswerte blaue Augen«, stellte er fest.
    Â»Oh.« Sie blinzelte komisch, was Henri zum Lachen brachte, und wedelte mit ihrem kleinen Elefanten. »Ich suche auch einen Affen.«
    Sie hakte sich bei Henri unter, und gemeinsam schlenderten sie die Gänge zwischen den farbig erleuchteten Buden mit Früchten, buntem Schmuck und Süßigkeiten entlang.
    Â»Meine Freundinnen und ich sind heute beim Elefantenpolo gewesen«, erzählte Mai-Britt. »Und morgen haben wir
eine Einladung in den Palast. Wir sind Volleyballspielerinnen«, erklärte sie. »Olympiade 2008.«
    Â»Ehrlich? Das ist fantastisch. Hey, ich habe gehört, der Palast ist wirklich umwerfend. Ich muss mich morgen leider in ein Projektil quetschen, das Richtung Kalifornien abgeschossen wird.«
    Mai-Britt lachte. »Lass mich raten: Du fliegst geschäftlich dorthin.«
    Henri grinste. »Gut geraten. Aber das ist erst morgen. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    Â»Nur Kleinigkeiten auf dem Markt.«
    Â»Ganz in der Nähe gibt es ein Restaurant, das nur wenige Leute kennen. Sehr exklusiv und ein bisschen schlüpfrig. Bist du bereit für ein Abenteuer?«
    Â»Du lädst mich zum Abendessen ein?«, vergewisserte sich Mai-Britt.
    Â»Du sagst also ja?«
    Die Straße entlang des Golfes von Thailand war mit ziegelgedeckten Pavillons gesäumt, die zu den Restaurants gehörten. Henri und Mai-Britt gingen auf der Selekam Road an lärmenden Bars vorbei bis zu einem völlig unauffälligen Eingang, der zum Edomae gehörte, einem japanischen Restaurant.
    Der Oberkellner führte Henri und Mai-Britt in den strahlenden Hauptraum, in dem das Tageslicht von grünen Glasfenstern gefiltert wurde. Vom Boden bis zur Decke reichende Aquarien mit diamantfarbenen Fischen dienten als Raumteiler.
    Mai-Britt packte Henris Arm, damit er stehen blieb und sie den Raum in aller Ruhe betrachten konnte.
    Â»Was tun die da?«
    Sie deutete mit ihrem Kinn auf das nackte Mädchen, das
anmutig auf der Sushi-Bar lag, während ein Gast aus dem Spalt ihrer geschlossenen Oberschenkel trank.
    Â»Es heißt wakesame«, erklärte Henri. »Und bedeutet ›treibendes Seegras‹.«
    Â»Ha! Das kenne ich noch nicht«, sagte sie. »Hast du das auch schon gemacht, Paul?«
    Henri zwinkerte ihr zu und zog einen Stuhl für sie vom Tisch. Sie war nicht nur einfach schön, sondern hatte auch etwas Verwegenes, war bereit, das Pferdefleisch-Sashimi und das Edomae zu probieren, den rohen, marinierten Fisch, nach dem das Restaurant benannt war.
    Henri hatte sich bereits in sie verliebt, als er merkte, dass er von einem Mann an einem anderen Tisch angestarrt wurde.
    Er empfand es wie einen Schock, als hätte ihm jemand Eis hinten in sein Hemd gekippt. Carl Obst. Ein Mann, den Henri vor vielen Jahren kennengelernt hatte, saß dort mit einem Transvestiten, der seine Dienste in der oberen Preisklasse anbot.
    Henri war sicher, dass er sein Äußeres so sehr verändert hatte, dass ihn Carl Obst nicht erkennen würde. Andernfalls würde es übel für Carl Obst enden.
    Obst widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Transvestiten, und auch Henri wandte den Blick von Obst ab. Henri fühlte sich sicher, doch seine gute Laune war dahin.
    Die bezaubernde junge Frau und der selten schöne Rahmen verblassten, als seine Gedanken in eine Zeit abschweiften, in der er tot gewesen war – und es irgendwie geschafft hatte, heute noch zu atmen.

62
    Henri hatte zu Marty Switzer gesagt, eine Isolationszelle sei wie der eigene Darm, so dunkel sei es dort und stinke. Damit endete die Analogie, weil nichts, was Henri je gesehen, gehört oder sich vorgestellt hatte, mit diesem Dreckloch vergleichbar war.
    Henri war bereits vor dem Einsturz der Zwillingstürme von Brewster-North engagiert worden, einem privaten Militärunternehmen, das noch versteckter und mit noch

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