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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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talentierter Schwindler ist, der in mir das Geschenk seines Lebens sieht.«
    Â»Genau«, pflichtete mir Leonard bei.
    Â»Nun, Henri ist echt. Und ich kann es dir beweisen.«
    Ich legte den USB-Stick auf seinen Schreibtisch.
    Â»Was ist das?«
    Â»Alles, was du wissen musst, und mehr. Ich möchte, dass du Henri selbst kennenlernst.«
    Auf Leonards Bildschirm tauchte ein verschwommen gelbes Zimmer auf, Kerzen brannten, mittig an der Wand stand ein Bett. Die Kamera zoomte auf eine schlanke, junge Frau, die bäuchlings auf dem Bett lag. Sie hatte langes, hellblondes Haar, trug einen roten Bikini und schwarze
Highheels mit roten Ledersohlen, ihre Hände waren mit verworrenen Knoten an die Bettpfosten gefesselt. Sie schien unter Drogen zu stehen oder zu schlafen, doch als der Mann ins Bild trat, begann sie zu schreien.
    Der Mann trug nur eine Plastikmaske und blaue Latexhandschuhe, ansonsten war er nackt.
    Ich wollte das Video nicht noch einmal anschauen. Ich trat an die Glasfront von Leonards Büro und blickte nach unten, wo dreiundvierzig Stockwerke tiefer winzige Menschen das Atrium durchquerten.
    Ich hörte die Stimmen auf dem Rechner, hörte Leonard würgen. Als ich mich umdrehte, rannte er zur Tür. Ein paar Minuten später kam er blass wie eine Leiche zurück, und er hatte seine Meinung geändert.

74
    Leonard ließ sich auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen und riss den USB-Stick heraus, den er anstarrte wie die Schlange im Garten Eden.
    Â»Nimm das«, sagte er. »Gehen wir davon aus, dass ich das nie gesehen habe. Ich will nicht wegen Beihilfe zum Mord oder weiß Gott was angeklagt werden. Hast du das schon der Polizei erzählt? Oder dem FBI?«
    Â»Henri hat gedroht, mich und Amanda umzubringen. Das Risiko kann ich nicht eingehen.«
    Â»Das ist mir jetzt klar. Du bist sicher, dass das Mädchen auf dem Video Kim McDaniels ist?«
    Â»Ja.«
    Leonard griff zum Telefon und ließ seine Zwölf-Uhrdreißig-Besprechung und alle anderen Termine für den Nachmittag absagen. Er bestellte Sandwiches aus der Küche, dann zogen wir zur Sitzgruppe auf der anderen Seite seines Büros um.
    Â»Okay, fang ganz von vorne an«, forderte Leonard mich auf. »Lass nichts aus, keinen Punkt und kein Komma.«
    Also erzählte ich von meiner von der Zeitung bezahlten Vergnügungsreise nach Hawaii, zu der ich in letzter Minute aufgebrochen war und die sich als tödliches Geheimnis hoch fünf entpuppt hatte. Ich erzählte von der Freundschaft, die sich zwischen mir, Barbara und Levon McDaniels entwickelt hatte, und den Täuschungen durch Henris weitere Identitäten.
    Die Gefühle schnürten mir die Kehle zu, als ich von den Leichen, aber auch von dem Moment erzählte, als Henri
mich mit vorgehaltener Pistole zwang, meine Wohnung zu betreten, und mir die Fotos zeigte, die er von mir und Amanda gemacht hatte.
    Â»Wie viel will Henri für diese Geschichte? Hat er dir eine Zahl genannt?«
    Ich antwortete, Henri habe von mehreren Millionen gesprochen. Leonard verzog keine Miene. In der letzten halben Stunde hatte er sich vom Skeptiker zum Mitbieter gewandelt. An seinen funkelnden Augen glaubte ich ablesen zu können, wie er den Markt für dieses Buch einschätzte und sich vorstellte, wie Unmengen von Geld seine Kassen füllten.
    Â»Wie sieht der nächste Schritt aus?«, wollte er wissen.
    Â»Henri sagte, er würde Kontakt halten. Dessen bin ich mir sicher. Mehr weiß ich bisher nicht.«
    Leonard rief Eric Zohn an, den Rechtsberater des Verlags. Kurz darauf gesellte sich ein großer, dünner, nervöser Mann in den Vierzigern zu uns.
    Leonard und ich boten Eric eine Kurzfassung zu dem »Vermächtnis des Mörders«, die Eric nur mit Einwänden konterte.
    Er führte das »Sohn von Sam«-Gesetz an, laut dem ein Mörder keinen Profit aus seinen Verbrechen schlagen darf. Er und Leonard diskutierten über Jeffrey McDonald, der seinen Ghostwriter verklagt hatte, und über das O.-J.-Simpson-Buch, da die Familie Goldmann die Einnahmen aus diesem Buch als Wiedergutmachung für die Zivilklage gegen den Autor gefordert hatte.
    Â»Ich mache mir Sorgen, dass die Familien der Opfer von uns eine finanzielle Entschädigung verlangen könnten«, gab Eric zu bedenken.
    Die beiden hatten mich vergessen, während sie Hintertürchen
und Aspekte besprachen, doch mir war klar, dass Leonard für das

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