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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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einer Minute, die mit Knacken und Rauschen erfüllt war, erzählte ich Leonard von der Fahrt in die Wüste, dem wunderschönen Hotel und meiner Laune.

    Â»Ich werde schon langsam nervös«, sagte ich. »Ich hoffe, er unterzeichnet den Vertrag.«
    Â»Sei vorsichtig«, ermahnte mich Leonard. »Hör auf deinen Instinkt. Ich wundere mich, dass er zu spät kommt.«
    Â»Ich nicht. Es gefällt mir nicht, aber überraschen tut es mich auch nicht.«
    Ich machte eine Pause, um auf die Toilette zu gehen, und kam voller Angst zurück. Vielleicht war Henri in der Zwischenzeit eingetroffen und saß bereits am Tisch.
    Wie würde er an diesem Tag aussehen? Würde er wieder eine Metamorphose durchgemacht haben? Doch der Stuhl gegenüber meinem war leer.
    Der Kellner kam und sagte, Mr. Benoit habe angerufen. Er verspäte sich, und ich solle bereits ohne ihn anfangen.
    Also bestellte ich. Die toskanische Bohnensuppe mit Schwarzkohl war lecker. Die Penne aß ich, ohne zu schmecken, was eine hervorragende Küche zu sein schien. Als ich einen Espresso bestellt hatte, klingelte mein Telefon erneut.
    Ich blickte es einen Moment an, als wären meine Nerven nicht schon durch und durch bis zum Ansatz strapaziert, und meldete mich schließlich mit »Hawkins«.
    Â»Sind Sie fertig, Ben? Sie müssen noch ein Stück weiterfahren.«

78
    Coachella in Kalifornien liegt fünfundvierzig Kilometer östlich von Palm Springs und hat fünfundzwanzigtausend Einwohner. Ein paar Tage im April während des jährlichen Musikfestivals, eines Mini-Woodstocks ohne Schlamm, schwillt diese Anzahl um weitere zwanzigtausend Menschen an.
    Nach dem Festival wandelt sich Coachella zurück zu einem landwirtschaftlichen Flachland in der Wüste, der Heimat junger Latino-Familien und Wanderarbeiter. Und Lkw-Fahrer nutzen den Ort für ihren Boxenstopp.
    Henri hatte mir gesagt, ich solle nach dem Luxury Inn Ausschau halten. Es war leicht zu finden, weil es einsam und verlassen abseits eines langen Abschnitts des Highways lag. Mit seiner U-Form und einem Pool entsprach es dem klassischen Motel.
    Ich fuhr entsprechend Henris Anweisungen nach hinten und suchte die Zimmernummer 229, die er mir genannt hatte.
    Auf dem Parkplatz standen zwei Fahrzeuge. Eins war ein alter, schwarzer Mercedes, ein Mietwagen. Ich vermutete, dass Henri mit diesem gekommen war. Das andere war ein blauer Ford Pick-up mit einem fast neun Meter langen Wohnanhänger. Silberfarben mit blauen Streifen, Klimaanlage auf dem Dach, Nummernschild von Nevada.
    Ich schaltete den Motor ab, griff nach meiner Aktentasche und öffnete die Tür.
    Ein Mann erschien auf dem Balkon über mir. Es war Henri, der genauso aussah wie beim letzten Mal: braunes,
zurückgekämmtes Haar, sauber rasiert, keine Brille, ein gut aussehender Bursche, der sich mit einem Schnurrbart, einer Augenklappe oder einer Baseballkappe locker eine andere Identität überstülpen könnte.
    Â»Ben, lassen Sie Ihre Aktentasche im Wagen«, verlangte er.
    Â»Aber der Vertrag...«
    Â»Ich hole die Aktentasche. Jetzt steigen Sie aus und lassen Sie Ihr Mobiltelefon auf dem Fahrersitz liegen. Danke.«
    Ein Teil in mir schrie: Hau ab, drück aufs Gas und verschwinde. Doch eine andere Stimme ermahnte mich, dass mit einer Flucht nichts gewonnen wäre. Henri wäre immer noch da. Er würde mich und Amanda jederzeit töten können, und das allein aus dem Grund, dass ich ihm nicht gehorcht hatte.
    Ich nahm meine Hand von der Aktentasche und ließ sie zusammen mit meinem Telefon im Wagen liegen. Henri rannte die Treppe herunter, verlangte von mir, die Hände auf die Motorhaube zu legen, und filzte mich gekonnt.
    Â»Jetzt die Hände auf den Rücken, Ben«, forderte er mich sehr beiläufig und freundlich auf.
    Allerdings drückte er die Mündung einer Waffe gegen meine Wirbelsäule.
    Das letzte Mal, als ich Henri den Rücken zugekehrt hatte, hatte er mich mit einem Pistolenknauf ohnmächtig geschlagen. Ohne darüber nachzudenken, sondern allein meinem Instinkt und Training vertrauend, trat ich zur Seite, um herumzuwirbeln und ihn zu entwaffnen, doch ich musste eine im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhafte Erfahrung machen.
    Wie eine Schlinge legten sich Henris Arme um meinen
Brustkorb, ich wurde in die Luft gehoben und schlug mit Schultern und Hinterkopf hart gegen den Wagen.
    Der Aufprall tat weh, doch ich hatte keine

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