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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Dutzende von Menschen getötet und hatte Sex mit den meisten von ihnen. Aber außer bei Molly habe ich es für Geld getan.«
    Es war gut, dass mein Rekorder alles aufzeichnete, weil sich mein Inneres in drei Teile spaltete:
    Da war der Autor, der sich überlegte, wie er Henris Anekdoten in eine fesselnde Erzählung packen konnte; der Polizist, der in dem, was Henri erzählte, nach Hinweisen auf dessen Identität, nach dem, was er ausgelassen hatte,
und nach den psychologischen blinden Flecken suchte, die ihm nicht bewusst waren; und der Teil meines Gehirns, der am schwersten kämpfte – um das Überleben.
    Henri sagte, er habe für Geld getötet, doch bei Molly habe er es aus Wut getan. Er hatte mich gewarnt, er würde mich ebenfalls töten, wenn ich seine Forderungen nicht einhalten würde. Er konnte also jederzeit seine eigenen Regeln brechen.
    Ich hörte zu und versuchte, Henri Benoit in allen seinen Facetten kennenzulernen. Doch vor allem wollte ich herausfinden, was ich tun musste, um zu überleben.

84
    Henri kam mit Sandwiches und einer Flasche Wein zum Wohnwagen zurück. »Wie sieht Ihre Vereinbarung mit den Spannern aus?«, fragte ich, nachdem er die Flasche entkorkt hatte.
    Â»Sie nennen sich die Allianz«, erklärte Henri und reichte mir ein Glas.
    Â»Ich habe sie einmal die ›Spanner‹ genannt und eine Lektion erteilt bekommen: keine Arbeit, keine Bezahlung. ›Du bist ein böser Junge, Henri, treib keine Spielchen mit uns‹«, ahmte er die Abkanzelung mit deutschem Akzent nach.
    Â»Dann besteht die Allianz aus Deutschen?«
    Â»Eines der Mitglieder ist Deutscher. Horst Werner. Der Name ist wahrscheinlich falsch. Ich habe es nie überprüft. Ein anderer Spanner, Jan van der Heuvel, ist Holländer.
    Hören Sie, auch dieser Name kann falsch sein. Es versteht sich von selbst, dass Sie für das Buch alle Namen ändern, oder? Und auch diese Leute sind nicht so dumm, auf ihrem Weg Brotkrumen zu streuen.«
    Â»Natürlich, das verstehe ich.«
    Er nickte und fuhr fort. Seine Erregung war verflogen, doch seine Stimme klang härter und ließ keine Schwäche mehr erkennen.
    Â»Es gibt noch andere Leute in der Allianz. Ich weiß nicht, wer sie sind. Sie leben im Cyberspace. Nun ja, eine kenne ich sehr gut. Gina Prazzi. Sie hat mich angeworben.«
    Â»Das klingt interessant. Sie wurden angeworben? Erzählen Sie mir von Gina.«
    Henri nahm einen Schluck Wein, bevor er erzählte, wie
er nach seinem vierjährigen Gefängnisaufenthalt in Irak eine wunderschöne Frau kennengelernt hatte.
    Â»Ich aß gerade in einem Straßenbistro in Paris zu Mittag, als ich diese große, schlanke, außergewöhnliche Frau an einem Tisch in der Nähe bemerkte.
    Sie hatte sehr weiße Haut, und ihre Sonnenbrille hatte sie in ihr dichtes, braunes Haar hinaufgeschoben. Ihre Brüste zeichneten sich straff unter ihrem Kleid ab, sie hatte lange Beine, und an einem Arm trug sie drei Uhren. Sie sah reich und kultiviert und unerreichbar aus, aber ich wollte sie haben.
    Sie legte das Geld auf die Rechnung und erhob sich, um zu gehen. Ich wollte mit ihr reden, doch mir fiel nur die Frage ein: ›Wie spät ist es?‹
    Sie blickte mich langsam von oben bis unten an. Meine Kleider waren billig. Ich war erst seit wenigen Wochen aus dem Gefängnis frei. Die Schnitte und blauen Flecke waren verheilt, doch ich war immer noch ausgemergelt. Die Folter, die Dinge, die ich gesehen hatte, die Nachbilder geisterten noch in meinem Kopf herum. Doch sie erkannte etwas in mir.
    Diese Frau, die ein Engel war und deren Namen ich damals noch nicht kannte, sagte: ›Ich habe die Pariser Zeit, New Yorker Zeit, Shanghaier Zeit... und ich habe auch Zeit für Sie.‹«
    Henris Stimme klang weicher, als er von Gina Prazzi erzählte. Es war, als hätte er nach ewiger Entbehrung endlich die Erfüllung gefunden.
    Sie hatten eine Woche in Paris verbracht, wohin Henri immer noch jeden Herbst fuhr. Er beschrieb, wie er mit Gina auf dem Place Vendöme umhergeschlendert war, wo sie für ihn teure Geschenke und Kleidung gekauft hatte.

    Â»Sie stammt aus einer seit Generationen wohlhabenden Familie. Sie hatte Verbindungen in eine Welt des Reichtums, von der ich keine Ahnung hatte.«
    Nach einer Woche in Paris fuhren sie auf Ginas Yacht durchs Mittelmeer. Henri beschwor Bilder von der Cöte d’Azur herauf, einem der

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