Todesbraeute
Stille zu konzentrieren. »Ich weiß, dass ich meine Hand geöffnet und sie gesehen habe. Mir war egal, woher sie kamen.« »Alle drei Crightons haben dich zum Abschied umarmt.« Alex schluckte hart. »Ich weiß. Daran kann ich mich erinnern.«
»Ich habe mich immer gefragt, ob einer von ihnen sie dir gegeben hat.«
Alex stieß sich von der Scheibe ab. Ihr war plötzlich kalt. »Warum? Warum sollte einer von ihnen so etwas getan haben?«
»Ich weiß es nicht. Aber jetzt, da wir das über Wade und Simon wissen ... und Alicia ... wäre das wohl eine Möglichkeit. Es kann der Grund dafür sein, warum du so heftig auf die Nennung von Craigs Namen reagierst.« Alex fuhr zusammen. »Das wusstest du immer schon?« »Ja. Aber ich dachte, du wirst dich schon damit auseinandersetzen, wenn du dazu bereit bist. Es war leicht, seinen Namen einfach nicht auszusprechen. Aber jetzt... müssen wir es tun. Wir müssen wissen, was damals war. Für Bailey und Hope und auch für dich.«
»Und Janet und Claudia und Gemma«, fügte Alex hinzu. »Und Sheila und all die anderen Mädchen.« Die Welle der Traurigkeit traf sie unvorbereitet. »So viele Leben, die ruiniert wurden.«
»Aber deines nicht, Alex. Und nun ist auch Hope da. Bailey hat ihr Leben für Hope geändert. Lass sie jetzt nicht hängen.«
»Bestimmt nicht. Ich finde Craig und bringe in Erfahrung, was er weiß.« Sie biss die Zähne zusammen. »Und ich gehe in das Haus. Auf die Treppe. Und wenn es mich umbringt.« Sie zog den Kopf ein. »Entschuldigung.« »Daniel hat mir von deiner Panikattacke auf der Treppe erzählt. Dr. McCrady und ich haben uns gestern Abend darüber unterhalten, ob man bei Hope eine Form der Hypnose einsetzen könnte, um den Widerstand, den sie in ihrem Bewusstsein aufgebaut hat, zu umgehen. Als ihr Vormund müsstest du das Formular unterschreiben.«
»Sicher.«
»Und dann stellen wir uns dasselbe bei dir vor.« Alex zog scharf die Luft ein. »In diesem Haus?« Meredith legte ihr eine Hand an die Wange. »Denk: nicht, dass es Zeit dafür ist?« Alex nickte. »Ja. Es ist Zeit.«
15. Kapitel
Atlanta, Mittwoch, 31. Januar, 10.00 Uhr
Agent Talia Scott war eine bodenständige Frau mit einem Elfengesicht und einem lieben Lächeln, das auf Menschen, die Opfer geworden waren, ungeheuer beruhigend wirkte. Aber Daniel hatte bereits mit ihr gearbeitet und wusste genau, dass jeder, der sie in einem Sondereinsatzkommando erlebt hatte, nie wieder das Adjektiv »lieb« verwenden würde.
Nun saß sie ihm an seinem Tisch gegenüber und sah ihn an, als habe er nicht alle Tassen im Schrank. »Wenn ich Hollywoodproduzentin wäre, hätte ich mir die Rechte an dieser Story direkt gesichert.«
»Du glaubst gar nicht, was für Angebote bei mir eingehen«, erwiderte er düster.
»Also. Von diesen fünfzehn Fotos sind sechs Frauen identifiziert worden.« Talia ging die Bilder durch, und ihre leicht zusammengepressten Lippen verrieten ihren Widerwillen. »Zwei davon sind tot.«
»Drei. Drei sind tot«, korrigierte Daniel. »Alicia, Sheila und Cindy Bouse, die vor einigen Jahren Selbstmord beging. Wir haben drei Namen. Gretchen French lebt hier in Atlanta, Carla Solomon in Dutton und Rita Danner in Columbia.«
»Die Frauen sind heute alle um die dreißig, Daniel«, sagte Talia. »Vielleicht wollen sie nicht darüber reden, vor allem deswegen nicht, weil sie sich Existenzen mit Menschen aufgebaut haben, die gar nichts davon wissen.«
»Das ist mir klar«, sagte Daniel. »Aber wir müssen sie dazu bringen, uns zu erzählen, was sie wissen. Wir müssen herausfinden, wer sich durch all das, was geschieht, so bedroht sieht, dass er wieder zuschlägt.«
»Und du glaubst, dass einer der Vergewaltiger von damals die drei Frauen umgebracht hat?«
»Nein. Aber wer immer es getan hat, wollte, dass wir uns an den Mord an Alicia erinnern. Und Alicia ist auf den Fotos zu sehen.«
»Genau wie Sheila.« Talia nickte knapp. »Dann los.«
Mittwoch, 31. Januar, 10.00 Uhr
Der Jaguar wartete, als er neben ihm hielt und das Fenster herunterließ.
»Du kommst zu spät«, fauchte er, sobald er das andere Gesicht sah. »Und du siehst jämmerlich aus«, fügte er verächtlich hinzu.
Ja, das tue ich. Vergangene Nacht hatte er sich ins Nirwana gesoffen und war dann bäuchlings auf dem Bett zusammengebrochen, ohne sich seiner Kleidung zu entledigen. Das Summen des Handys in seiner Hosentasche hatte ihn geweckt. »Ich hatte noch keine Zeit, mich zu rasieren.« Aber
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