Todesbraeute
einen Butler. War sie genauso alt wie die anderen beiden?«
Er nickte. »Die anderen zwei wohnten in Atlanta, aber Gemma war hier bei ihrer Großmutter. Bisher scheint die Schule die einzige Verbindung zwischen ihnen zu sein.« Er gab ihr einen letzten, harten Kuss. »Vergiss nicht, mich anzurufen.«
»Stündlich«, sagte sie pflichtbewusst. »Versprochen. Und viel Glück.«
Er nickte ihr noch einmal zu und war fort.
Einen Moment lang herrschte Schweigen im Raum, dann ergriff Meredith das Wort. »Nun weißt du es also.«
Alex betrachtete Hope durch die Scheibe. »Was?« Aber sie wusste, was Meredith meinte.
»Dass der Gedanke an Craig Crighton einer der Auslöser für die Schreie in deinem Kopf ist.«
Alex schluckte, zu müde, die Schreie zum Schweigen zu bringen. »Ich wusste immer schon, dass es irgendwie mit Craig zu tun hat. Aber ich wollte nie wissen, was genau es war.«
»Alex ... hat Baileys Vater dich sexuell belästigt?« In der Spiegelung der Scheibe sah Alex, wie ihr Kopf sich langsam hin und her bewegte. »Ich glaube nicht. Aber ich weiß es nicht. Immer wenn ich mich erinnern will ...« Sie schloss die Augen. »Aber jetzt wollen die Schreie nicht mehr verstummen. Ich schaffe es nicht mehr, sie auszusperren.« »Alex, an was kannst du dich erinnern? Von dem Tag, an dem wir dich aus Dutton wegholten?« Alex legte die Stirn an die kühle Scheibe. »Ich weiß noch, dass diese zwei fürchterlichen Frauen über mich und Alicia sprachen. Tante Kim hat mit dir geschimpft, weil du es nicht verhindert hattest.«
»Und weiter?«
»Dann kam er.« Sie zwang sich, seinen Namen auszusprechen. »Craig. Mit Bailey. Und Wade. Er hat mit Kim gestritten. Ich sollte bei ihm bleiben. Er sagte, er liebte mich. Behauptete, ich sei seine Tochter und hätte ihn >Daddy< genannt.« Das Wort blieb ihr beinahe im Hals stecken. Es schmeckte scheußlich auf ihrer Zunge. »Hast du aber nicht.«
»Nein. Nie. Er war nicht mein Vater. Er war Baileys Vater. Immer.«
Meredith schwieg, wartete geduldig. Alex drehte den Kopf so, dass das Glas ihre heiße Wange kühlte. »Er war oft sehr streng mit uns, mit Alicia und mir. Meinte, unsere Mutter würde uns verwöhnen. Vielleicht hatte er sogar recht damit. Nachdem mein Vater gestorben war, gab es eine sehr lange Zeit nur uns drei. Aber du wolltest wissen, ob Craig ... ob er uns zum Sex gezwungen hat. Ich glaube nicht. Daran müsste ich mich doch erinnern.«
»Nicht unbedingt.« Merediths Stimme war ruhig. »An was kannst du dich sonst noch erinnern? An den Tag, an dem wir dich aus dem Krankenhaus geholt und mit nach Ohio genommen haben?«
Alex schlug die Augen auf und starrte auf ihre geballte Faust. »An die Tabletten.« Sie drehte sich ein wenig, ohne die Stirn von der Scheibe zu nehmen, um Meredith anzusehen. Eine Erinnerung drängte sich durch das Chaos an Gedanken in ihrem Kopf. »Du hast sie mir abgenommen.« »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war ein behüteter kleiner Bücherwurm. Ich hatte noch nie solche Pillen gesehen. Und du hast mir Angst gemacht, wie du da im Krankenhaus im Rollstuhl gesessen und ins Nichts gestarrt hast.«
»Wie Hope jetzt.«
»Wie viele Menschen nach einem Trauma«, sagte Meredith sanft. »Dad hat dich aus dem Rollstuhl gehoben und in den Wagen gesetzt. Dann hast du um Wasser gebeten. Wir waren so froh, dass du überhaupt etwas gesagt hast. Mom gab dir die Flasche, und wir fuhren los. Aber dann sah ich, wie du in deine Faust blicktest. Und ich beobachtete dich. Ich ließ dich im Glauben, dass dich niemand sah, aber als du sie schlucken wolltest, nahm ich sie dir ab. Du hast kein Wort gesagt.«
»Ich habe dich an diesem Tag gehasst«, flüsterte Alex. »Ich weiß. Das konnte ich in deinen Augen sehen. Du wolltest nicht mehr leben, aber ich wollte dich nicht sterben lassen. Du hast meiner Mom viel bedeutet. Du warst alles, was ihr von Tante Kathy geblieben war. Es hatte so viel Gewalt gegeben. Ich konnte nicht zulassen, dass du dich umbringst.«
»Und daher kamst du jeden Tag nach der Schule in mein Zimmer und hast bei mir gelesen. Damit ich möglichst wenig Gelegenheit hatte, es doch noch zu tun.« »Ja, so ungefähr. Und dann kamst du Schrittchen für Schrittchen zu uns zurück.«
Alex' Augen brannten. »Ihr habt mich gerettet.« »Meine Eltern haben dich geliebt. Und ich tue es immer noch.« Meredith musste sich räuspern. »Alex, kannst du dich erinnern, woher du die Tabletten hattest?« Sie versuchte, nachzudenken. Sich auf die
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