Todesbraeute
ich nicht weiß, wer Rhett getötet hat.«
»Garth, was passiert hier?«, flüsterte seine Frau. »Warum können wir nicht zur Polizei gehen?« »Das kann ich dir nicht sagen. Es ist besser für euch und eure Sicherheit, glaub mir.«
»Verdammt noch mal, du scherst dich doch einen feuchten Dreck um unsere Sicherheit. Du hast dich da in etwas reingeritten, was uns offenbar genauso betrifft. Also erzähl mir nicht so einen ... einen Schwachsinn! Du sagst es mir jetzt, oder ich gehe sofort zur Polizei!«
Sie meinte es ernst. Sie würde es tun. »Erinnert ihr euch an Jared O'Brien?«
»Er ist verschwunden.« Robs Stimme war noch immer tonlos.
»Ja, ich weiß es noch. Es hieß, er sei betrunken gewesen und nachts von der Straße abgekommen ...« Sie wurde blass. »Wie Rhett. O mein Gott. Garth. Was hast du getan?« Er antwortete nicht. Konnte nicht antworten. »Was immer damals geschah, anscheinend will dir jemand deswegen an den Kragen«, sagte Rob. »Wenn es nur um dich ginge, dann würde ich mich ja ruhig verhalten. Aber bei Gott, das hier betrifft meine Familie! Wir wissen alle, dass Sean nicht besonders intelligent war. Dieser Kerl hat ihn benutzt, hat ihn benutzt und umgebracht, weil er dir eins auswischen wollte.« Er stand auf. »So nicht, Garth. So nicht.«
Er sah zu seinem Onkel auf. »Was willst du tun?« »Ich weiß es noch nicht.«
»Gehst du zur Polizei?« Seine Frau weinte jetzt. Rob schnaubte verächtlich. »Doch nicht in dieser Stadt.« Garth stand nun ebenfalls auf und sah seinem Onkel in die Augen. »Ich würde meinen Mund halten, wenn ich du wäre, Rob.«
Robs Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ach, und warum?«
»Hast du ein bisschen Zeit? Tatsächlich brauchte ich nur ein paar Minuten. Mit dem einen oder anderen Anruf hast du im Handumdrehen einen Wirtschaftsprüfer am Hals ...«
Auf Robs leichenblassem Gesicht erschienen hektische rote Flecken. »Du besitzt die Frechheit, mir zu drohen?« »Ich besitze die Frechheit, alles zu tun, was ich tun muss«, erwiderte er ruhig.
Seine Frau presste sich die Hand vor den Mund. »Ich ... ich kann das alles nicht glauben. Das ist ein Alptraum.« Er nickte. »Ja. Aber wenn du den Mund hältst und ruhig bleibst, könnten wir das alles überstehen.«
Atlanta, Donnerstag, 1. Februar, 9.15 Uhr
In dem kleinen Raum mit der verspiegelten Scheibe war es still. Sie warteten auf Dr. McCrady. Alex stützte die Ellenbogen auf den Tisch, das Kinn auf die Faust und sah Hope beim Ausmalen zu. »Wenigstens benutzt sie jetzt andere Farben«, murmelte sie.
Meredith sah auf und lächelte traurig. »Schwarz und Blau. Wir machen Fortschritte.«
Plötzlich hatte Alex genug. »Aber es reicht nicht. Wir müssen mehr aus ihr herausbekommen, Mer.« »Alex.«
»Du warst nicht dabei, als sie heute Morgen die Frau aus dem Graben holten«, fuhr Alex sie an. »Ich schon. Mein Gott. Mit Sheila sind jetzt schon fünf Frauen tot! Das muss doch aufhören. Hope, ich muss mit dir reden, und du hörst mir jetzt zu.« Sie tippte Hope ans Kinn, bis die Hand des Mädchens verharrte und sie mit großen grauen Augen zu ihr aufblickte. »Hope, hast du gesehen, wer deiner Mami weh getan hat? Bitte, Liebes, ich muss es wissen.« Hope sah weg, und Alex ballte, der Verzweiflung nah, die Fäuste. Ihre Kehle verschloss sich. »Hope, Schwester Anne hat gesagt, wie klug du bist und wie viel und wie gut du sprichst. Du weißt, dass deine Mami weg ist. Ich kann sie ohne deine Hilfe nicht finden.« Alex' Stimme brach. »Bitte rede mit mir. Hast du gesehen, wer sie mitgenommen hat?«
Langsam nickte Hope. »Es war dunkel«, flüsterte sie mit dünnem Stimmchen. »Lagst du im Bett?«
Hope schüttelte ängstlich den Kopf. »Ich hab mich rausgeschlichen.« »Warum?«
»Ich hab den Mann gehört.«
»Den Mann, der ihr weh getan hat?«
»Er ist weggegangen, und sie hat geweint.«
»Hat er sie geschlagen?«
»Er ist weggegangen, und sie hat geweint«, wiederholte sie. »Und gespielt.« »Gespielt?«, fragte Alex.
»Auf der Flöte.« Die Worte waren kaum zu verstehen. Alex runzelte die Stirn. »Deine Mom hat früher auf dem Horn gespielt. Das ist groß und glänzend. Und gar nicht wie eine Flöte.«
Hope schob trotzig die Lippen vor. »Flöte.«
Meredith legte Hope ein weißes Blatt hin. »Mal es mir auf, Spatz.«
Hope nahm den schwarzen Buntstift und malte ein rundes Gesicht mit Augen und Nase und einem langen Rechteck an der Seite der Stelle, wo der Mund hätte sein sollen. Sie sah zu
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