Todesbraeute
nickte. »Koenig hat vor ungefähr eineinhalb Stunden angerufen. Sie haben die ganze Nacht gesucht, Crighton aber nicht gefunden. Sie wollten sich zum Frühstück in den Obdachlosenunterkünften umsehen und dann erst einmal schlafen.«
»Verflucht.« Daniel presste die Kiefer zusammen. »Ich hatte wirklich gehofft, dass wir diesen Mistkerl fassen.« »Ich habe mir noch einmal die Aufnahmen angesehen, die wir gestern Abend bei der Hypnose gemacht haben«, sagte Ed. »Dabei ist mir aufgefallen, dass Crighton laut Alex gesagt hatte, Alicia hätte >mit ihren knappen Shorts und dem Top darum gebettelt<. Das klingt für mich, als hätte er von der Vergewaltigung gewusst.«
»Du hast recht«, sagte Daniel. »Er meinte zwar auch, Wade habe Alicia nicht umgebracht, aber es ist ja logisch, dass er das behauptet. Wenn Wade Alicia vergewaltigt hat, dann war es vermutlich das, was er Reverend Beardsley gebeichtet und in den Briefen an Bailey und Crighton geschrieben hat.«
»Ich habe ein bisschen nachgeforscht«, meldete sich Luke zu Wort. »Nach den Morden an Alicia und ihrer Mutter ging es mit Crighton steil bergab. Bis dahin hatte er einen ganz anständigen Job gehabt, aber seit dreizehn Jahren gibt es von ihm keine Steuerunterlagen, keine Bankauszüge, kein gar nichts.«
»Stattdessen lebt er auf der Straße und spielt Flöte«, sagte Daniel verächtlich. »Und verprügelt alte Nonnen.« »Oh.« Ed sah auf. »Flöte. Ich habe mir mal die Gegenstände angesehen, die wir aus Baileys Haus geholt haben, und ein Flötenkästchen gefunden. Es sah sehr alt aus, als sei es viele Jahre nicht angerührt worden. Staub in jeder Ritze, aber innen war es sauber, als sei es vor kurzem erst geöffnet worden. Spielte Bailey auch Flöte?«
Daniel zog die Brauen zusammen. »Das hätte Alex doch sofort erwähnt. Ich frage sie trotzdem.« »Haben Sie ihr die Sache mit dem Haar gebeichtet?«, fragte Chase.
»Ja, habe ich. Und auf dem Weg zum neuen Fundort heute Morgen habe ich sie gefragt, was mit Alicias Sachen passiert ist. Sie sagte, ihre Tante Kim hätte sie nach Ohio verfrachten lassen, wo die Kisten seitdem eingelagert sind. Sie hat mir auch erzählt, dass sie, Alicia und Bailey Kleidung, Make-up und Bürsten teilten. Bailey und Alicia schliefen zum Zeitpunkt des Mordes sogar in einem Zimmer, weil Alicia gerade sauer auf ihre Schwester war. Das heißt, das Haar könnte ebenso gut erst kürzlich aus Baileys Haus genommen worden sein.«
»Das glaube ich nicht«, wandte Ed ein. »Wenn es so lange Zeit in einer Bürste gesteckt hätte, wäre es geknickt oder gebrochen, aber dieses Haar ist schnurgerade - und staubfrei. Es wirkt wie versiegelt.«
»Ein Souvenir von der Vergewaltigung«, murmelte Chase angewidert.
»Und, äh, noch etwas.« Ed legte eine Plastiktüte auf den Tisch.
Daniel hielt sie ins Licht. »Ein Ring mit einem blauen Stein. Wo hast du den denn gefunden?«
»Im Zimmer, das laut Alex' Aussage ihres war. Direkt unterm Fenster.«
»Als Gary Fulmore von Alicias Ring gesprochen hat, hat Alex auf ihre Hände gestarrt«, sagte Daniel nachdenklich. »Fulmore behauptet, der Ring sei an Alicias Hand gewesen, als er sie wieder eingewickelt hat, aber Wanda aus dem Sheriffbüro sagt, man habe ihn in Fulmores Tasche gefunden.«
»Tja, fragt sich, ob einer lügt oder ein anderer Beweise gefälscht hat«, entgegnete Chase ruhig. Daniel seufzte. »Ja. Wir müssen herausfinden, ob dieser Ring an ihrem Finger war, als man sie fand, oder nicht. Ich fahre gleich nach Dutton, um mit Garth und seinem Onkel über Romneys Tod zu sprechen. Dann schaue ich auch bei den Porter-Brüdern vorbei, die damals Alicia gefunden haben. Vielleicht erinnern sie sich ja an einen Ring. Luke, kannst du dich um die Namen kümmern, die Leigh aus den Jahrbüchern hat?«
Luke betrachtete den Stapel Ausdrucke, die die Assistentin am Tag zuvor angefertigt hatte, und verzog das Gesicht. »Wo soll ich anfangen?«
»Beschränke dich am Anfang auf die städtische High-school, auf der Simon, Wade und Rhett ihren Abschluss gemacht haben, und die Privatschule, auf der Garth und ich waren. Sieh nach, ob einer von den Jungen eine gewalttätige Vorgeschichte hat oder ob bei einem von ihnen irgendetwas - keine Ahnung - Komisches auftaucht.« Luke zog zweifelnd die Brauen hoch. »Komisch. Okay.« »Und ich rufe die restlichen potenziellen Opfer an, die ich gestern nicht erreichen konnte«, sagte Chase mit einem Seufzen. »Vielleicht können wir ihm ja ein Schnippchen
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