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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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kann ich nicht. Wir gehen verschiedenen Spuren nach.«
    »Das höre ich seit Tagen«, presste Michael hervor.
    »Ja, ich weiß, und es tut mir leid. Ist dir jemand eingefallen, der Janet so etwas hätte antun können? Aus Hass oder Wut?«
    Michaels Zorn schien zu verpuffen. »Nein. Janet konnte unheimlich arrogant und egoistisch sein. Manchmal sogar gemein und hinterhältig. Aber es gab niemanden, der sie gehasst hätte. Sie, Claudia und Gemma ... sie waren doch kaum erwachsen. Sie haben das einfach nicht verdient.« »Niemand behauptet, dass sie das verdient hätten, Michael«, gab Daniel sanft zurück. »Aber jemand hat sich ausgerechnet Janet und Mädchen, die sie kannte, ausgesucht.« Als Bauernopfer in einem größeren Spiel. »Alles, was du weißt, kann hilfreich sein. Alles, was dir einfällt. Jede Person, der sie vielleicht auf die Zehen getreten ist.« Michael stieß einen frustrierten Laut aus. »Soll ich dir eine verdammte Liste erstellen? Die Mädels waren verwöhnte Gören und haben vermutlich an jedem Tag ihres Lebens irgendjemanden vor den Kopf gestoßen. Aber das hier! Sie haben nichts getan, um so etwas zu verdienen.« Michael trauerte. Daniel hatte schon viele trauernde Menschen erlebt. Dass die Mädchen dieses Schicksal nicht verdient hatten, war ein Bruch in der Weltordnung, den Michael noch nicht verarbeiten konnte. Mit der Zeit würde es ihm gelingen. Wie den meisten Familien von Opfern. »Ich kann dir nicht sagen, was du hören willst, Michael, noch nicht. Aber wir kriegen ihn.« Michael nickte steif. »Du rufst mich an?« »Sobald ich mehr weiß. Verlass dich drauf.«
     
     

20. Kapitel
    Atlanta, Donnerstag, 1. Februar, 10.15 Uhr
     
    Meredith schaute von ihrem Laptop auf. »Soll ich sie nehmen?«, fragte sie. »Du hast dich seit mindestens einer halben Stunde nicht gerührt. Eigentlich sollten dir die Arme abbrechen.«
    Sie saßen noch immer in dem Raum mit der verspiegelten Scheibe. Alex zog Hope ein wenig enger an sich. »Sie ist nicht schwer.« Selbst noch im Schlaf klammerte sich Hope an Alex' Bluse, als befürchtete sie, dass man sie allein lassen könnte. »Ich hätte schon die ganze Zeit bei ihr sein müssen«, murmelte sie.
    »Idealerweise sicher«, sagte Meredith. »Aber ideal ist nicht unbedingt realistisch. Du musstest nach Bailey suchen. Du musstest mit Fulmore und all den anderen Leuten reden, also hör auf, dich ständig schuldig zu fühlen.« Aber Alex wusste, dass es sich hier nicht um schlichte Schuldgefühle handelte. Sie hatte nicht gezögert, die Vormundschaft und damit die Verantwortung für Hopes körperliche Unversehrtheit zu übernehmen, aber bis vorhin, als Hope sich vertrauensvoll an sie geschmiegt hatte, war ihr Herz dem kleinen Mädchen gegenüber verschlossen geblieben. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren kaum jemandem geöffnet. Richard gewiss nicht, und wenn sie ehrlich war, auch Bailey nicht. Damals hatte sie Bailey zwar angeboten, sie bei einer Entziehungskur zu unterstützen, aber echte Gefühle hatte sie ihr kaum entgegengebracht. Vielleicht hatte sie einfach nicht gewusst, wie sie es tun sollte. Und vielleicht wusste sie es immer noch nicht. Aber dann ging die Tür auf, und Daniel trat ein, und alles Schwere, Belastende und Dunkle in ihrem Herzen wurde durch seinen Anblick in den Hintergrund gedrängt. Möglicherweise gab es für sie doch noch Hoffnung. Und das war das Licht inmitten der Finsternis.
    »Soll Hope jetzt wieder mit Mary arbeiten?«, fragte sie leise, aber er schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht. Ich wollte euch hier nicht so lange warten lassen. Im Pausenraum steht ein Sofa. Hope kann da schlafen, bis Mary zurückkommt.«
    Alex wollte sich mit Hope erheben, doch Daniel hielt sie auf. »Ich nehme sie schon.« Und dann hielt er Hope auf den Armen wie Riley in der Nacht zuvor. Hope erwachte nicht, sondern schmiegte sich nur an ihn, und Alex empfand plötzlich eine solche Sehnsucht, dass ihr die Knie weich wurden.
    Das ist es, was ich will. Dieses Kind. Diesen Mann. Unsicher stand sie da und spürte, wie sich beinahe gleichzeitig mit dem Gedanken Panik einstellte. Was, wenn er nicht dasselbe will? Was, wenn ich nicht sein kann, was er will? Meredith beobachtete sie stirnrunzelnd. »Komm.« Sie legte ihr einen Arm um die Schultern und schob sie sanft zur Tür hinaus, um Daniel zu folgen.
    Daniel blieb vor dem Sofa im Pausenraum stehen. Sanft wiegte er Hope auf dem Arm. Er starrte ins Leere, offensichtlich war er in Gedanken ganz weit weg.

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