Todesbraeute
aus. Er hat mir schon immer Angst gemacht.«
Nun ergaben die Morde an Sean und Delia einen Sinn. »War Mack gewalttätig?«
»O ja. Er hat sich immer schon gerne geprügelt, Ärger bekam er deswegen jedoch nie. Damals dachte ich, dass es wahrscheinlich am Geld der O'Briens lag, bis ich herausfand, dass gar keins mehr da war. Als ich dann die Tagebücher entdeckte, begriff ich. Die anderen hatten Jared unterstützt, ihm das notwendige Bargeld zum Spielen und Leben gegeben und es ihm ermöglicht, sich seine Gläubiger und die Steuer vom Hals zu halten. Anscheinend haben sie auch hinter Mack aufgeräumt.«
»Ja, das ergibt Sinn. Zu diesem Schluss wäre ich auch gekommen.«
Ihr Lächeln war traurig. »Danke. Ich habe immer gedacht, dass man mich für vollkommen verrückt halten würde, falls ich jemals erzählen sollte, was ich weiß. Vielleicht würde man mich beschuldigen, mir alles ausgedacht zu haben. Aber ...« »Aber?«
»Aber dann musste ich nur den Stein aus dem Kamin ziehen und mich vergewissern, dass die Tagebücher noch da waren. Ich war - bin - nicht verrückt.« »Wann haben Sie zum letzten Mal nachgesehen?« »Am Tag, an dem man das Grab Ihres Bruders geöffnet und einen Fremden darin gefunden hat. In diesem Moment dachte ich, dass ich es jetzt erzählen konnte. Dass mir jetzt jemand glauben würde.«
»Und warum haben Sie es dann doch nicht getan?«, fragte er behutsam.
»Weil ich ein Feigling bin. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass einer von Ihrer Truppe schließlich von allein drauf kommt. Dass Sie kämen und mich zum Reden brächten, so dass ich mir vormachen könnte, ich hätte keine Wahl gehabt. Aber weil ich nichts gesagt habe, sind die Mädchen nun alle tot.« Sie sah mit Tränen in den Augen zu ihm auf. »Damit muss ich von nun an leben. Sie können sich nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist.« Und ob er das konnte. »Aber Sie sagen es mir doch jetzt. Und das ist es, was zählt.«
Als sie blinzelte, begannen die Tränen zu fließen. Beinahe wütend wischte sie sie weg. »Ich werde vor Gericht aussagen.«
»Gut, danke. Mrs. O'Brien, wissen Sie etwas über diese Schlüssel?«
»Ja. Simon hat alle Vergewaltigungen fotografiert. Wenn einer etwas sagen würde, würden sie alle untergehen, und die Fotos sollten eine Garantie sein, dass jeder >ehrlich< blieb. Simon hat sie verwahrt. Er hat sich nie an den Vergewaltigungen beteiligt, er war nur der Fotograf.« »Und die Schlüssel?«
»Simon verwahrte die Fotos in einem Bankschließfach, für das man zwei Schlüssel benötigte. Simon hatte einen, die anderen jeweils ein Exemplar des anderen. So war die Macht ein wenig verteilt. Als Simon angeblich bei einem Autounfall starb, hatte Jared Angst, dass nun alles herauskäme, aber die Zeit verging, und niemand schien einen Schlüssel gefunden zu haben. Wieso - haben Sie ihn jetzt?« Er ließ die Frage offen. »Haben Sie Jareds Schlüssel gefunden?«
»Nein. Aber er hat ihn in seinem Tagebuch abgemalt. Die Umrisse.«
»Hat Jared auch erwähnt, unter welchem Namen das Bankschließfach eröffnet wurde?« Daniel hielt den Atem an, bis sie nickte.
»Charles Wayne Bundy. Ich weiß noch, wie entsetzt ich darüber war. Und ich dachte, dass ich mir diesen Namen unbedingt merken muss, falls ich jemals gezwungen werde, alles zu erzählen. Dass ich mir damit den Schutz für meine Kinder erkaufen kann. Aber Sie haben ihn mir bereits zugesagt, daher ... sage ich es Ihnen einfach so.« Charles Manson. John Wayne Gacy. Ted Bundy. Es passte. Simon war bereits als Jugendlicher fasziniert von Serienmördern gewesen und hatte ihre Bilder und Gemälde kopiert. Susannah war diejenige gewesen, die vor vielen Jahren seine »Kunst« unter dem Bett gefunden hatte. Jetzt habe ich, was ich brauche. Wenn Simon belastende Fotos von den Männern gemacht hatte, würde Daniel damit genau die Beweise haben, die er benötigte. Nun musste er nur noch das verfluchte Schließfach öffnen. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wo sich Mack verstecken könnte?«
»Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen. Jedenfalls kann er nicht in seinem alten Haus sein, denn es wurde abgerissen, während er im Gefängnis saß.« »Wieso denn das?«
»Man hatte eingebrochen und im Inneren alles zertrümmert, eingeschlagen, aufgerissen. Wände, Böden. Was übrig blieb, war nichts mehr wert.«
Daniel dachte an Alex' Bungalow. »Jemand hat den Schlüssel gesucht.«
»Wahrscheinlich. Rob Davis hatte jedenfalls seinen Nutzen davon. Als das
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