Todesbraeute
trocken. »Schade, dass ich das nicht gewusst habe, bevor sie heute Morgen hier reinmarschiert ist und mir den Schock meines Lebens versetzt hat.« Luke riss die Augen auf. »Sie war hier? Alexandra Tremaine?«
»Sie nennt sich jetzt Fallon. Alex Fallon. Arbeitet als Krankenschwester in Cincinnati.« »Also hat sie's überlebt«, sagte Luke nachdenklich. »Was soll das heißen?«
Luke reichte ihm den Stapel Papier. »Die Geschichte war mit dem Mord an Alicia leider noch nicht vorbei. Am Tag, an dem man die Leiche des Mädchens gefunden hat, beging die Mutter Selbstmord: Sie schoss sich in den Kopf. Laut Zeitungsberichten wurde sie von ihrer Tochter Alexandra gefunden, die anschließend alle Beruhigungstabletten ihrer Mutter schluckte. Der Arzt soll sie der Mutter verschrieben haben, nachdem sie ihre andere Tochter hatte identifizieren müssen.«
Daniel dachte an die Frau auf dem Autopsietisch. Auch sie hatte eine Mutter, die sie in diesem Zustand identifizieren musste. Dennoch war Selbstmord der Ausweg der Feiglinge ... wenn man nicht gerade ein Mädchen war, dessen Welt in Trümmern lag. »Mein Gott«, murmelte er.
»Kathy Tremaines Schwester war sofort aus Ohio gekommen und entdeckte die beiden. Sie hieß Kim Fallon.« »Ja. Alex sagte, sie sei von Onkel und Tante adoptiert worden.«
»In den Berichten steht noch einiges über den Prozess und die Verurteilung von Gary Fulmore, den man als Täter überführt hat. Alexandra wird nach der Verhaftung Fulmores nicht mehr erwähnt. Kim Fallon wird sie wohl mit nach Ohio genommen haben.«
Daniel blätterte die Seiten durch. »Hast du irgendetwas über eine Bailey Crighton gefunden?« »Craig Crighton, ja, aber eine Bailey war nicht dabei. Craig war der Mann, mit dem Kathy Tremaine zu der Zeit zusammen war. Warum?«
»Deswegen war Alex Fallon heute hier. Ihre Stiefschwester wird seit Donnerstag vermisst, und sie glaubte, sie sei die Arcadia-Frau.«
Luke stieß einen leisen Pfiff aus. »Himmel. Das muss hart gewesen sein.«
Daniel dachte an die fest geballten Fäuste, bevor sie die Leiche gesehen hatte. »Ja, das denke ich auch. Sie hat sich aber recht gut gehalten.«
»Ich hatte eigentlich dich gemeint.« Luke schwang seine Füße vom Tisch und stand auf. »Ich muss wieder rüber. Die Pause ist vorbei.«
Daniel sah ihn prüfend an. »Glaubst du, du kriegst es hin?« Luke nickte. »Na sicher.« Aber er klang selbst nicht überzeugt. »Bis später.«
Daniel hob den Stapel an. »Danke, Luke.« »Schon okay.«
Daniel sah ihm hinterher. Der Stein, der ins Wasser plumpst... Ein Verbrechen veränderte das Leben der Opfer und ihrer Familien. Und manchmal verändert es uns. Mit einem Seufzen schaltete er seinen Computer ein und suchte nach der Nummer von Fun-N-Sun. Er musste ein Opfer identifizieren.
Dutton, Montag, 29. Januar, 13.00 Uhr
»Hier. Alles da.« Alex ließ ihre Ausbeute auf das Sofa in ihrem Hotelzimmer fallen. »Knete, Legosteine, Mr. Potato Head, Stifte, Papier und Malbücher.« Meredith saß neben Hope an dem kleinen Esstisch. »Und der Barbie-Frisuren-Kopf?«
»In der Tüte, allerdings gab's keine Barbie mehr. Du kriegst stattdessen Prinzessin Fiona aus Shrek.« »Aber das Ding hat Haare, die man abschneiden kann, ja? Ich meine, wenn Bailey Friseurin war, dann hat sie das vielleicht auch mit Hope gespielt.«
»Jep. Ich hab's mir genau angesehen. Und ich habe noch Kleidung für Hope gekauft. Mann, ist Kinderkleidung teuer.«
»Tja, gewöhn dich dran, Tantchen.«
»Hast du sie aus dem Schlafzimmer hierhergebracht?« »Ging nicht anders. Wir hatten drüben nicht beide Platz, und ich fand, dass ein Szenenwechsel angebracht wäre.« Meredith nahm einen blauen Stift. »Hope, ich nehme mir jetzt Kobaltblau. Ich finde, Kobalt klingt lustig. Wie ein kleiner Kobold.«
Meredith plapperte weiter, während sie ausmalte, und Alex sah, dass sie das wohl schon eine ganze Weile tat. Auf dem Tisch lag ein Stapel Seiten, die Meredith aus dem Malbuch gerissen hatte. Alle Seiten waren blau bemalt.
»Können wir uns unterhalten, während du malst?« Meredith lächelte. »Sicher. Oder du setzt dich zu uns und machst mit. Hope und ich haben nichts dagegen, oder, Hope?«
Hope schien sie nicht einmal zu hören. Alex holte sich den Stuhl vom Tisch im Schlafzimmer und setzte sich. Dann begegnete sie Merediths Blick über Hopes Kopf hinweg. »Und?«
»Nichts«, erwiderte Meredith fröhlich. »Es gibt nun mal keine Zauberstäbe, Alex.«
Hopes Hand verharrte
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