Todesbraeute
zu brennen. »Tja, ich bin's nicht gewesen, und die anderen auch nicht.« »Und woher willst du das wissen?«
»Bluto hat nicht den Mumm, irgendjemanden umzulegen, und Igor ist nur ein kleiner Jammerlappen. Er bibbert vor Angst und hat sich mit Bluto am helllichten Tag im Park getroffen. Der Bursche ist in der Lage, uns alle auffliegen zu lassen.«
»Das hättest du mir sofort sagen müssen.« Die Stimme war nun sanft, täuschend sanft.
Säure breitete sich in seinen Gedärmen aus, als ihm klar wurde, was er angerichtet hatte. »Moment mal.« Die dunklen Augen blickten ihn amüsiert an. »Du steckst zu tief drin, Sweetpea. Du kannst keinen Rückzieher machen.«
Das war die Wahrheit. Er steckte viel zu tief drin. Er leckte sich über die Lippen. »Nenn mich nicht so.« »Die Spitznamen waren doch deine Idee. Selbst schuld, wenn du deinen nicht leiden magst.« Das höhnische Lächeln verschwand. »Du Vollidiot. Du regst dich über einen Spitznamen auf, wenn du nicht einmal weißt, wer diese Frauen erledigt? Du denkst, Igor wird uns alle auffliegen lassen? Du glaubst, Alex Fallons Fragen bedrohen uns? Das alles ist nichts, verglichen mit dem, was diese Morde bewirken können. Die Presse ist sofort auf die Verbindung angesprungen. Das Bild der kleinen Tremaine war gestern überall in den Nachrichten. Was weißt du?« Sein Mund wurde trocken. »Ich dachte zuerst, es müsste ein Nachahmer sein, ein Spinner, der irgendwie von dem alten Fall erfahren hat, nachdem die Geschichte mit Simon durch die Presse ging.«
»Es ist mir verdammt egal, was du dachtest. Ich will wissen, was du weißt!«
»Claudia Silva ist das zweite Opfer. Als man sie fand, hatte sie einen Schlüssel um den Zeh gebunden.« Er versteifte sich. Ein Streichholz wurde angerissen, und Zigarettenrauch quoll aus dem Fenster. »Hat Daniel schon Simons Schlüssel gefunden?«
Simons Schlüssel. Das Lockmittel, mit dem Simon Vartanian sie verhöhnt hatte und es sogar noch aus seinem Grab tat. Sein echtes Grab diesmal. Wenigstens das hatte Daniel richtig gemacht. »Falls ja, hat er noch nichts davon verlauten lassen.«
»Und dir wird er es bestimmt nicht sagen. Ist er in dem Haus seiner Eltern gewesen?«
»Nicht seit der Beerdigung.«
»Und du hast das Haus durchsucht?«
»Zehnmal.«
»Dann mach elf draus.«
»Er kann auch ohne Schlüssel ans Bankschließfach.« »Ja, aber vielleicht weiß er gar nichts davon. Sobald er den Schlüssel findet, wird er sich auf die Suche machen. Wenn er es nicht bereits tut. Dieses Arschloch, das die Frauen tötet, weiß jedenfalls von dem Schlüssel. Und er will, dass die Polizei es auch weiß. Also sorg dafür, dass Daniel Simons Schlüssel nicht findet.«
»Er war noch nicht auf der Bank. Das weiß ich. Aber er scheint irgendwas mit dieser Fallon zu haben. Die halbe Stadt hat gesehen, wie er ihr gestern Nacht die Zunge in den Hals gesteckt hat.«
Wieder das Kobralächeln. »Das sollte man nutzen. Tu es, sobald du dich um Igor gekümmert hast.« Sein Blut gefror zu Eis. »Ich werde Rhett Porter nicht umbringen.« Er hatte Igors echten Namen benutzt, weil er hoffte, den anderen damit wachzurütteln und zu Verstand zu bringen. Aber offensichtlich verschwendete er nur seinen Atem, denn das Kobralächeln wurde breiter. »Natürlich wirst du, Sweetpea.« Das Fenster glitt hoch, und der Jaguar rollte leise davon.
Und er saß da, starrte stur geradeaus und wusste, dass er es tun würde, genau wie beim letzten Mal, als man ihm zu töten befohlen hatte. Weil er viel zu tief drinsteckte.
Er atmete ein paarmal tief durch, um die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. Er musste Rhett Porter töten. Was machte schließlich einer mehr?
Atlanta, Dienstag, 30. Januar, 15.25 Uhr
»Und daher will die Sozialarbeiterin es mir aufnehmen«, endete Alex. Sie saß vor Daniels Tisch und sah von Daniel zu Chase Wharton, der am ganzen Körper angespannt war, obwohl seine Miene nichts verriet. Aus dem Augenwinkel sah sie Ed Randall, der sie so eingehend musterte, dass sie sich wie auf dem Präsentierteller vorkam. Chase wandte sich an Daniel. »Rufen Sie Papadopoulos. Und sorgen Sie dafür, dass die Aufnahme so gut gemacht wird, dass wir Hintergrundgeräusche herausfiltern können.«
»Wer ist Papadopoulos?«, fragte Alex, während sie ihre Finger verschränkte. Dass niemand hier wenigstens vorsichtig anmerkte, Bailey hätte den Anruf selbst und freiwillig getätigt haben können, machte sie nervös. »Luke«, sagte Daniel. »Du hast
Weitere Kostenlose Bücher