Todesbraeute
ein paar Haare zu überlassen.«
»Aber ich werde ihr eine Erklärung geben müssen.« »Dann tun Sie das. Erzählen Sie ihr, was Sie wollen, nur nicht die Wahrheit.«
Daniel zog die Brauen zusammen. »Chase, sie ist nicht verdächtig.«
»Nein, aber in diesen Fall verwickelt. Wenn die Proben zusammenpassen, können Sie es ihr sagen. Wenn nicht, muss man ihr auch keine Angst machen.« Das zumindest ergab Sinn. »Also gut.« Chase richtete seine Krawatte. »Los jetzt - Showtime. Ich beantworte die Fragen.«
»Moment mal«, protestierte Daniel. »Ich leite die Ermittlung. Ich kann die Fragen selbst beantworten.« »Das weiß ich, aber denken Sie bitte daran, was ich zu der gleichzeitigen Nennung von >Vartanian< und >Dutton< in ein und demselben Satz gesagt habe. Meine Vorgesetzten wollen, dass ich das übernehme. Sonst bleibt alles, wie es ist.«
»Na gut«, brummte Daniel und blieb stehen, als er an Leighs Theke vorbeikam. Alex war fort. »Wo ist sie?« Er schob die Hand in die Tasche. Ihre Autoschlüssel waren noch da. Sie konnte ein Taxi genommen haben, aber so dumm würde sie doch nicht sein. Falls ... »Entspann dich, Danny«, sagte Leigh. »Sie ist draußen im Flur und telefoniert.«
Daniel spürte, wie sich sein Nacken leicht entspannte. »Danke.«
»Daniel.« Chase hielt die Tür auf. »Kommen Sie schon.« Daniel konnte sie am Ende des Flurs stehen sehen, als er, Chase und Ed in die andere Richtung davongingen. Sie hatte das Handy am Ohr, stand leicht vornübergebeugt da und hatte einen Arm um den Oberkörper geschlungen. Und mit einem Mal begriff Daniel, dass sie weinte. Er blieb stehen. Auf seiner Brust lag plötzlich ein enormer Druck. Trotz allem, was in den vergangenen beiden Tagen passiert war, hatte sie kein einziges Mal geweint. Zumindest hatte er es nicht gesehen.
»Daniel.« Chase packte ihn an der Schulter. »Wir sind spät dran. Kommen Sie. Ich brauche Sie klar im Kopf. Sie können später mit ihr reden. Sie kann nicht verschwinden, solange Sie ihre Schlüssel haben.«
Ed warf ihm einen Blick zu, der eine Mischung aus Überraschung und Mitgefühl verriet, und Daniel begriff, dass man offensichtlich in seinem Gesicht lesen konnte. Er bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und wandte sich ab. Aber es fiel ihm schwer.
Er würde seinen Job tun. Er würde diesen Killer, der sie mit falschen Fährten und Schlüsseln verspottete, finden. Er würde dafür sorgen, dass nicht noch mehr Frauen tot in Gräben gefunden wurden. Er würde Alex beschützen.
Atlanta, Dienstag, 30. Januar, 14.30 Uhr
»Es tut mir sehr leid, Miss Fallon«, sagte Nancy Barker. Die Sozialarbeiterin klang beinahe so unglücklich, wie sich Alex fühlte. »Mehr kann ich Ihnen leider im Augenblick nicht sagen.«
»Und Sie sind sicher?«, hakte Alex nach. Sie wischte sich das Gesicht mit dem bandagierten Handrücken ab. Gott, wie sie es hasste, mit Tränen Schwäche zu zeigen. Tränen halfen nicht. Aber bei allem, was heute schon passiert war ... Wahrscheinlich kam jeder irgendwann an seine Grenzen. Sie hatte damit gerechnet, von Baileys Tod zu erfahren, aber damit nicht. Damit nicht. »Ich weiß, wie schwer es für Sie sein muss, aber Bailey war süchtig. Heroinsüchtige haben eine besonders hohe Rückfallquote. Sie sind Krankenschwester. Ich werde Ihnen da nichts Neues erzählen.«
»Nein, sicher nicht. Aber alle, die in letzter Zeit mit Bailey Kontakt hatten, schwören, dass sie clean war.« »Vielleicht stand sie unter Stress und konnte einfach nicht mehr. Es kann alle möglichen Gründe geben. Ich weiß nur, dass sie im Büro angerufen und eine Nachricht hinterlassen hat. Zitat: >Für denjenigen, der mein Baby, Hope Crighton, hat.< Da man wusste, dass Hope einer meiner Fälle ist, wurde die Nachricht an mich weitergeleitet.« »Also hat niemand wirklich mit Bailey gesprochen.« Der erste Schock ebbte ab, und Alex' Verstand arbeitete wieder. »Wann hat sie die Nachricht hinterlassen?« »Heute. Vor etwa einer Stunde.«
Vor einer Stunde. Alex sah auf ihre verbundenen Hände. Es gibt keine Zufälle, hatte Daniel gesagt. »Könnten Sie die Nachricht auch an mich weiterleiten?« »Ich weiß nicht, ob das mit unserem internen System funktioniert. Wieso?«
Alex hörte einen Hauch von Misstrauen in der Stimme der Sozialarbeiterin. »Miss Barker, ich will Ihnen bestimmt keine Schwierigkeiten machen und auch keine Tatsachen leugnen, aber zwei Frauen aus Baileys Heimatstadt sind tot. Bitte verstehen Sie, dass ich nicht,
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